EM

Deutschland gelingt versöhnlicher Abschluss

Von Für SPOX in Netanja: Jochen Tittmar
Dank eines Treffers von Herrmann (M.) gab es für die deutsche U 21 einen versöhnlichen Abschluss
© getty

Im letzten Gruppenspiel bei der EM in Israel gelang der deutschen U 21 ein versöhnlicher Abschluss. Im Netanja-Stadion besiegte die Mannschaft von Trainer Rainer Adrion Russland mit 2:1 (1:1).

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Vor 8134 Zuschauern erzielte Alan Dzagoev beim ersten Pflichtspiel zwischen beiden U-21-Vertretungen die russische Führung (22.). Patrick Herrmann glich für Deutschland aus (34.). Der eingewechselte Sebastian Rudy traf per Elfmeter (69.) zum Sieg für die DFB-Elf.

In der 39. Minute dezimierten sich die Russen selbst, als Georgi Schennikov nach einem rüden Einsteigen gegen Tony Jantschke die Rote Karte sah.

Damit beendet Deutschland das Turnier auf dem dritten Platz der Gruppe B und schaffte es, einen historischen Negativ-Rekord (noch nie bei einer U-21-EM-Endrunde holte man weniger als drei Zähler) zu vermeiden.

Reaktionen:

Rainer Adrion: "Wir waren heute in der Defensive neu formiert, was zu einigen Problemen geführt hat, vor allem in der Spieleröffnung und im Defensivverhalten. Aber wir waren die aktivere Mannschaft und haben mehr Torchancen kreiert. Wir haben heute ein ordentliches Spiel gemacht. Das war ein sehr schweres Spiel, und kurz vor Ende haben sie den Pfosten getroffen. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt und dieses Spiel gewonnen, obwohl sie nicht mehr weiterkommen konnte."

Sebastian Rudy: "Mit null Punkten auszuscheiden, wäre scheiße gewesen. Mit drei Punkten sieht es nicht ganz so schlimm aus."

Lewis Holtby: "Es war für die Ehre wichtig, heute einen Sieg zu holen, wir haben die EM positiv beendet, darauf kam es uns an. Jetzt freue ich mich auf ein paar ruhige Tage in der Heimat bei meiner Mutter und meinem Bruder."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Russland stellt nach der Schlappe gegen Holland fünfmal um: Filtsov hütet für Zabolotny das Tor. Dazu spielen Emelyanov, Bibilov, Cheryshev und Grigoryev für Chicherin (Rote Karte), Shatov, Yakovlev und Smolov.

Deutschland mit drei Änderungen: Baumann steht für Leno im Kasten. Dazu gibt es eine neue Innenverteidigung, in der Mustafi an der Seite von Sobiech sein zweites U-21-Länderspiel absolviert. Ginter rückt auf die Doppelsechs. Jantschke spielt hinten rechts, Thesker links.

13. Minute Ganz starke Aktion von Holtby am Strafraum, der mit einer Drehung seinen Gegenspieler narrt. Sein Flachpass in die Mitte erreicht Herrmann, der aus elf Metern mit links flach abzieht. Wieder ist Flitsov zur Stelle und lenkt den leicht abgefälschten Schuss mit dem Fuß zur Ecke.

22. Die DFB-Bubis bekommen den Ball nicht richtig geklärt. Sobiech legt Dzagoev den Ball am Strafraum direkt in den Fuß. Der spielt mit Tsallagov einen schönen Doppelpass, verzögert dann geschickt und schließt aus elf Metern trocken mit links ins linke untere Eck ab. Keine Chance für Baumann.

34. Endlich mal ein energische Aktion! Volland setzt sich links schön im Strafraum durch und bringt den Ball im Fallen vors Tor. Herrmann ist vor einem russischen Abwehrspieler und Keeper Filtsov am Ball und drückt ihn zum 1:1-Ausgleich über die Linie. Der Torhüter sah dabei nicht gut aus.

39. Rote Karte für Shchennikov! Herrmann will die Partie am Sechzehner verlagern, doch sein Seitenwechsel kommt zu kurz. Jantschke und Shchennikov gehen zum Ball, der Russe ist einen Tick früher dran, trifft aber den Gladbacher mit dem gestreckten Bein.

49. Polter wird links im Strafraum schön frei gespielt, bringt den Ball aber halbhoch in die Mitte. Herrmann ist zwar gut reingerückt, kann den Ball aber aus sechs Metern nicht im Kasten der Russen unterbringen.

56. Wieder wird der eingewechselte Polter klasse freigespielt und läuft auf alleine auf Filtsov zu. Der Neu-Mainzer versucht den Keeper zu umspielen, doch dieser ist unten und klärt mit dem Fuß. Leichtfertig vergebene Chance - da war mehr drin.

