Gläsern und steril

Von Für SPOX in Ascona: Stefan Rommel
Fußball, EM 2008, Löw, Hickersberger, Gonzalez
© Getty

Wir sitzen hier im Tessin, in Ascona. Nicht in Berlin. Wir spielen auch bei der EM mit, dem kleinen Bruder der WM. 2006 ist längst vorbei, aber doch so gegenwärtig in diesen Tagen. 

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Am Mittwochabend erreichte uns die Meldung, dass Torsten Frings im K.o.-Spiel gegen die Portugiesen womöglich fehlen wird. Wieder Frings, wie schon am 4. Juli vor zwei Jahren, im Halbfinale gegen Italien.

Ein Rippenbruch könnte ihn für morgen außer Gefecht setzen, vor zwei Jahren nahmen ihn die Herren sehr fortgeschrittenen Alters von der FIFA aus dem Rennen.

Ganz offenbar will die UEFA an Kleinkariertheit und Sturheit dem Weltverband in keiner Weise nachstehen. Der Torsten Frings von 2008 heißt Joachim Löw und ist dummerweise Trainer der deutschen Nationalmannschaft.

Die UEFA hat ihn jetzt gesperrt, für ein Spiel. Weil er seine Coachingzone... ja was eigentlich? Verlassen hat? Zu ausgiebig genutzt hat? Auf die Markierungsstreifen getreten ist?

Schiedsrichter Manuel Mejuto Gonzalez - jeder Gonzalez, der vor zwei Jahren die WM verpasst hatte, weil seine Assistenten durch den Fitnesstest gerasselt waren - weiß es bis heute noch nicht.

Er hat sich voll und ganz auf seinen dritten Assistenten Damir Skomina aus Slowenien und dessen Erlebnisbericht vom Spielfeldrand verlassen und ohne Vorwarnung Strafen verteilt.

Das allein war schon lächerlich genug und völlig überzogen. Die Schiedsrichter sollten sich lieber auf ihre Kerngebiete konzentrieren, damit haben sie eh schon genug zu tun, wie etliche gravierende Fehlentscheidungen bisher zeigten.

Dass die UEFA jetzt auch noch unnachgiebig an ihrer Regelung festhält und einen Trainer sperrt, der lediglich seiner Arbeit nachgegangen ist, ist Sinnbild für die große Entfernung, die der Kontinentalverband und dessen Entscheidungsträger mittlerweile zu diesem Sport aufgebaut haben.

Natürlich gibt es Regeln und an die haben sich alle Beteiligten zu halten. Was Löw und Josef Hickersberger aber zur Last gelegt wird, ist die Essenz des Spiels an sich: Die überbordende Emotion.

Die UEFA ist auf einem sehr guten Weg, diese zu ersticken und den Fußball in Europa gläsern und steril zu machen. Und das kann niemand ernsthaft wollen.

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