EM

"Man muss sich die Meinung sagen"

Mario Gomez ist mit Jürgen Klinsmann zusammen nun Deutschlands erfolgreichster EM-Torschütze (5)
© getty

Mario Gomez und die deutsche Nationalmannschaft stehen nach dem 3:0-Sieg über die Slowakei im Viertelfinale der EM. In der Mixed Zone sprach der Torschütze zum 2:0 über seinen dominanten Traum von Paris, die Bedeutung von Vielredner Thomas Müller und die Wiedergeburt der "echten Neun".

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Frage: Herr Gomez, war das heute die Wiedergeburt der 'echten Neun'?

Mario Gomez: Ich bin Stürmer und versuche, den Job zu machen, den ich irgendwie schon lange mache und den der Trainer von mir einfordert. Ich glaube, dass uns das heute sehr gut gelungen ist. Das ist aber nicht eine Sache des Stürmers, sondern eine Sache der gesamten Mannschaft. Wenn wir so flexibel und begeisternd auftreten, dann werden wir vorne immer unsere Chancen haben, egal gegen wen. Obwohl die Slowakei heute phasenweise mit Fünferkette gespielt hat, haben wir uns glasklare Chancen herausgespielt. Wir waren gut in Bewegung und haben Räume füreinander geschaffen. Gut war auch, dass wir heute die Tore gemacht haben.

Frage: Es war Ihr zweites Spiel bei dieser EM, Sie haben Ihr zweites Tor geschossen und den Elfmeter rausgeholt. Man steht als echte Neun offensichtlich da, wo der Ball hinkommt.

Gomez: Im Idealfall stehe ich da, ja. (lacht) Das gelingt nicht immer. Wie gesagt, es war mein Job in den letzten beiden Spielen. Ich fühle mich in einer sehr guten Verfassung, schon die gesamte Saison. Dass ich heute ein Tor geschossen habe, ist mir aber letztlich egal. Ich will Europameister werden. So, wie die Jungs in Brasilien gejubelt haben, will ich in Paris jubeln. Es werden aber auch wieder Spiele kommen, in denen es für uns als Team, aber auch für mich persönlich nicht so läuft. Die Qualität der Gegner wird sich jetzt steigern. Spanien oder Italien wird eine andere Hausnummer als die Slowakei.

Frage: Sie bevorzugen Spanien?

Gomez: Ja, natürlich. Ich kann ja schlecht Italien bevorzugen. Was soll mein Papa dann denken? (lacht)

Frage: Rein sportlich ist aber auch Spanien das Wunschlos?

Gomez: Wenn wir Europameister werden wollen, wären wir sowieso früher oder später auf sie getroffen. Oder auf Frankreich, England oder Italien. Lassen wir uns einfach überraschen, wer es wird.

Frage: Haben Sie eine Mannschaft gesehen, die bislang einen besseren Eindruck als Deutschland gemacht hat?

Gomez: Es bringt nichts, darüber zu sprechen. Was bringt es, wenn wir jetzt sagen: 'Wir sind die beste Mannschaft der Welt.'? Die beste Mannschaft ist die, die das Turnier gewinnt. Natürlich gibt es Mannschaften, die sehr, sehr stark sind. Wir gehören auch dazu. Wenn Du aber im Viertel- oder Halbfinale ausscheidest, bringt dir das Favoritendasein und die gute Form nichts. Das fliegt Dir dann um die Ohren. Wir müssen so weitermachen wie heute. Dass wir nach 70, 80 Minuten noch einmal einen Gang hochgeschaltet haben, zeigt, dass der Hunger und der Wille sehr groß sind.

Frage: Wissen Sie eigentlich noch, was Thomas Müller in der ersten Halbzeit zu Ihnen gesagt hat? 'Mach beim Pressing mit' oder so etwas in der Art?

Gomez: Der Thomas redet extrem viel. (lacht) Das ist aber gut, das ist wirklich top. Er ist so unheimlich wertvoll für diese Mannschaft. Er hat im Moment noch ein bisschen Pech im Abschluss, aber Fußball bedeutet ja auch Kommunikation auf dem Platz. Und er ist sicher einer der Spieler, die das am besten können.

Frage: Aber heute war das ja mal ziemlich deutlich.

Gomez: So muss es ja auch sein. Man muss sich auf dem Platz deutlich die Meinung sagen.

Frage: Was hat er denn gesagt?

Gomez: Ich weiß es nicht, er hat so viel gesagt. (lacht) Er spielt hinter mir und sieht gut, in welche Richtung wir verschieben sollen. Er führt das sehr gut. Eigentlich wäre es ideal, wenn wir in jedem Mannschaftsteil so einen Thomas Müller hätten. Denn dann würde es nie an der Kommunikation liegen.

Frage: Nach den ersten beiden Spielen dachte man vielleicht: Joachim Löw nimmt Gomez sein ganzes Selbstvertrauen, wenn er nicht von Anfang an spielt. Haben Sie sich das jetzt zurückgeholt?

Gomez: Nein, das war nie weg. Ich habe mir vorgestellt, dass ich irgendwann gebraucht werde. Wenn nicht, wäre das auch nicht schlimm gewesen. In den letzten beiden Jahren wurde ich in der Nationalmannschaft gar nicht gebraucht. Jetzt bin ich wieder mittendrin und den Moment genieße ich. Das kann ich sogar mehr genießen als noch vor zwei oder drei Jahren. Ich tue immer alles dafür und habe ein neues Bewusstsein für den Fußball bekommen. Wenn ich im nächsten Spiel nicht eingesetzt werde, soll derjenige, der für mich spielt, das Tor schießen.

Frage: Sie sind nun mit fünf Toren als EM-Torschütze gleichauf mit Jürgen Klinsmann. Bedeutet Ihnen das etwas?

Gomez: Irgendwann mal bestimmt. Im Moment will ich nur nach Paris. Wenn wir am Ende die Champions sind, ist das genial. Wenn nicht, dann bringt auch so eine Statistik nichts. Mein Ziel ist es hier nicht, irgendwelche Rekorde zu brechen, sondern Europameister zu werden.

Deutschland - Slowakei: Die Statistik zum Spiel