Neuling im Testlauf

Von Stefan Rommel
polen, team
© Imago

München - Er hat es also schon wieder geschafft... Leo Beenhakker ist und bleibt ein Phänomen. Zwölf Stationen als Vereinstrainer und vier als Nationaltrainer hat der Holländer mittlerweile hinter sich.

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Und überall war er über die Maßen erfolgreich. Beenhakker hat sechs nationale Meistertitel errungen und so illustre Namen wie Saudi-Arabien oder Trinidad & Tobago zu einer WM-Endrunde geführt. Und jetzt hat er ein weiteres Kunststück geschafft: Die Polen (die besten Bilder in der SPOX-DIASHOW) zur EM zu bringen.

Noch nie waren die Söhne Dombrowskis bei kontinentalen Titelkämpfen in der Endrunde. Beenhakker löste das Ticket schon am vorletzten Spieltag. Polens Ex-Präsident Lech Kaszynski versprach Beenhakker quasi posthum sogleich noch die höchste Auszeichnung des Landes.

Stärken:

Beenhakker hat vor gut einem Jahr eine enorm eingespielte und vor allen Dingen hungrige Mannschaft übernommen. 2012, wenn Polen und die Ukraine Gastgeber der EM sein werden, soll deren große Stunde schlagen. Die Titelkämpfe in Österreich und der Schweiz sind da ein willkommener Testlauf.

Polens heißeste Waffe heißt Ebi Smolarek. Für Borussia Dortmund war der 26-Jährige nicht mehr gut genug und wurde nach Saragossa abgeschoben. In der Nationalmannschaft aber blühte Ebi unter seinem Ziehvater Beenhakker förmlich auf.

9 der insgesamt 24 Tore gingen auf sein Konto, gleich drei wichtige Partien entschied Smolarek im Alleingang.

Was vorne Smolarek ist, ist hinten Artur Boruc. Der Torhüter von Celtic Glasgow ist der große Rückhalt der Mannschaft und einer der besten Keeper Europas.

Schwächen:

Hungrig auf der einen Seite - grün und unerfahren auf der anderen. Zuletzt musste Polen (alle Informationen zum EM-Neuling) bei der WM 2006 deutlich Lehrgeld bezahlen. Die jungen Spieler haben keine Erfahrungen mit großen Turnieren. Außerdem spielt kein einziger bei einem echten Topklub in Europa.

Die rechte Abwehrseite ist das Sorgenkind. Weder Dariusz Dudka noch der Dortmunder Jakub Blaszczykowski konnten in der Quali überzeugen. Hier muss sich Beenhakker noch etwas einfallen lassen.

Allerdings fehlt es da - wie auch auf etlichen anderen Positionen - an echten Alternativen. Der Kader ist in der Tiefe zu dünn besetzt. Für einige Planstellen (Torhüter, Sturm, linkes offensives Mittelfeld mit Jacek Krzynowek) gibt es genau einen Spieler, aber keine Alternative dahinter.

Taktik:

Beenhakker spielt im Tannenbaumsystem 4-3-2-1. Die Viererkette mit Marcin Wasilewski, Mariusz Jop, Michael Zewlakow und Blaszczykowsi bzw. Dudka steht. Das defensive Dreiermittelfeld bilden Jacek Bak, Mariusz Lewandowski und Blaszczykowsi oder Dudka.

Die beiden Außen Krzynowek (links) und Maciej Zurawski (rechts) halten strikt ihre Position. Bei Angriff spielt Beenhakker also quasi im holländischen 4-3-3, bei Ballbesitz des Gegners ziehen sich Krzynowek und Zurawski mit zurück. Einzige echte Spitze im Zentrum ist Smolarek.

Polen in Zahlen:

Erfolge: WM-Dritter 1974, 1982
EM-Teilnahmen (1): 2008
WM-Teilnahmen (7): 1938, 1974, 1978, 1982, 1986, 2002, 2006
Bilanz gegen Deutschland: 15 Spiele, 0 Siege, 4 Unentschieden, 11 Niederlagen, 7:27 Tore
Letztes Duell: 14. Juni 2006 in Dortmund (0:1, WM-Gruppenspiel)
FIFA-Weltrangliste: Platz 23 (Stand: November 2007)

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