Bierhoff: "Wir sind gewarnt"

SID
Löw, Bilic, Beenhakker, Hickersberger
© Getty

München - Deutschland muss in der EM 2008 gegen Gastgeber Österreich, Polen und Kroatien ran - eine machbare Aufgabe.

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Das Fazit der DFB-Verantwortlichen fällt dementsprechend optimistisch, aber nicht gänzlich euphorisch aus. In Österreich ist das Deutschland-Los hingegen mit Freude aufgenommen worden. Die Trainer von Polen und Kroatien sehen Deutschland als den Top-Favoriten auf den Gruppensieg.

In Frankreich und Italien ist man derweil über die abermalige Neuauflage des WM-Finals nicht gerade glücklich. Titelverteidiger Otto Rehhagel spricht von einer schweren Gruppe.

Die Stimmen zur deutschen Gruppe:

Joachim Löw (Bundestrainer): "Ich würde nicht unbedingt von einem Glückslos reden. Aber wir haben gute Chancen, die nächste Runde zu erreichen. Kroatien hat in der Qualifikation England eliminiert, und wie schwer es gegen Polen ist, haben wir bei der WM gesehen. Österreich spielt mit der ganzen Nation im Rücken, das ist nicht zu unterschätzen. Ich bin froh, dass wir nicht in die Gruppe C (mit Niederlande, Italien und Frankreich, Anm. d. Red.) gelost wurden."

Oliver Bierhoff (DFB-Teammanager): "Kroatien ist ein unangenehmer Gegner, meiner Meinung nach auf dem Papier der stärkste. Die Kroaten haben gute Fußballer, die Leidenschaft, Herzblut und Vaterlandstreue mitbringen. Polen war bei der WM das wohl wichtigste Spiel. Es war ein Befreiungsschlag und hat der Mannschaft einen Schub gegeben. Und Polen hat damals auch gezeigt, was es für eine gute Mannschaft hat. Wir sind gewarnt. Österreich ist von der spielerischen Qualität her die schwächste Mannschaft in der Gruppe. Österreich hat Probleme, aber den Heimvorteil."

Josef Hickersberger (Teamchef Österreich): "Ich freue mich, dass wir Deutschland zugelost wurden. Ich habe mich als Spieler und Trainer in Deutschland immmer sehr wohl gefühlt. Das ist ein großes Los für uns. Wir haben genau verfolgt, wie Jürgen Klinsmann bei der deutschen Heim-WM unter Druck geraten ist, aber auch, wie dann eine Euphorie im Team entstand."

Andreas Herzog (Assistenztrainer Österreich): "Deutschland ist Favorit in der Gruppe, aber wir rechnen uns gegen Polen und Kroatien gute Chancen aus. Aber auch gegen Deutschland spielen wir in Wien und rechnen uns insgeheim Chancen aus. Nach 30, 40 Jahren wollen wir endlich wieder Deutschland schlagen. Wir müssen auch in Zukunft Erfolge feiern, damit wir nicht nur von 1978 reden müssen."

Andreas Ivanschitz (Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft): "Deutschland ist in der Gruppe natürlich haushoher Favorit. Viele in Österreich haben sich Deutschland als Gegner gewünscht, da freuen sich alle, aber es ist natürlich ein sehr schweres Los. Für uns wird viel von unserem Eröffnungsspiel abhängen. Aber ich rechne mir im Kampf um den zweiten Platz in unserer Gruppe schon Chancen aus."

Alfred Gusenbauer (österreichischer Bundeskanzler): "So haben wir uns die Gruppe nicht gewünscht, aber das Spiel gegen Deutschland findet fast auf den Tag genau 30 Jahre nach dem Wunder von Cordoba statt. Ich hoffe, die Leidenschaft und die Erinnerung werden uns helfen. Die Chance lebt. Angesichts der Gruppe C sind wir noch gut davongekommen."

Leo Beenhakker (Trainer Polen): "Es ist eine große Ehre für uns gegen den Gastgeber zu spielen. Da herrscht immer eine besondere Atmosphäre. Deutschland ist eines der besten Teams der Welt und Kroatien hat eine fantastische Qualifikation gespielt. Das wird eine große Herausforderung für uns, aber wir lieben Herausforderungen."

