Spanien hat Angst

Von Alexander Mey
pirlo, andrea, italien
© Getty

München - Da war es wieder, das Sieger-Gen, das die Italiener bei der WM 2006 in Deutschland bis zum Titel gebracht hat.

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Die Azzurri haben ihr letztes Gruppenspiel gegen Frankreich 2:0 gewonnen und sich damit auf den allerletzten Drücker für das Viertelfinale qualifiziert. Als Gruppenzweiter hinter den Niederlanden. Nicht das Wunschergebnis, aber immerhin.

"Die Jungs haben eine tolle Reaktion gezeigt. Wir haben heute mit etwas Glück endlich die Früchte eingefahren und sind jetzt natürlich sehr zufrieden", sagte Coach Roberto Donadoni. "Ich wusste, dass es so kommen wird. Italien lebt!"

Kein Wunschgegner

Nicht gewusst, aber geahnt haben die Spanier, was im Viertelfinale auf sie zukommen wird. Ausgerechnet Italien! Trotz des souveränen ersten Platzes in Gruppe D hätte es für die Furia Roja nicht schlimmer kommen können.

"Italien ist nicht unbedingt der Gegner, den ich mir gewünscht habe", sagte Spaniens Coach Luis Aragones. Schön formuliert, aber in Wahrheit geht auf der iberischen Halbinsel schon jetzt die Angst um.

Seit 88 Jahren nicht mehr gewonnen

Seit 88 Jahren hat Spanien kein Turnierspiel mehr gegen Italien gewonnen. Das letzte bittere Ausscheiden gab es im Viertelfinale der WM 1994, als die Italiener 2:1 gewannen und für große Aufregung bei den Spaniern sorgten, weil Mauro Tassotti dem damaligen spanischen Star Luis Enrique die Nase brach.

"Italien, wir haben das nicht vergessen", titelt deshalb die Sportzeitung "Marca" unter dem Bild des blutüberströmten Luis Enrique. Mut machen ist die Devise.

Italiens Selbstbewusstsein ist zurück

Das hat Italien nicht nötig. Nach dem Sieg in der Neuauflage des WM-Finals gegen die Franzosen spricht die "Gazzetta dello Sport" von einer "perfekten Nacht", "La Repubblica" titelt: "Das war die Auferstehung der Totgesagten. Jetzt sind die Wunder-Spanier dran."

Trainer Donadoni redet vom kommenden Gegner mit Respekt, aber ohne Angst. "Spanien ist eine Riesenmannschaft, das wird ein sehr schweres Spiel. Aber je weiter man kommt, desto schwieriger wird es."

Das Selbstbewusstsein des Weltmeisters ist wieder da. "Dieser Sieg ist eine große Genugtuung für uns. Viele haben nicht mehr an uns geglaubt, doch wir haben gezeigt, dass wir gut Fußball spielen können", sagte Mittelfeldspieler Daniele De Rossi. "Das war erst der Anfang", versprach Gianluca Zambrotta. Luca Toni tönte: "Gegen Spanien werde ich mein erstes Tor machen."

Zum Schluss ergänzte Gennaro Gattuso: "Wir sind immer noch im Turnier, und dafür gibt es einen Grund: Unseren Zusammenhalt."

Pirlo und Gattuso fehlen

Den werden die Italiener auch brauchen. Denn mit Gattuso und vor allem Mittelfeldregisseur Andrea Pirlo werden zwei Schlüsselspieler gegen Spanien Gelb-gesperrt fehlen. Gegen das starke Mittelfeld der Spanier um Xavi, Iniesta und Senna ein großer Nachteil.

Ausreden werden aber nicht gelten gelassen. "Es tut mir unheimlich weh, dass ich im Viertelfinale gesperrt bin", sagte Gattuso. "Trotzdem werden wir den Spaniern einen heißen Kampf liefern. Ich glaube an unsere Truppe, ein anderer Spieler wird mich würdig vertreten."

Pirlo sieht es genauso: "Es kommt nicht darauf an, wer meine Position einnimmt. Es kommt darauf an, mit welcher Einstellung er ins Spiel geht."

Spanien hat letztes Duell gewonnen

Wahrscheinlich wird er das Messer zwischen den Zähnen haben, genau wie seine Mannschaftskollegen.

Schließlich gibt es mit den Spaniern noch eine offene Rechnung zu begleichen. Das letzte Aufeinandertreffen ging nämlich an die Furia Roja. Im März 2008 hieß es in einem Testspiel 1:0.

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