EM

Iren bezwingen B-Elf Italiens

Bei den Italienern rotierte unter anderem Angelo Ogbonna in die erste Elf
© getty

Am 3. Spieltag der Gruppe E siegt Irland mit 1:0 (0:0) gegen eine bessere B-Elf Italiens. Kurz vor Schluss erzielte Robbie Brady (85.) den Treffer für die nun im Achtelfinale stehenden Iren.

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Vor 50.083 Zuschauern im Stade Pierre Mauroy verpassten es beide Mannschaften lange, einen Treffer zu erzielen. Erst Robbie Brady (85.) gelang die Entscheidung pro Irland.

Schon vor der Partie stand Italien als Gruppensieger und Gegner von Spanien im Achtelfinale fest, die Iren mussten gewinnen, um Chancen auf Rang drei und damit das Weiterkommen zu haben. Der knappe Sieg bedeutet das Weiterkommen und ein Duell mit Frankreich in der K.o.-Phase.

Die Reaktionen:

Antonio Conte (Trainer Italien): "Es war ein sehr kraftaufreibendes Spiel. Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen. Ich habe von den Spielern gute Leistungen gesehen, auch wenn wir noch nicht den Durchbruch geschafft haben. Jetzt konzentrieren wir uns auf das Duell gegen Spanien."

Martin O'Neill (Teammanager Irland): "Wir haben den Sieg verdient. Robbie Brady hat dann das Spiel für uns entschieden, er hat sich reingebissen. Auch er hat es verdient, genauso die Fans. Die Anhänger waren unglaublich, sie haben dafür gesorgt, dass wir marschiert sind. Die Spieler haben davon in der Kabine gesprochen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Antonio Conte wirft mit dem Gruppensieg in der Tasche nach dem 1:0-Sieg gegen Schweden einiges durcheinander. Ganze acht Änderungen gibt es, nur Florenzi, Barzagli und Bonucci bleiben in der ersten Elf. Selbst Buffon sieht zu, erstmals seit dem EM-Finale von 2000 übrigens.

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Die Iren, die noch Gruppenzweiter werden können, nehmen vier Änderungen vor und werden ein Stück offensiver. Nach dem 0:3 gegen Belgien sind Keogh und Duffy neu in der defensiven Zentrale, McClean kommt über links, Murphy komplettiert die Doppelspitze. Clark, O'Shea, Whelan und Hoolahan müssen zusehen.

9.: Hendrick täuscht im Mittelfeld gegen Motta nach rechts an und legt sich den Ball auf den linken Fuß. Sein Schuss aus 24 Metern rauscht am langen Kreuzeck vorbei.

21.: Murphy springt bei einer Ecke am höchsten und zwingt Sirigu zu einer Glanztat.

44.: Immobile hat im Mittelfeld etwas Glück nach einer schlechten Aktion von McCarthy, kann sich drehen und abschließen. Links vorbei.

53.: Flanke von De Sciglio von der linken Seite, Zaza zieht in der Mitte direkt ab. Zentral ganz knapp über die Latte.

77.: Der bewegliche Insigne kann ein erstes Ausrufezeichen setzen. Von links geht er nach rechts und zieht ab, der Ball klatscht an den Pfosten.

85., 0:1, Brady: Endlich findet eine der Flanken mal ins Ziel. Hoolahan flankt aus dem rechten Halbfeld, Brady läuft in den Strafraum ein. Sirigu ist einmal mehr unsicher, der Mittelfeldspieler köpft ein.

Fazit: Die Italiener wollten nicht, die Iren konnten lange nicht. Das Tor von Brady war allerdings das Resultat einer kämpferisch guten Leistung.

Der Star des Spiels: James McClean stemmte sich mit allem, was er zu bieten hatte gegen das Aus. Neu in das Team gekommen, beackerte er die linke Seite rauf und runter, machte Gegenspieler Bernardeschi jede Menge Mühe und servierte Flanke um Flanke. Schade, dass der Auftritt nicht mit Zählbarem belohnt wurde. Torschütze Brady ist natürlich ebenfalls nicht zu vernachlässigen.

Der Flop des Spiels: Salvatore Sirigu ersetzte den mit Gelb vorbelasteten Buffon und machte dabei keine souveräne Figur. Wirkte oft unabgestimmt mit seiner Abwehr, überzeugte nicht in der Strafraumbeherrschung und segelte gleich mehrfach an Hereingaben vorbei - so auch beim Gegentor. Ebenfalls nicht gut: Bernardeschi.

Der Schiedsrichter: Ovidiu Hategan (Rumänien) gab in der 43. Minute keinen Elfmeter für Irland. Das passte zum Gesamtbild seiner langen Leine, die er dem Spiel ließ. Davon profitierten nicht nur die körperbetonten Iren, auch mancher Italiener (u.a. der vorbelastete Bonucci) hätte sich nicht über Gelb beschweren dürfen.

Das fiel auf:

  • Die Iren versuchten sich von Beginn an einem hohen, sehr intensiven Spiel. Schon früh erzeugten sie Druck, stellten Passwege zu und versuchten, den italienischen Aufbau entscheidend zu stören. Das funktionierte auch aufgrund einiger Manndeckungen ordentlich, besonders die ballnahen Mittelfeldspieler wurden eng verfolgt.
  • Tatsächlich erzeugte Irland gegen den Ball mehr Gefahr als mit dem Ball. Dann fiel die fehlende Kreativität und Sicherheit merklich auf. Mit der hektischen Spielanlage und dem Zwang, die Partie unbedingt zu gewinnen, brannten die Iren ein physisch forderndes Feuerwerk mit großem Fokus auf zweite Bälle ab.
  • Um gerade diese zu gewinnen, verdichtete Irland regelmäßig die Mitte, kam dort in Ballbesitz und versuchte sich fortan an einer Zirkulation. Diese blieb trotz aller Bemühungen aber relativ gefahrenlos für Italien, verlief sie doch weitgehend horizontal und konnte mit einfachem Stellen gar nach hinten gedrückt werden.
  • Gegen Italiens 3-5-2-Grundordnung wäre ein verstärkter Fokus auf das Flügelspiel eventuell die bessere Wahl gewesen, hätten die Iren doch mit offensiven Außenverteidigern auf den Seiten eine Überzahl kreieren können. Tatsächlich hielten sich jene aber zurück.
  • Doch nicht nur die Iren hatten Probleme in Ballbesitz. Italien baute oft über die Dreierkette hinten souverän auf, Motta bildete die Tiefe in einer Raute. Doch da beide Achter zu weit auf die Seiten tendierten, blieb der Achterraum oft unbesetzt. Gegen das Pressing der Iren wählten Bonucci und Co. deshalb oft das lange Holz.
  • Vermehrt versuchten sich die Italiener auch über die beiden Außen nach vorne zu kombinieren. Durch die hohe Positionierung der Flügelspieler waren diese nach Anspiel aber oft vom Rest des Teams abgeschnitten und versuchten sich an riskanten Weiterleitungen in die Mitte. Das ging nur selten gut.

Italien - Irland: Die Statistik zum Spiel