EM

Teamporträt Griechenland: Vorsicht vor den Piraten!

Von Adrian Bohrdt
Georgios Karagounis (l.) ist nach wie vor ein Leistungsträger im griechischen Team
© Getty

Vom 8. Juni bis zum 1. Juli 2012 steigt in Polen und der Ukraine die 14. Fußball-Europameisterschaft. Zum letzten Mal vor der Aufstockung auf 24 Mannschaften spielen die 16 besten Mannschaften Europas in 4 Gruppen um den Titel. SPOX stellt die EM-Teilnehmer vor. Heute: Griechenland.

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Land: Griechenland

Einwohner: 10,8 Millionen

Aktive Spieler: 760.000 (Stand 2008)

EM-Teilnahmen: 3

Größter EM-Erfolg: Europameister (2004)

Daten Hier geht's zu Griechenlands EM-Gruppe A

Der Star: Vasilis Torosidis. Der Rechtsverteidiger ist ein echtes Allround-Talent: Zweikampfstark, schnell und dabei mit seinen 1,86 Metern auch noch kopfballstark. Bei Olympiakos Piräus ist Torosidis Kapitän, sein Vertrag läuft noch bis 2013 - mehrere Vereine aus der Bundesliga sollen schon Interesse angemeldet haben, allen voran der VfB Stuttgart. Ähnlich wie Lahm bei Deutschland, wird Torosidis immer von einer Seite auf die andere geschoben, je nachdem auf welcher Seite sich gerade eine Alternative anbietet. Bei der WM 2010 noch auf links, wird er bei der EM wohl rechts ran dürfen. Und eine gewisse Torgefahr bringt der Rechtsfuß auch mit: Zwei Toren in der Quali ließ er zuletzt im Test gegen Slowenien (1:1) ein weiteres folgen. Nach vier Meisterschaften und drei Pokalsiegen mit Piräus zieht es Torosidis ins Ausland: "Irgendwann denkt man an einen Wechsel ins Ausland. Und die Zeit ist gekommen. Wenn ein gutes Angebot kommt, werde ich gehen." Die EM könnte das große Sprungbrett für den 26-Jährigen sein.

Der Trainer: Fernando Santos. Seit August 2010 griechischer Nationaltrainer, stellte gleich bei seinem Debüt (1:0 gegen Serbien) acht Debütanten vor und sortierte beispielsweise Angelos Charisteas aus. Der Portugiese kann bereits namhafte Vereine in seiner Trainervita vorweisen: FC Porto (1998 - 2001), Sporting Lissabon (2003/04) und auch Benfica Lissabon (2006/07). 2007 heuerte er zum fünften Mal in Griechenland an, bei PAOK Thessaloniki. Drei Mal wurde der 57-Jährige "Trainer des Jahres" in Griechenland, ehe er die Nationalmannschaft übernahm. Der gelernte Ingenieur (Spitzname "El Mechanico") setzt dabei auf bewehrte Prinzipien: "Leidenschaft, Organisation, klaren Kopf bewahren", so sein Credo. Seinen Vertrag hat Santos bereits bis 2014 verlängert.

Der Kapitän: Georgios Karagounis. Einer der Helden von 2004. Der 35-Jährige erzielte das erste Tor einer griechischen Mannschaft bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft im Eröffnungsspiel der EM 2004. Auch einen unrühmlichen EM-Rekord hat der Mittelfeldspieler inne: Mit sechs gelben Karten (vier 2004, zwei 2008) ist er der am häufigsten verwarnte Spieler bei Europameisterschaften und verpasste dadurch auch das EM-Finale 2004. Karagounis absolvierte bislang 116 Länderspiele (8 Tore, 16 Vorlagen) und ist der Kopf der Mannschaft. Fünf Spiele fehlen dem Rechtsfuß noch, um griechischer Rekordnationalspieler zu werden. Sein Vertrag bei Panathinaikos Athen läuft im Sommer aus, ein Karriereende nach der EM ist nicht ausgeschlossen.

Der Spieler im Fokus: Kyriakos Papadopoulos. Kämpft noch mit Sokratis Papastathopoulos um den Platz in der Innenverteidigung neben Avraam Papadopoulos - und die Karten des Schalkers sind nicht schlecht. Zwei Tore erzielte der 20-Jährige in der Quali, was ihn mit Torosidis und Fetfatzidis zum Toptorjäger der Griechen machte, dazu kommt ein weiterer Treffer im letzten Test zum Sieg über Armenien (1:0). Der knallharte Abwehrspieler macht jedenfalls keinen Hehl daraus, wer in seinen Augen Europameister wird: "Griechenland!" Ob er das ernst meint? "Natürlich!" Ein Schmunzeln kann er sich dann aber doch nicht verkneifen. Für Schalke stand er in der abgelaufenen Saison wettbewerbsübergreifend in 46 Spielen auf dem Platz (44 Mal von Beginn an) und erzielte insgesamt immerhin fünf Tore. Gerade bei Standards ist Papadopoulos eine echte Waffe und mit 60,3 % gewonnenen Zweikämpfen lieferte er eine solide Bundesliga-Saison ab.

Die Wunschelf (4-3-3): Sifakis - Holebas, Avraam, Papadopoulos (Sokratis), Torosidis - Karagounis, Maniatis, Katsouranis - Samaras, Gekas, Ninis.

Die Prognose: Drei Spieler der sensationellen Europameister-Mannschaft von 2004 stehen noch im Kader: Während Torwart Chalkias wohl, wie damals in Portugal, auf der Bank sitzen wird, sind Katsouranis und Kapitän Karagounis absolute Leistungsträger. Ansonsten ist bei "To Piratiko" (= Das Piratenschiff) alles wie gehabt: Die Mannschaft lebt vom Kollektiv und ihrer Defensive. Beispiele gefällig? Nur fünf Tore kassierte Griechenland in der Quali, und die eigenen 14 Tore waren auf elf Schützen verteilt. Der echte Star fehlt, aber in der ausgeglichenen Gruppe A ist auch für Griechenland das Viertelfinale drin, wobei spätestens dann für den Außenseiter gegen einen Vertreter der starken Gruppe B Schluss sein dürfte. Immerhin die Vorzeichen stimmen: Wie auch 2004 darf Griechenland das Turnier gegen den Gastgeber eröffnen.

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