EM

DFB-Team siegt mit blauem Auge

Shkodran Mustafi köpfte Deutschlands erstes Tor bei der EM
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft ist erfolgreich in die Europameisterschaft in Frankreich gestartet. In seinem ersten Spiel in der Gruppe C gewann das DFB-Team gegen die Ukraine mit 2:0 (1:0).

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Vor 50.000 Zuschauern im Stade Pierre-Mauroy in Lille köpfte Shkodran Mustafi das DFB-Team in der 19. Minute in Führung. Der eingewechselte Bastian Schweinsteiger besorgte in der Nachspielzeit die Entscheidung (90.+2).

Somit endete unter Joachim Löw weiterhin keines der bislang zwölf EM-Endrundenspiele mit einem Remis (neun Siege, drei Niederlagen). Löw stand außerdem zum zwölften Mal in einem EM-Spiel als Trainer an der Seitenlinie - das ist neuer Rekord (zuvor hielt er diesen zusammen mit Berti Vogts).

Schweinsteiger holte Philipp Lahm mit seinem 14. Einsatz als Rekord-EM-Spieler ein. Das nächste deutsche Gruppenspiel findet am Donnerstag in Paris gegen Polen statt (21 Uhr im LIVETICKER).

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Löw verändert seine Startelf im Vergleich zum letzten EM-Test gegen Ungarn (2:0) nur einmal: Mustafi rückt für den verletzten Rüdiger in die Mannschaft. Für die Formation bedeutet das: Es bleibt erst einmal beim bewährten 4-2-3-1.

Auch Ukraine-Coach Fomenko nimmt gegenüber dem 3:1-Sieg in Albanien nur einen Wechsel vor: Top-Talent Kovalenko beginnt für Garmash.

5.: Die erste dicke Chance hat die Ukraine. Mustafi vertändelt den Ball gegen Yarmolenko, der sofort umschaltet und scharf in die Mitte passt. Dort hält Konoplyanka aus 18 Metern direkt drauf. Neuer wird früh zur Glanzparade gezwungen.

19., 1:0, Mustafi: Kroos schlägt einen Freistoß von der rechten Seite an den Elfmeterpunkt, wo sich Mustafi gegen Sydorchuk durchsetzt. Der Innenverteidiger drückt den Ball unhaltbar in den linken Winkel.

27.: Nach einer Ecke steigt Khacheridi am höchsten und wuchtet den Ball aufs Tor. Neuer rettet wieder mit einem überragenden Reflex zur Ecke.

29.: Mustafi unterbindet einen ukrainischen Konter, Kroos leitet mit einem langen Ball in die Spitze den direkten Gegenangriff an. Khedira taucht plötzlich vor Pyatov auf und schließt mit links ab. Den Dropkick aus 14 Metern pariert Ukraines Keeper stark.

37.: Fast ein Eigentor zum Ausgleich. Neuer ist bei der Hereingabe von Konoplyanka schon geschlagen, Boateng klärt vor Zozulya in Richtung eigenes Tor und rettet dann auf der Linie selbst. Die Torlinientechnik zeigt: Der Ball war nicht hinter der Linie!

48.: Draxler legt sich den Ball am linken Strafraumeck auf den rechten Fuß und zieht ab. Der Schuss passt ins lange Eck, aber Pyatov klärt mit den Fingerspitzen.

61.: Khedira bekommt im Rückraum den Ball und zieht ab. Die Kugel segelt in Richtung des rechten Winkels, Pyatov fischt ihn noch raus.

87.: Özil wird in die Schnittstelle geschickt und steht alleine vor dem Tor. Er schießt die Kugel unter Bedrängnis Pyatov harmlos in die Arme.

90.+2, 2:0, Schweinsteiger: Der gerade eingewechselte Kapitän besorgt die Entscheidung! Einen Konter spielt Özil stark zu Ende, indem er den mitgelaufenen Schweinsteiger am langen Pfosten bedient. Der drückt den Ball rein.

