EM

Portugal und Schweden im Halbfinale

Von Falko Bloeding
Durch das späte 1:1 sind beide Teams weiter
© getty

Mitfavorit Portugal steht im Halbfinale der U21-Europameisterschaft. Den Iberern reichte am letzten Spieltag der Gruppe B ein 1:1 (0:0)-Unentschieden zum Einzug ins Halbfinale. Auch die Schweden dürfen dank des späten Ausgleichstreffers das Weiterkommen und damit die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio bejubeln.

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Vor etwa 8.000 Zuschauern im Mestsky Fotbalovy Stadion von Uherske Hradiste war die Seleccao von Beginn an tonangebend und erspielte sich in den ersten 20 Minuten gleich drei hochkarätige Chancen. Mangels Vollstreckerqualitäten ging es gegen schwache Schweden dennoch mit einem 0:0 in die Pause.

Mit zunehmender Spieldauer zeichnete sich ab, dass beiden Mannschaften ein Remis zum Weiterkommen reichte und so wurden die Angriffe jeweils nicht mehr mit letzter Konsequenz vorgetragen. Als alles nach der folgerichtigen Nullnummer aussah, schlug Joker Goncalo Paciencia zu und markierte das 1:0 für Portugal (81.). Die Schweden schlugen durch einen Treffer des ebenfalls eingewechselten Simon Tibbling zurück (89.).

Portugal ist damit Gruppensieger und bekommt es nun am Samstag in Olmütz mit der DFB-Elf zu tun. Schweden profitiert von italienischer Schützenhilfe im Parallelspiel und fordert nun in im Halbfinale Dänemark.

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Portugals Trainer Rui Jorge setzt einmal mehr auf sein 4-4-2 mit Mittelfeldraute, nimmt aber im Vergleich zur Nullnummer gegen Italien zwei Wechsel im Angriff vor: Rafa und Carlos Mane müssen raus, dafür bilden Ivan Cavaleiro und Ricardo Pereira das Sturmduo. Es ist genau jene Elf, die zum Auftakt England mit 1:0 besiegte.

Auch die Schweden laufen in einer 4-4-2-Formation auf, allerdings mit flacher Vier im Mittelfeld. Coach Hakan Ericson verändert sein Team nach dem 0:1 gegen England ebenfalls auf zwei Positionen. Auf der rechten Außenbahn rückt Gladbachs Branimir Hrgota (erster Einsatz im Turnier) für Simon Tibbling in die Startelf. Und in der Innenverteidigung ersetzt Alexander Milosevic, Rotsünder beim 2:1 über Italien am ersten Spieltag, Filip Helander.

7.: Erste Großchance der Partie durch Carvalho! Silva kriegt die Kugel von links zentral an der Strafraumkante und steckt auf den einlaufenden Sechser durch, der erst Carlgren anschießt und auch den Abpraller in die Arme des schwedischen Keepers schiebt.

14.: Nächste Chance für Portugal: Silva dribbelt sich auf links durch und spielt die Kugel weiter auf Cavaleiro, der per Hacke in die Mitte auf Sergio Oliveira ablegt. Der zieht direkt ab, schießt aber knapp am linken Pfosten vorbei.

16.: Pereira setzt sich von rechts kommend gegen Milosevic durch und hält aus 17 Metern drauf, die Kugel streicht aber über die Latte!

27.: Lindelöf plötzlich mit der Riesenmöglichkeit für die Skandinavier. Der Schwede steigt nach einem Freistoß von der linken Strafraumecke hoch und wuchtet die Kugel Richtung Tor. Der Versuch per Kopf geht allerdings weit drüber.

53.: Thelin mit der Riesenchance für die Schweden! Baffo flankt die Kugel vom rechten Strafraumrand in die Mitte auf den Stürmer von Girondins Bordeaux, dessen Aufsetzer per Kopf aber nur die Latte streichelt.

82., 1:0, Paciencia: Schock für die Schweden! Aus dem Nichts zieht Medeiros über rechts Richtung Strafraum und legt quer auf Paciencia, der aus zehn Metern ins kurze Eck einnetzt!

89., 1:1, Tibbling: Was für ein Spiel! Schweden schlägt durch den eingewechselten Tibbling zurück: Die Kugel landet über Umwege im Fünfer beim schwedischen Stürmer, der aus kurzer Distanz Sa überwindet.

Fazit: Kein attraktives Spiel, in dem die Portugiesen lange Zeit den Ton angaben und auch ein verdienter Sieger gewesen wären. Die Schweden hingegen bewiesen Moral und sprangen dem Aus noch von der Schippe.

Der Star des Spiels:Bernardo Silva. Einmal mehr ein sehr guter Auftritt des offensiven Mittelfeldspielers der Portugiesen. Technisch eine Augenweide, ging er weite Wege und leitete mit klugen Pässen das Angriffsspiel. 94 Prozent seiner Zuspiele brachte er an den eigenen Mann, ein Top-Wert! Ähnlich stark: Mittelfeldkollege Sergio Oliveira, der viele gute Ideen hatte.

Der Flop des Spiels: Branimir Hrgota. Chance nicht genutzt! Der Angreifer von Borussia Mönchengladbach durfte auf der rechten Außenbahn ran und empfahl sich definitiv nicht für weitere Einsätze. Er leistete sich mehrere Ballverluste, brachte nur eine Flanke zustande und gewann schwache 20 Prozent seiner zehn Zweikämpfe. Zu Beginn des zweiten Durchgangs hatte er Feierabend. Ebenfalls schwach: Hrgotas Mannschaftskamerad John Guidetti, der keine Torchance hatte und es insgesamt auf magere 32 Ballkontakte brachte.

Der Schiedsrichter: Clement Turpin (Frankreich). Guter, ab und zu etwas zu strenger Auftritt des Unparteiischen in einer fairen Begegnung. Turpin lag bei den entscheidenden Situationen, wie einem unabsichtlichen Handspiel im portugiesischen Strafraum nach einer halben Stunde, mit seiner Bewertung richtig.

Das fiel auf:

  • Vom Anpfiff weg waren die Schweden bemüht, den Portugiesen keine Räume für ihr Kombinationsspiel zu bieten. Weil sie zwar massiert hinten drin standen, dafür aber auch nahezu körperlos agierten, spielten sich die Iberer trotzdem regelmäßig mit Leichtigkeit vor den Kasten von Patrick Carlgren.

  • Erschreckend schwacher Auftritt der Schweden, die ja mit einem Sieg aus eigener Kraft die Vorschlussrunde erreichen konnten. Zur Halbzeit lagen sie in allen wichtigen Statistiken hinten: Torschüsse, Ballbesitz, Passgenauigkeit, Ecken. Und am eklatantesten: Die Ericson-Elf gewann vor der Pause schwache 41 Prozent der Zweikämpfe.
  • Die Portugiesen verfügen über drei absolute Ausnahmekönner im Mittelfeld. Bernardo Silva, William Carvalho und Kapitän Sergio Oliveira waren an jedem gefährlichen Angriff maßgeblich beteiligt. Dieses Trio auszuschalten, ist für die DFB-Elf im Halbfinale die vorrangige Aufgabe.

Portugal - Schweden: Die Daten zum Spiel