EM

Payet-Hammer erlöst Frankreich

Frankreich hat gegen Rumänien knapp gewonnen
© getty

Gastgeber Frankreich hat das Auftaktspiel zur EURO 2016 gewonnen. In Gruppe A siegte die Equipe Tricolore gegen Rumänien dank eines späten Traumtores mit 2:1 (0:0).

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Vor 80.000 Zuschauern im ausverkauften Stade de France in Paris brachte Olivier Giroud den Gastgeber in der 58. Minute zunächst in Führung. Nur sieben Minuten später verwandelte jedoch der Rumäne Bogdan Stancu (65.) einen Foulelfmeter und glich aus.

Als alles bereits mit einem Remis rechnete, zimmerte Dimitri Payet (89.) einen Distanzschuss zum 2:1 in die Maschen.

Frankreich startet somit nach 1984 und 1998 wieder einmal mit einem Sieg in ein großes Turnier vor heimischer Kulisse.

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Die Reaktionen:

Didier Deschamps (Trainer Frankreich): "Das war natürlich ein ganz wichtiger Sieg. Am Anfang war unser Spiel leider nicht sehr gut. Am Schluss habe ich immer noch an eine Chance geglaubt, denn ich habe gesehen, dass die Rumänen müde wurden. Wir haben ein bisschen Schwierigkeiten gehabt, die Zügel loszulassen. Die Rumänen sind nicht leicht zu spielen. Dazu kam die Nervosität. Ein Eröffnungsspiel ist nie so einfach."

Anghel Iordanescu (Trainer Rumänien): "Hätten wir unsere große Chance zu Beginn genutzt, wäre es anders gelaufen. Keine Fragen zum ersten Gegentor, das kann und will ich nicht kommentieren. Wir haben die Taktik gut umgesetzt, aber meine Spieler sind schwer enttäuscht. Es wird schwer, sie wieder aufzurichten."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Frankreichs Coach Deschamps schickt die erwartete Elf ins Rennen. Rami spielt für den verletzten Varane in der Innenverteidigung, vor der Abwehr bekommt wie erwartet Kante den Vorzug vor Cabaye und Schneiderlin.

Auch bei Rumänien wird beim EM-Start wenig experimentiert. Pintilii und Hoban sollen vor der Abwehr dicht machen, Andone ist die einzige Spitze.

4.: Nach einer Flanke von links herrscht im Strafraum der Franzosen Chaos, Stancu kann aus drei Metern halbrechter Position abschließen - aber Lloris zeigt eine Wahnsinnsparade mit dem Fuß!

11.: Payet bekommt die geblockte Ecke zurück, zieht an den Sechzehner und flankt nochmal butterweich ans kurze Fünfereck - wo Giroud den Kopfball zwar schön nimmt, ihn aber knapp links vorbei nickt.

14.: Pogba mit einem Zuckerpass auf den rechten Flügel. Sagna geht außen durch und flankt nach innen. Griezmann kommt im Strafraum zum Abschluss - und köpft den Ball an den Pfosten!

36.: Payet übernimmt dieses Mal auf rechts und zieht im Strafraum an die Grundlinie. Seine Ablage muss Griezmann dann aus acht Metern halbrechter Position versenken - wäre da nicht der Unterschenkel von Sapunaru im Weg, der den Ball ablenkt. Hauchdünn am rechten Pfosten vorbei.

48.: Stanciu flankt von rechts in den Stafraum, wo Stancu den Ball mit der Brust herunter nimmt und per Seitfallzieher abschließt. Knapp rechts vorbei.

56.: Payet macht links im Strafraum zwei Mann auf dem Bierdeckel nass und sieht Pogba am Strafraumrand - doch die Volley-Abnahme des Turiners kann Keeper Tatarusanu von der Linie kratzen!

58., 1:0, Giroud: Payet flankt diesmal wieder von rechts, am linken Fünfereck gehen Giroud und Tatarusanu zum Ball - doch der Franzose ist schneller und kann das Leder mit dem Hinterkopf am Rumänen vorbei ins linke Eck befördern. Der Franzose nimmt beim Kopfballduell gegen den Keeper jedoch den Ellenbogen hoch. Das hätte man abpfeifen müssen.

64.: Die Franzosen schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, aber Evra hatte gegen Stanciu den Fuß stehen gelassen - klare Sache: Es gibt Elfmeter!

