Zeit für Arne?

Von Für SPOX in Ascona: Stefan Rommel
Joachim Loew, Arne Friedrich, EM 2008, Deutschland, Kroatien, Gruppe B, Marcel Jansen
© Getty

Ascona - Manchmal reichen bei Joachim Löw schon kleine Nuancen. Er rümpft dann mit der Nase oder schaut verwegen zur Seite, wenn ihm was nicht passt. Offen eingestehen will er das nicht, er verrät es irgendwie aber doch, fast immer.

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Auf der Pressekonferenz am Dienstag überlistete Löw nicht seine Mimik. Er sagte frei heraus, was er über seine Ergänzungsspieler und dort im Speziellen über Arne Friedrich denkt.

"Die Spieler, die hinten anstehen, arbeiten sehr gut mit und machen Druck auf die ersten Elf. Der Arne ist in einer blendenden Verfassung. So stark wie hier habe ich ihn selten gesehen", lobte Löw seinen Defensivallrounder. Ein ungewohnt offensiver Akt der Huldigung für einen, der bisher nur in zweiter Reihe stand.

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"Abstimmung hat gut geklappt"

"In der Defensivzentrale hat die Abstimmung zwischen Mertesacker und Metzelder schon sehr gut geklappt", so Löw weiter. Selbst mit sehr wenig interpretatorischem Geschick lässt sich daraus erahnen, dass gegen Kroatien (Do., ab 17.45 Uhr im SPOX-TICKER) auch das gewohnte M&M-Duo die Innenverteidigung bilden wird.

Über die Probleme auf der linken Abwehrseite mit dem sehr offensiven und defensiv bedingt tauglichen Lukas Podolski und Marcell Jansen aber schwieg Löw.

Das Reh als Freigeist

Dort aber liegt vermutlich die größte Gefahr gegen die spielstarken Kroaten. Darijo Srna, neben Superstar Luka Modric der zweite Ecken- und Freistoßspezialist im Team, und Rechtsverteidiger Vedran Corluka machten im ersten Spiel gegen Österreich über die rechte kroatische Angriffsseite enorm viel Druck.

Vor allem der wendige Srna überrumpelte seinen Widerpart Joachim Standfest fast nach Belieben. Srna, 26, ist in einer ansonsten sehr homogenen Mannschaft neben Modric so etwas wie der Freigeist.

Trainer Slaven Bilic gewährt ihm fast allen Spielraum und wird mit Vorlagen und gefährlichen Flankenläufen dafür belohnt. Passend zum Klischee ist Srna - übersetzt "das Reh" - aber nicht ganz pflegeleicht.

Das erste Qualifikationsspiel gegen die Russen verpasste er, weil er den Zapfenstreich missachtet hatte und bis morgens um 3 Uhr in einer Diskothek rumlungerte. Bilic strich ihn daraufhin ersatzlos aus dem Kader.

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Jansen zu hüftsteif

Wie also die Kroaten über rechts stoppen? Die Variante mit Podolski und Jansen erscheint zu offensiv. Selbst gegen einen eher mittelprächtigen Gegenspieler wie Wojciech Lobodzinski hatte Jansen auf links erhebliche Probleme, ließ zu viele Flanken und ab und an sogar den Torabschluss zu. Auch, weil dem unerprobten Podolski die Laufwege in der Defensive noch nicht ganz geläufig sind.

Ein besonderer Nachteil Jansens könnte dabei dessen Körpergröße werden. Srna ist wendig, flink, schlägt schnelle Haken. Für den bisweilen ungelenk wirkenden Jansen ein großes Problem.

Friedrich rechts, Lahm links

Natürlich sieht das auch Jogi Löw. Und bringt eben - freiwillig oder nicht - Arne Friedrich ins Spiel. "Viele Wechsel im Vergleich zum Polen-Spiel wird es nicht geben. Allerdings ist es durchaus denkbar, dass ich den ein oder anderen doch ins Spiel bringe", meinte der Bundestrainer etwas nebulös. 

Auch wenn Friedrich auf der PK am Mittwoch nicht davon ausging, "dass ich gegen Kroatien von Beginn an spielen werde", stehen seine Chancen nicht schlecht.

Der Berliner käme auf seiner gewohnten rechten Seite zum Zug, der gegen die Österreicher blasse Niko Kranjcar dürfte Friedrich in seiner Spielanlage durchaus liegen.

Philipp Lahm müsste damit zumindest vorübergehend wieder auf die linke Seite rücken, würde gegen Srna zusammen mit Podolski aber die deutlich sicherere Variante abgeben als Jansen.

"Wir brauchen gegen die Kroaten eine noch geringere Fehler-Quote. Alle Spieler müssen noch mehr gemeinsam in Offensive und Defensive arbeiten", unterstrich der Bundestrainer.

Er sagte es ganz unaufgeregt, aber doch bestimmt. Auch ein Zeichen. Ein beruhigendes.

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