68. Elfmeter für das DFB-Team. Herrmann dribbelt im Strafraum, dreht sich einmal um die eigene Achse und wird dabei von Belyaev leicht am Knöchel getroffen und geht zu Boden. Schiedsrichter Jug gibt Strafstoß. Sebastian Rudy lässt sich die Chance nicht nehmen, verlädt Filtsov und trifft zur 2:1-Führung.

84. Volland mit einer strammen Fackel aus knapp 18 Metern. Filtsov bekommt die Hände noch dran und der Ball trudelt über das Tor.

90. Wieder ist es Smolov mit einer starken Aktion. Am Strafraum bekommt der den Ball, tritt an und haut das Ding von rechts an den rechten Pfosten. Glück für das DFB-Team.

Fazit: Russland brachte sich durch den Platzverweis um ein besseres Ergebnis, das auch so absolut möglich gewesen wäre. Deutschland mit einer biederen Leistung, doch am Ende zählte für die Truppe nur der Sieg - egal, wie er letztlich zustande kam.

Der Star des Spiels: Patrick Herrmann blieb in den ersten beiden Partien fast alles schuldig, drehte im Vergleich dazu gegen Russland aber regelrecht auf. Vor allem traute er sich auch mal etwas zu, suchte Eins-gegen-Eins-Duelle und Läufe in die Tiefe. War Schütze des Ausgleichs und holte den Elfmeter zum Führungstor heraus. Dazu mit insgesamt vier Torabschlüssen.

Der Flop des Spiels: Georgi Schennikov durfte 39 Minuten mitmachen, bevor er Jantschke umnietete und völlig zu Recht vom Platz flog. Fünf Minuten zuvor pennte er sträflich gegen den einlaufenden Herrmann, der dann den Ausgleich markierte. Gebrauchter Tag für den 22-Jährigen.

Der Schiedsrichter: Matej Jug lag mit seinen persönlichen Strafen ausnahmslos richtig, der Platzverweis war unstrittig. Auch korrekt, Herrmanns Schwalbe zu bestrafen (32.) und auf Elfmeter für Deutschland zu entscheiden. Ein rundum gelungener Auftritt des Slowenen.

Die Trainer:

Nikolay Pisarev stellte nach dem Platzverweis Sechser Petrov auf links und brachte nach seiner zweiten Auswechslung kurz nach der Pause Dzagoev in die Spitze. Yakovlev rückte nach links und Cheryshev nach rechts.

Rainer Adrion vertraute einer neuen Innenverteidigung, die beim 0:1 allerdings äußerst schlecht aussah. Wechselte doppelt zur Pause: Polter rückte in den Sturm, Volland auf links. Rode und Rudy wechselten sich ab, um Holtby zu ersetzen. Anders als noch in den ersten beiden Spielen verfolgte er die Partie diesmal zumindest im ersten Durchgang fast ausschließlich im Sitzen.

Das fiel auf:

  • Deutschland immer dann offensivstark, wenn schnell und direkt gespielt wurde. Teilweise geling dies auch mehr oder weniger aus dem Stand, wenn in Ballnähe Dreiecke gebildet wurden und man dann flugs das Tempo anzog.
  • Wenn der Vorwärtsgang eingeschalten wurde, war die deutsche Raumaufteilung bis zum Platzverweis jedoch häufig unterirdisch. Mehrfach klaffte zwischen Offensive und Viererkette ein 20 Meter großes Loch, ein Nachrücken fand kaum statt.
  • Weil die neue deutsche Innenverteidigung als Schwachstelle ausgemacht wurde, ging Russland früh mit drei Mann drauf, sobald Deutschland den Ball tief in der eigenen Hälfte besaß und aufbauen wollte. Gefährlich wurden die Russen aber nur, wenn im Umkehrspiel schnell das Mittelfeld schnell überbrückt wurde.
  • Unmittelbar nach dem Rückstand zeigte Deutschland eine zweifelhafte Reaktion, machte einen lethargischen Eindruck im Spiel gegen den Ball und wirkte ohne den letzten Biss.
  • Die Russen nach der Pause verständlicherweise einen Tick zurückgezogen. Doch die Moral stmmte vollkommen, so dass über den ballsicheren Dzagoev sowie die schnellen Außen mehrere vielversprechende Konter gelangen - trotz Unterzahl wäre nach dem Rückstand der Ausgleich durchaus drin und nicht unverdient gewesen.
  • Mit zunehmender Spieldauer schaffte es Deutschland, sich mit Flachpässen hinter die russische Viererkette zu kombinieren und den Gegner in die eigene Hälfte zu drücken. Daraus resultierten die besten Chancen im zweiten Durchgang.

Russland - Deutschland: Daten und Fakten zum Spiel