Fazit: Verdienter deutscher Sieg - aber mit einer ordentlichen Portion Dusel. Das DFB-Team offenbarte noch deutliche Schwächen in der Rückwärtsbewegung, hatte in der dynamischen Offensive anfangs aber schon gute Ansätze.

Der Star des Spiels: Manuel Neuer. Zeigte, warum er Welttorhüter ist. Rettete mehrfach mit starken Reflexen die Führung. Brachte zudem Ruhe ins Spiel, als seine Vorderleute die Ordnung zu verlieren drohten.

Der Flop des Spiels: Serhiy Sydorchuk. War Mustafi beim Gegentor zugeteilt, ließ den aber laufen und konnte das Unheil nicht mehr verhindern. Das Spiel lief im Mittelfeld zudem komplett an ihm vorbei, hatte nur 26 Ballaktionen.

Der Schiedsrichter: Martin Atkinson (England). Hielt die Spieler eher an der kurzen Leine - untypisch für einen englischen Unparteiischen. Machte das aber konsequent. Erkannte vor der Pause richtig, dass Boateng den Ball vor der Linie klärte und auch Konoplyanka bei seiner Großchance im Abseits stand.

Das fiel auf:

  • Ohne Hummels und den verletzten Rüdiger wollte Löw kein Risiko eingehen und begann mit einer Viererkette. Mustafi nahm die halblinke Position ein, Höwedes durfte rechts ran. Beide Teams begannen damit im 4-2-3-1, wobei die Ukraine deutlich defensiver agierte als der DFB. Bei deutschem Ballbesitz zogen sich die Osteuropäer bis an die Mittellinie zurück. Deutschlands System vor der defensiven Viererkette wandelte sich immer wieder ab.
  • Mit der Entscheidung pro Götze sorgte Löw für lose Strukturen in der Offensive: Draxler, Özil, Müller und Götze blieben nicht fest in ihren nominellen Positionen, sondern wechselten immer wieder durch. Die Rochaden fanden anfangs fließend statt. So war in der Spitze fast immer ein Deutscher anspielbar. Nach etwa 30 Minuten stellte die Offensive die vielen Wechsel aber weitestgehend ein.
  • Einer der zentralen deutschen Offensivspieler (Götze, Özil) ließ sich immer wieder Richtung Sechs fallen, um den Weg freizugeben für den vertikalen Pass durch die Mitte. Der kam dann häufig zum anderen Zentrumsspieler, der wiederum auf Müller oder Draxler klatschen ließ, die von den Außen stark einrückten. Damit überspielte Deutschland das ukrainische Mittelfeld und konnte den Ball vorne halten. Auch das konnte überwiegend in der Anfangsphase beobachtet werden.
  • Die Ukraine legte ihr Spiel wie zu erwarten zunächst auf Konter aus - traute sich mit zunehmender Dauer aber auch immer häufiger mit Ball in die deutsche Hälfte. Das wurde auch vom deutschen Umschaltverhalten begünstigt. Während Löws Abwehr schnell hinter den Ball zurückfand, trabten die deutschen Offensiven nur zögerlich zurück, sodass die Ukraine im Rückraum zu Überzahlsituationen kam und so auch häufig zum Abschluss.
  • Auch über die Außen ließ sich Deutschland vor allem in der ersten Hälfte viel zu einfach überrennen. Die DFB-Elf kam fast nie dazu, auf den Flügel zu doppeln, Höwedes und Hector gaben die Räume seitlich des Sechzehners oft komplett frei - auch, weil die Unterstützung von vorne fehlte und sie so andere Lücken stopfen mussten. So kam die Ukraine zu einer Vielzahl an Flanken und Tempo-Aktionen auf den Außen. Dabei wusste man, dass gerade dort die gefährlichen Konoplyanka und Yarmolenko spielen.
  • Deutschland reagierte auf die schwache Schlussphase der ersten Halbzeit mit deutlich mehr Kontrolle in der zweiten Hälfte. Khedira spielte deutlich tiefer und sicherte ab, während die Offensiven vermehrt ihre Positionen hielten und nicht mehr so viele Räume anboten.

Deutschland - Ukraine: Die Statistik zum Spiel

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