Uwe Kamps gibt ter Stegen Nachhilfe

SID
Früher stand Uwe Kamps selbst im Tor der Borussia, heute trainiert er ter Stegen
© Getty

Für Torwarttrainer Uwe Kamps von Borussia Mönchengladbach hat sein Schützling Marc-Andre ter Stegen im Dreikampf um einen Platz im EM-Kader der Nationalmannschaft die Nase vorn. Was das Pokal-Halbfinale gegen Bayern angeht, hat der 47-jährige einen reichhaltigen Erfahrungsschatz.

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"Wir haben in Deutschland momentan viele talentierte Torhüter. Am Ende glaube ich, dass Marc, wenn es um den komplettesten Torwart geht, sehr sehr viel hat und von all denen am komplettesten ist", sagte Kamps im Interview der Nachrichtenagentur dapd.

Ter Stegen gilt neben der derzeitigen Nummer drei, Hannovers Ron-Robert Zieler, und dem Leverkusener Bernd Leno als aussichtsreichster Kandidat für ein EM-Ticket. Im direkten Duell mit Leno patzte ter Stegen allerdings. Für Kamps kein Problem: "Das war ein schwerer Ball, den er halten musste. Er ist 19 Jahre alt, da darf man auch mal Fehler machen."

Vor dem DFB-Pokal-Halbfinale und einem möglichen Elfmeterschießen gegen Bayern München wird es für das Gladbacher Eigengewächs zwar Tipps, aber keinen Spickzettel geben. "Wir werden uns vorher damit auseinandersetzen, damit er was weiß. So wie Jens Lehmann bei der WM 2006 was wusste", sagte Kamps.

Pokalheld von 1992

Uwe Kamps ist der richtige Ansprechpartner. Drei Finalteilnahmen, ein DFB-Pokalsieg und zugleich der letzte Titelgewinn in der Geschichte von Borussia Mönchengladbach: Kamps hat alle Pokal-Facetten miterlebt. Mit vier gehaltenen Elfmetern im Halbfinale 1992 gegen Leverkusen schrieb der heute 47-Jährige dann auch noch selbst Pokal-Geschichte.

Nachhilfe in Sachen Cup-Kenntnis hat er schon angeboten. "Von den Jungs, die bei uns jetzt im Kader sind, waren nur wenige im Pokalfinale. Ich hab ihnen auch schon gesagt, dass ich zur Verfügung stehe, um ihnen zu erklären, wie das ist und wie es abläuft. Ich hab das ja in allen Facetten erlebt", sagte Kamps im Interview der Nachrichtenagentur dapd.

"Alles reinlegen, um das erleben zu können"

Der Borussia bietet sich am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen Rekordmeister Bayern München nach 17 Jahren mal wieder die historische Chance, ins Endspiel einziehen zu können. Zuletzt gelang das 1995: Finale gegen den damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg, 3:0, mit Kamps im Tor. Der heutige Gladbacher Torwarttrainer erinnert sich: "Das Erlebnis Berlin mit der Atmosphäre vorher in der Stadt. Das traditionelle Stadion in Berlin, das voll ist, mit den eigenen Fans. Da muss man alles reinlegen, um das erleben zu können", sagte Kamps.

Erlebt hat Kamps in seinen knapp 30 Jahren im Klub eine Menge. Obwohl auch ein Angebot von Real Madrid vorlag, blieb er der Borussia treu. "Ich hab mich hier immer sauwohl gefühlt. Ich wollte das Spiel spielen und nicht mehr Geld verdienen", sagte Kamps. Und das auch international. Die damalige Mannschaft war die letzte, der die Europapokal-Qualifikation gelang.

Vergleichen will er die beiden Generationen aber nicht. "Damals konnte eine Mannschaft über mehrere Jahre wachsen. Stefan Effenberg hat der Mannschaft einen Schub gegeben und er war ein Schlüsselspieler für den Erfolg", sagte Kamps. Heute sei das schwieriger. Allerdings sei die aktuelle Situation - den Europapokal und den Finaleinzug vor Augen - eine Sache, auf die der Klub aufbauen könne.

Und laut der Gladbacher Torhüterlegende ist die Borussia offenbar wieder mal reif für einen Titel. Zwar habe man erst einmal mit den Bayern ein ganz schweres Halbfinale vor der Brust, sagte Kamps. "Aber es ist schon wieder sehr lange her. Das war bisher eine Saison, mit der wir vorher nicht so gerechnet hätten. Insgesamt kommt es auf die Tagesform und das Drumherum an", sagte der 47-Jährige. Wenn man es schaffe, das abzurufen, könne man reif sein für einen Titel.

"Heynckes hat sich verändert"

Wie es geht, weiß ein alter Bekannter, der mit den Bayern zurück in den Borussia-Park kommt. Der Ur-Gladbacher Jupp Heynckes trainierte seine Borussia von 1979 bis 1987 und noch einmal 2006/2007, Titel als Trainer holte er aber vor allem mit den Bayern. "Jupp Heynckes hat sich verändert, mit all den Erfahrungen, die er gemacht hat. Ich denke, dass er das Gefühl für die Mannschaft noch besser bekommen hat", sagte Kamps, der zwischen Gladbachs Trainer Lucien Favre und Heynckes sogar Gemeinsamkeiten entdeckt. "Wenn sie sich mit dem Gegner beschäftigen und den Gegner auch vorstellen, da entdecke ich schon Parallelen", sagte Kamps.

Apropos Parallele: Auf dem Weg in das Endspiel ist ausgerechnet das Achtelfinale gegen Schalke 04 (3:1) ein gutes Omen. Bei den beiden letzten Pokalsiegen 1995 und 1973 warf man S04 ebenfalls aus dem Wettbewerb. 1973 war aber selbst Uwe Kamps nicht dabei.

Marc-Andre ter Stegen im Steckbrief

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