Die Erben Hagis

Von Daniel Börlein
Rumänien, Team
© Getty

München - Der rumänische Fußball war nicht wirklich interessant, bis ein gewisser Gheorge Hagi auf der internationalen Bühne auftauchte.

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Der extravagante Mittelfeldstratege führte Steaua Bukarest ins Finale des Landesmeister-Cups 1989, die rumänische Nationalelf 1990 nach 20 Jahren wieder zu einer Weltmeisterschaft und spielte Anfang bis Mitte der 90er Jahre bei den Spitzenklubs Real Madrid und FC Barcelona. Hagi war der erste Weltstar der Rumänen.

2001 beendete der "Karpaten-Maradona" seine aktive Laufbahn, ein Jahr vorher die Karriere im rumänischen Nationalteam. Als sich die Rumänen dann für die beiden folgenden Weltmeisterschaften und die EM 2004 nicht qualifizierten, befürchteten viele, dass der rumänische Fußball nach Hagis Abgang wieder in der Versenkung verschwindet.

Nun hat das Nationalteam um Trainer Victor Piturca allerdings den Abwärtstrend gestoppt und sich - in überzeugender Art und Weise vor den Niederlanden - für die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz qualifiziert.

Stärken:

Rumäniens Offensivabteilung geht ab ohne Ende. 26 Treffer erzielte die Piturca-Elf in 12 Quali-Spielen, elf mehr als die vermeintlich angriffsstarken Niederländer. Dabei wird der Ball nicht lange in den eigenen Reihen gehalten, sondern schnell in die Spitze gespielt, wo die durchgehend technisch versierten Angreifer zum Abschluss kommen sollen.

Eine gepflegte Spielweise ist ohnehin ein Markenzeichen der rumänischen Elf. Vom Rechtsverteidiger bis zur vordersten Spitze kann eigentlich jeder Akteur etwas mit der Kugel anfangen, und so kann auch von jeder Position ein Angriff eingeleitet und forciert werden.

Coach Piturca hat die richtige Mischung zwischen jung und alt gefunden. Routiniers wie Cosmin Contra, Petre Marin und Florentin Petre werden durch einige junge Wilde wie den Stuttgarter Ciprian Marica, Banel Nicolita oder dem Stefan Radu unterstützt.

Absoluter Star der Mannschaft ist Adrian Mutu. Auch wenn der Angreifer vom AC Florenz charakterlich nicht immer einwandfrei auftritt, ist er in der Mannschaft absolut unumstritten und mit sechs Toren zudem bester Torschütze in der Quali.

Schwächen:

Zwar sind die Rumänen technisch stark und können spielerisch mit nahezu jedem Gegner mithalten, doch mitunter neigt das Team zu Leichtsinn, Unkonzentriertheiten und Überheblichkeit. 

Diese spielerische Leichtigkeit kann den Rumänen auch im Falle eines Rückstandes zum Verhängnis werden. Denn die gute alte Brechstange ist kein Stilmittel das sie in ihrem Repertoire haben. Ein körperlich robuster Mittelstürmer, der lange Bälle selbst verarbeiten oder ablegen kann, steht nicht im Kader.

Auf der Torhüterposition fehlt die ganz große Klasse. Mit Bogdan Lobont steht zwar ein ordentlicher Keeper zwischen den Pfosten, im internationalen Vergleich schneidet er aber unterdurchschnittlich ab. Fällt Lobont aus, stehen die Rumänen vor einem noch größeren Problem, denn seine Ersatzmänner fallen vor allem durch Patzer auf. Danut Coman hat dies beim Test gegen Deutschland im September deutlich bewiesen.

Taktik:

Die Rumänen bevorzugen ein 4-4-1-1-System, in dem Mutu mit allen Freiheiten ausgestattet ist. Er lässt dabei immer wieder weit zurückfallen, schleppt die Bälle und kurbelt das Spiel an. Die Defensive ordnet Christian Chivu von Inter Mailand, der meist als Abräumer vor der Abwehr agiert.

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