65., 1:1, Stancu (FE): Stancu läuft an, wackelt kurz und schiebt den Ball dann gegen Lloris' Sprungrichtung ins rechte Eck. Ausgleich!

89., 2:1, Payet: Payet fasst sich nach einem Anspiel von Kante ein Herz und zieht aus 19 Metern halblinker Position ab - besser kann man den Ball nicht oben links in den Winkel dreschen!

Fazit: Die Equipe Tricolore wirkte zunächst verkrampft und kam erst in der Schlussphase ins Spiel. Rumänien nutzte die kleinen Ausrutscher der Franzosen gut, wurde letztlich aber für ein starkes Spiel nicht belohnt.

Der Star des Spiels: Dimitri Payet. War durch seine flexible Spielweise ein ständiger Unruheherd in der Offensive der Franzosen. Sobald er auf dem Flügel den Ball bekam, wurde es gefährlich. Bereitete das erlösende 1:0 vor und erzielte das 2:1 traumhaft. Gewann zudem zwei Drittel seiner Zweikämpfe und hatte über weite Strecken der Partie die meisten Ballaktionen aller Spieler.

Der Flop des Spiels: Patrice Evra. Bereits im Vorfeld wurde viel über die französische Problemzone "Außenverteidiger" diskutiert. Evra lieferte einige Argumente für die Kritiker. Stand in der Defensive ein ums andere Mal falsch im Raum und ließ einige Angriffe über seine Seite zu. Verursachte zudem völlig überhastet den Strafstoß und gewann nur 22 Prozent seiner Zweikämpfe.

Der Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn). Hatte über 90 Minuten vor allem drei knifflige Szenen zu lösen. Sowohl beim Foul von Koscielny an Andone (39.) als auch vor dem 1:0 blieb die Pfeife stumm - zwei spielentscheidende Fehlentscheidungen. In der zweiten Halbzeit auf den Elfmeterpunkt zu zeigen, war jedoch absolut richtig.

Das fiel auf:

  • Frankreich agierte defensiv wie erwartet recht passiv. Meist stand die Mannschaft weit in der eigene Hälfte, nur Giroud lief die gegnerischen Innenverteidiger halbherzig an. Rumänien konnte mit dem hohen Anteil an Ballbesitz jedoch nicht viel anfangen. Speziell Grigore schlug die Kugel ein ums andere Mal weit und hoch auf die Flügelspieler. Von dort aus wurde der Ball im Anschluss oft direkt in den Strafraum geprügelt.
  • Generell basierte bei Rumänien, das in einem 4-2-3-1 auflief, viel auf dem Prinzip Zufall. Doch diese Taktik funktionierte keinesfalls schlecht. Vor allem in den ersten Minuten überraschte man die Franzosen und zwang sie zu empfindlichen Fehlpässen. So entstanden einige gute Chancen, die jedoch nicht mit der nötigen Präzision zu Ende gespielt wurden. Zu oft wurde der Ball in den entscheidenden Situationen überhastet in die Mitte geschlagen.
  • Die Equipe Tricolore schaffte es nicht, den Rumänen ihr Spiel aufzudrücken. Nur sehr vereinzelt brachte das Team einen ordentlichen Spielaufbau auf den Rasen. Die komplette Viererkette stand oft tief, bei eigenem Ballbesitz ließ sich Kante an die Seite der Innenverteidiger fallen. Nur wenige Male kam der Ball dann zu Mittelfeldmotor Pogba durch. Gelang dies, wurde es gefährlich.
  • Die komplette Offensive der Franzosen gestaltete sich sehr flexibel. Die nominellen Flügelspieler Payet und Griezmann zogen immer wieder weit in die Mitte und schufen somit auf den Außen Platz. Diesen Raum nutzen sowohl die Außenverteidiger als auch Pogba und Matiudi immer wieder geschickt. Zu oft wurde es bei den Franzosen allerdings nur nach Einzelaktionen gefährlich.
  • Den beiden Mannschaften waren die unterschiedlichen Erwartungen deutlich anzumerken. Während Rumänien frech aufspielte, hatten die Franzosen über weite Strecken des Spiels zu kämpfen. Die komplette Mannschaft wirkte verkrampft und nervös.

Frankreich - Rumänien: Die Statistik zum Spiel

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