EM

Auf Polen wartet bereits das erste Endspiel

SID
Auch die beiden Kapitäne Kuba (r.) und Andrej Arshawin schenkten sich keinen Zentimeter
© Getty

Nein, sie hatten angeblich nichts mitbekommen von den Krawallen draußen in der Stadt, "wir konzentrieren uns auf Fußball". Natürlich wusste Polens Trainer Franciszek Smuda doch von den Schlägereien und der aufgeheizten Stimmung; im Stadion spiegelten sich die Aggressionen im Verhältnis der Nachbarländer ja auf eigene Weise.

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Das Hochsicherheitsspiel zwischen Polen und Russland hielt, was es versprach - im Positiven wie im Negativen. Das Gastgeberland ist durch den sehenswerten Linksschuss der Marke Arjen Robben von Jakub Blaszczykowski weiter im Rennen, sein Ausgleichstreffer zum 1:1-Endstand hält die Träume von einer erfolgreichen EM im eigenen Land am Leben. Und seine Mannschaft ist im Hexenkessel von Warschau um ein gutes Stück gereift.

"Wir glauben an uns und an das Viertelfinale", sagte Smuda nach einer intensiv geführten Partie erleichtert. Ein Viertelfinale, in dem das deutsche Team Gegner des Gastgebers sein könnte. Dabei waren nach 45 Minuten gegen ein mit spielerisch weitaus besseren Mitteln ausgestattetes russisches Team Zweifel am sportlichen Weiterleben Polens angebracht.

Nicht mit einem brillanten Angriffs- und Kombinationsfußball wie noch im Spiel gegen Tschechien, aber doch feldüberlegen, ballsicher und optisch jederzeit Herr der Lage - so trat das Team um Kapitän Andrej Arschawin auf.

Russische Provokationen

Folgerichtig resümierte denn auch Russlands Trainer Dick Advocaat: "Ich denke, dass wir die bessere Mannschaft waren." Doch im Gegensatz zum klaren Erfolg im Auftaktmatch, als die Elf des Niederländers nach dem Führungstreffer mehr Platz bekam, trat gegen aufopferungsvoll kämpfende Polen das Gegenteil ein.

"Wir haben zu viel Platz gelassen", sagte Advocaat und ließ auch den Faktor Heimvorteil für die emotional an der Grenze der Belastbarkeit agierenden Polen als Argument für den verpassten Sieg gelten.

40.000 unermüdliche rot-weiße Fans hatten das Stadion an der Weichsel teilweise in das berühmte Tollhaus verwandelt, wohl auch angestachelt durch das vor Spielbeginn entrollte riesige Plakat in der russischen Fankurve.

Ein martialisch dreinblickender Krieger mit Schwert sowie der Aufschrift "This is Russia" verfehlte seine Wirkung nicht und provozierte das gegnerische Fanlager.

Blaszczykowski: "Hervorragende Teamleistung"

Blaszczykowski fühlte sich davon wohl in ganz besonderer Weise angestachelt. Dem Dortmunder Akteur fehlte diesmal die Unterstützung durch Lukasz Piszczek, dem von Smuda auf der rechten Seite Zurückhaltung in der Offensive auferlegt worden war. Doch "Kuba" rackerte unermüdlich, wechselweise rechts oder zentral, und belohnte sich in der 57. Minute mit einem "Traumtor", wie es Sturmkollege Robert Lewandowski später bezeichnete.

Der zum Mann des Spiels gewählte Blaszczykowski wollte allerdings nichts von Lobeshymnen auf seine Person wissen, sprach von einer "hervorragenden Teamleistung" und dem Stolz, diese Mannschaft ins Viertelfinale führen zu wollen.

"Es gibt keinen Torwart, der bisher nicht bezwungen wurde und ohne Gegentor geblieben ist", sagte Stürmer Robert Lewandowski mit Blick auf den finalen Spieltag in der Gruppe A und dem eigenen Spiel gegen Tschechien.

Löw wird mit einem Auge hinschauen

Für das von Verteidiger Sebastian Boenisch als "Endspiel" titulierte abschließende Gruppenspiel am Samstag wünscht sich Lewandowski einen polnischen Keeper, der "unbezwungen" bleibt.

Nun ist der Rechenschieber gefragt. Russland mit vier, Tschechien mit drei, Polen mit zwei Punkten und am Tabellenende die Griechen mit einem Zähler. Bundestrainer Joachim Löw wird am Samstag mit einem Auge zu sehen, trifft die DFB-Auswahl in der Runde der letzten Acht doch auf eines der Teams aus Gruppe A.

Polen - Russland: Daten zum Spiel