EM

DFB-Team marschiert ins Viertelfinale

Mario Gomez war wie schon gegen Nordirland erfolgreich
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der EM 2016 in Frankreich ins Viertelfinale eingezogen. Im Achtelfinale setzte sich das DFB-Team mit 3:0 (2:0) gegen die Slowakei durch.

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Vor 50.000 Zuschauern im Stade Pierre-Mauroy in Lille gelang Jerome Boateng bereits in der 8. Minute die Führung für Deutschland - es war sein erstes Länderspieltor. Mesut Özil vergab wenige Minuten später die große Möglichkeit zum 2:0, als er vom Elfmeterpunkt an Matus Kozacik scheiterte. Es war der erste verschossene Elfmeter eines Deutschen bei einer EM seit Uli Hoeneß 1976.

Mario Gomez erhöhte dennoch vor der Pause (43.), Julian Draxler machte im zweiten Durchgang den Deckel drauf (63.). Draxler ist damit der dritte Deutsche nach Schweinsteiger und Lahm (beide 2008), der in einem EURO-Spiel sowohl ein Tor vorbereitet als auch selbst erzielt. Deutschland erzielte im Spiel gegen die Slowakei somit so viele Tore wie in der gesamten Gruppenphase zusammen.

Das DFB-Team, das bei dieser EM weiter ohne Gegentor ist, trifft im Viertelfinale am Samstag in Bordeaux um 21 Uhr auf den Sieger aus der Partie zwischen Italien und Spanien (Mo., 18 Uhr im LIVETICKER).

Bastian Schweinsteiger kam zu seinem 16. EM-Spiel und baute damit seinen Rekord als deutscher Spieler mit den meisten Einsätzen bei Europameisterschaften weiter aus.

Die Reaktionen:

Joachim Löw (Bundestrainer): "Wir hatten immer die Kontrolle über das Spiel und haben den Ball gut laufen lassen. Es war ein ungefährdeter Sieg. Normalerweise ist Jerome Boateng immer nur zur Absicherung eingeteilt, aber den Ball nimmt er natürlich überragend. Es war ein super Auftakt."

Jan Kozak (Trainer Slowakei): "Die Deutschen sind eine Turniermannschaft. Sie wissen, wann sie aufdrehen müssen. Wir müssen den Deutschen ein Kompliment aussprechen. Sie haben exzellent gespielt, ein frühes Tor erzielt. Wir haben uns aufgelehnt, ihnen aber keine Probleme bereiten können. Hätten wir den Ausgleich erzielt, wäre das ein anderes Spiel geworden. Aber die Deutschen waren in voller Fahrt. Es war dennoch ein hervorragendes Turnier für uns, wir hatten vier Spiele."

Alle Reaktionen zum Sieg der DFB-Elf: "Haben geniale Flexibilität

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Löw nimmt im Vergleich zum 1:0 gegen Nordirland nur eine Änderung vor: Draxler kehrt in die Startelf zurück, Götze muss weichen.

Bei der Slowakei gibt es nach dem 0:0 gegen England gleich vier Wechsel: Gyömber, Skriniar, Hrosovsky und Duris beginnen anstelle von Hubocan, Pecovsky, Mak und Duda.

7.: Kroos bringt einen Freistoß von der rechten Seite in den Strafraum, Khedira setzt sich durch und köpft den Ball aufs Tor. Kozacik lenkt ihn zur Ecke über die Latte.

8., 1:0, Boateng: Die Ecke bringt die Führung! Die Slowaken klären den Ball aus dem Strafraum. Aus dem Rückraum zieht Boateng aus 19 Metern volley ab, der Ball schlägt unten links ein. Die Kugel war noch leicht abgefälscht von Skriniar, somit unhaltbar für Kozacik.

13.: Nach einem Foul an Gomez im Strafraum gibt Marciniak Elfmeter. Özil schlenzt ihn zu lässig in die rechte Ecke, Kozacik hält.

24.: Draxler flankt den Ball von links mit zu wenig Druck in den Strafraum, Gomez kann sich im Kopfballduell nicht so richtig durchsetzen. Der Ball fällt Özil vor die Füße, dessen Dropkick mit rechts nur haarscharf am linken Pfosten vorbeisegelt.