Slaven Bilic (Trainer Kroatien): "Wir haben viel Respekt, aber wir haben auch eine gute Mannschaft und viel Selbtsvertrauen. Wir können gegen jede Mannschaft in Europa gut spielen."

Stimmen zu den anderen Gruppen:

Roberto Donadoni (Trainer Italien): "Wir haben es selbst in der Hand, gewisse Spiele für uns leicht zu machen. Wir hatten auf mehr Losglück gehofft, aber es ist okay so. Man kann sich die Gegner halt nicht aussuchen. Ich hatte schon so eine Vorahnung, dass wir eine schwere Gruppe bekommen werden. Vor dem Duell mit Frankreich keine neue Polemik aufkommen zu lassen, hängt vom guten Willen beider Seiten ab. Unsere bisherigen Duelle gehören der Vergangenheit an und zählen jetzt nicht mehr. In mir weckt der Gruppengegner Frankreich keine besonderen Gefühle."

Raymond Domenech (Trainer Frankreich): "Es gibt sicher Trainer, die jetzt glücklicher sind. Italien und Holland sind Mannschaften, denen ich gerne ausgewichen wäre. Aber jetzt ist es eben so."

Marcello Lippi (Italiens Weltmeistertrainer): "Bei der WM-Auslosung hatten wir Glück, diesmal ein bisschen weniger, aber das macht nichts. Italien ist stark, wir sollten gelassen bleiben. Wenn alle Spieler fit sind, haben wir gegen keinen Gegner Probleme."

Jean-Pierre Escalettes (Präsident französischer Fußballverband): "Natürlich wird jetzt hier wieder von einer Todesgruppe geredet, aber die anderen zwölf Mannschaften werden auch sehr motiviert zu dieser EM kommen. Von daher ist es egal, gegen wen wir spielen müssen. Das ist eben eine Auslosung: Es kommt, wie es kommt."

Marco van Basten (Trainer Niederlande): "Das ist eine sehr schwere Gruppe. Wir spielen gegen die beiden WM-Finalisten, das sind zwei große Nationen und starke Mannschaften. Wir waren schon bei der letzten WM in der Todesgruppe, und ich bin gespannt, wie diese Gruppe jetzt genannt wird. Wir müssen uns in jedem Fall sehr gut vorbereiten."

Otto Rehhagel (Trainer Griechenland): "Es ist eine schwere Gruppe für uns. Vor einem Turnier wird viel geredet, doch entscheidend ist das, was auf dem Platz passiert. Wichtiger ist für mich, dass alle Spieler dann in einer guten Verfassung sind. Wir sind schließlich der Titelverteidiger und wollen uns im Turnier gut präsentieren."

Ioannis Amanatidis (Griechenland/Eintracht Frankfurt): "Wir haben eine relativ ausgeglichene Gruppe erwischt, in der Spanien eine leichte Favoritenrolle einnimmt. Es erinnert mich an die EM 2004, als wir auch Spanien und Russland in der Gruppe hatten. Wenn wir eine ähnliche Leistung abrufen wie 2004, dann werden wir unser erstes Ziel Zwischenrunde erreichen."

Guus Hiddink (Trainer Russland): "Gegen Griechenland habe ich schon gespielt, als ich noch australischer Teamchef war. Es gibt zwar keinen Außenseiter in dieser Gruppe, aber ich denke, die anderen drei Teams sind froh, dass sie uns als Gegner haben. Doch uns genügt die Qualifikation nicht, wir wollen auch hier überraschen und ins Viertelfinale kommen."

Christoph Spycher (Schweiz/Eintracht Frankfurt): "Unsere Gruppe ist sehr ausgeglichen und verheißt spannende Spiele. Mit dem Heimvorteil können wir etwas reißen. Die Türkei ist nicht unbedingt mein Wunschgegner, aber man sollte sich nicht mehr mit den Ereignissen der Vergangenheit beschäftigen."

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