Der Geheimfavorit

Von Andreas Lehner
Schweiz, Team, EM 2008
© Imago

München - Große Erfolge sucht man in den schweizerischen Fußballgeschichtsbüchern vergeblich.

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Dreimal stand man bei Weltmeisterschaften im Viertelfinale, aber das war 1934, 1938 und 1954. Bei den Europameisterschaften 1996 und 2004 war bereits in der Vorrunde Schluss. Beim Heim-Turnier soll alles anders werden. Das Ziel heißt Europameister.

Bei der WM in Deutschland gab es schon einen kleinen Vorgeschmack auf das Potenzial der Nati. Obwohl man in vier Spielen kein Gegentor kassierte, schied man im Achtelfinale gegen die Ukraine mit 0:3 nach Elfmeterschießen aus.

Auch wenn die letzten Ergebnisse gegen Nigeria und die USA (jeweils 0:1) nicht positiv waren und die Schweiz (die besten Bilder in der SPOX-Diashow) in der Weltrangliste auf Platz 44 (schlechter ist bei der EM nur Österreich) abgerutscht ist, wollen sie zeigen, dass sie mit den Top-Teams mithalten können und der Titel keine Utopie ist.

Immerhin gab es 2007 einen 2:1-Sieg gegen die Niederlande und ein 1:1 gegen Argentinien. Nicht nur deshalb gilt die Schweiz bei vielen Experten als Geheimfavorit.

Stärken:

Coach Köbi Kuhn hat seit seinem Amtsantritt 2001 konsequent eine Mannschaft aufgebaut, die beim Turiner im eigenen Land auf dem Höhepunkt sein soll.

Kuhn hat es geschafft ein richtiges Team zu formen, das über einen tollen Teamgeist verfügt. Außerdem besitzt das Team über viel individuelle Klasse. Fast alle Spieler stehen in den europäischen Top-Ligen unter Vertrag.

Die Innenverteidiger Philippe Senderos (Arsenal London) und Patrick Müller (Olympique Lyon) halten den Laden hinten zusammen. Wie die WM gezeigt hat, ist es schwer gegen die Schweiz Tore zu erzielen.

Im Sturm ist Alexander Frei die Lebensversicherung. Der BVB-Stürmer ist der Knipser im Team. Mit 32 Treffern im Nationaltrikot ist er auf dem besten Weg Kubilay Türkyilmaz (34) als Rekordtorschützen abzulösen.

Schwächen:

Zwischen den Pfosten herrscht noch Ungewissheit. In den Testspielen rotierte Kuhn zwischen Fabio Coltorti, Diego Banaglio und Pascal Zuberbühler. Favorit auf die Nummer 1 ist Coltorti, der müsste aber dann bei Racing Santander Stammspieler sein.

Anfällig ist die Schweiz auf der rechten Seite, wo Philipp Degen von Borussia Dortmund verteidigt. Da Tranquillo Barnetta sehr offensiv ausgerichtet ist, ist dort viel Platz für die gegnerische Offensive.

Wenn Frei ausfällt, fehlt im Sturm die Alternative. Weder Marco Streller, Blaise N'Kufo noch Johan Vonlanthen haben die Klasse ihn zu ersetzen.

Taktik:

Kuhn wechselt je nach Personalsituation zwischen einem 4-4-2 und einem 4-5-1. Wobei er das System mit Stoßstürmer Frei bevorzugen würde.

Wie schon bei der WM gesehen, hat die kompakte Defensive oberste Priorität, um dann mit wenigen Stationen das Spiel schnell nach vorne zu tragen.

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