41.: Die Slowakei ist das erste Mal rechts durch, Pekarik flankt auf Kucka, der sich gegen Kimmich durchsetzt. Neuer lenkt den Kopfball stark über die Latte.

43., 2:0, Gomez: Draxler lässt links Kucka mit einem Übersteiger stehen, geht in den Strafraum und bedient Gomez. Der drückt den Ball ins Tor.

49.: Die Slowakei kombiniert sich nach einem Kimmich-Fehler vors Tor, Hamsik bedient Kucka im Rückraum. Dessen Schuss aus 18 Meter ist zu zentral. Neuer hat ihn.

63., 3:0, Draxler: Nach einem Eckball von Kroos setzt sich Hummels im Duell mit Gregus durch. Der Ball landet am langen Fünfereck bei Draxler, der ihn seitlich stehend reinknallt.

Fazit: Hochverdienter deutscher Sieg. Löws Truppe nutzte den sich bietenden Platz ganz stark und hätte sogar höher gewinnen können.

Der Star des Spiels: Julian Draxler. Offensiv eine bärenstarke Vorstellung des Wolfsburgers. Rechtfertigte seinen Einsatz mit vielen guten Eins-gegen-eins-Situationen, der Vorbereitung zum 2:0 und dem eigenen Tor nach der Pause. Luft ist noch im Spiel nach hinten.

Der Flop des Spiels: Vladimir Weiss. Blieb vieles schuldig. Kam auf der Außenbahn überhaupt nicht in seine Aktionen, arbeitete aber auch schlecht nach hinten mit. Kozak hatte schon nach 45 Minuten genug davon.

Der Schiedsrichter: Szymon Marciniak (Polen). Vertretbare Elfmeter-Entscheidung in der 12. Minute, wenngleich den sicher nicht jeder gepfiffen hätte. Ein leichter Schubser gegen Gomez war aber zu erkennen. Lag gänzlich falsch bei der Gelben Karte gegen Hummels (67.), der nicht einmal ein Foul vorausging.

Das fiel auf:

  • Löw blieb seinem 4-2-3-1-System treu. Durch den agileren Draxler kam auf links aber deutlich mehr Schwung ins Offensivspiel als zuletzt mit Götze. Kozak setzte dem in der Defensive ein 4-1-4-1 entgegen, mit Skriniar als alleinigem Sechser.
  • Wie schon gegen Nordirland schoben Kimmich und Hector auf der Außenbahn sehr weit nach vorne und hielten dort konsequent die Linie. Das entzerrte das Spiel ungemein, zumal durch die langen Bälle (meist von Boateng oder Kroos) immer wieder die Seite verlagert werden konnte. Es war auffällig, wie stark das deutsche Spiel über die Außenbahnen laufen sollte - Hector und Kimmich flankten unermüdlich.
  • Müller begann in der offensiven Dreierreihe diesmal im Zentrum, Özil wich dafür auf den rechten Flügel. Entsprechend waren hohe Bälle in den Strafraum ein Mittel, zu dem das DFB-Team häufiger griff. Vor allem Boateng chippte den Ball immer wieder an den Elfmeterpunkt, wo sich Gomez und Müller bewegten.
  • Dass Müller im Zentrum begann, hatte für ihn eine weitere Aufgabe zur Folge: Da die Slowakei Abstöße und lange Bälle von hinten fast immer auf Kucka eröffnete, war Müller ihm für Luftzweikämpfe zugeteilt. Von denen gewann der Deutsche viele, sodass die Slowaken nicht dazu kamen, den Ball in die Tiefe weiterzuleiten.
  • Die Slowaken offenbarten taktisch große Mängel. Entgegen der bisherigen Deutschland-Gegner kamen die Osteuropäer oft nicht einmal mit mehr als fünf oder sechs Spielern hinter den Ball. Das gab dem DFB-Team natürlich viel zu große Räume. Vor allem die Flügel waren schlecht besetzt.

Deutschland - Slowakei: Die Statistik zum Spiel

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