EM

Ein Markgraf als Erfolgsgarant

SID
Erfolgreich und von den eigenen Spielern verehrt: Vicente del Bosque
© Getty

Aus der frohen Kunde wollte Vicente del Bosque keinen großen Hehl machen. "Es gab keine Eile. Aber es gab viel gegenseitiges Vertrauen", sagte der 61-Jährige am Sonntagabend vollkommen unaufgeregt. Sprechen über seine Vertragsverlängerung bis 2014 wollte der spanische Nationaltrainer im Medienraum von Danzig nicht wirklich, aber das wirkt bei ihm kein bisschen hochmütig.

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Es ist der erneute Beweis dafür, dass der bodenständige, solide del Bosque genau der Richtige ist, um den erfolgsverwöhnten Haufen voller Superstars auf dem Boden zu behalten.

"Wir schätzen seine Arbeit. Er hat jedem gezeigt, was er kann", sagte Torjäger Fernando Torres und bestätigte schon vor del Bosque, was mehrere spanische Medien zuvor vermeldet hatten. Die mündliche Zusage, den Welt- und Europameister auch bis zur WM 2014 zu führen, wurde am Rande der EM schriftlich fixiert.

"Das ist toll, denn er weiß immer noch, was mit uns zu tun ist", schwärmte Torres. Und das kann eigentlich nur eines sein: Weitere Titel gewinnen.

Del Bosque will mit "Titel-Hattrick" Geschichte schreiben

Das Erfolgsrezept der Real-Legende ist dabei relativ einfach. "Wir fühlen uns gut, ich fühle mich gut, der spanische Fußball fühlt sich gut", fasste del Bosque knapp zusammen.

Der EM-Sieg wäre auch für den introvertierten Routinier die Krönung seiner ohnehin fast tadellosen, bald 15 Jahre andauernden Karriere als Profitrainer. Die begann 2000 bei seiner großen Liebe Real mit nichts Geringerem als dem Champions-League-Sieg. Jetzt könnte del Bosque die Spanier als erste Nation zur dritten Trophäe in Serie führen. Deutschland scheiterte 1976 an diesem Unterfangen, Frankreich 2002.

Am 1. Juli ist es gerade mal 721 Tage her, dass del Bosque - kurz darauf von Spaniens König Juan Carlos mit dem Titel eines "Markgrafen" geadelt - in Johannisburg den WM-Pokal in die Höhe stemmte. Für ihn ist das längst Vergangenheit. "Wir dürfen nicht hochmütig sein. Zu viel Selbstvertrauen ist schädlich", mahnte der ehemalige Profi noch am Tag vor dem entscheidenden Gruppenspiel gegen Kroatien.

Del Bosque lebt seine Philosophie: "EM ist ein Fußballfest"

"Er fasst uns einfach richtig an", sagte Mittelfeld-Stratege Xavi über den schnauzbärtigen Mann aus Salamanca. Bei jedem Training in Gnewin wirkt del Bosque konzentriert, komplett fokussiert - und lässt sich auch nur ungerne von seinem Weg abbringen.

Die Diskussion um seine Systemumstellung auf das Spiel ohne Stürmer kommentierte er genauso geduldig wie die etlichen Nachfragen nach einem möglichen Pakt im Spiel gegen Kroatien. "Wir sind hier bei einem europäischen Fußballfest", sagte er einfach. Die Philosophie, dass Fußball ein Fest ist, lebt er auch.

Als Nachfolger von Europameister-Trainer Luis Aragones konnte del Bosque mit der Nationalmannschaft eigentlich nur verlieren. Er tat das Gegenteil - und will es mindestens bis 2014 weiter tun.

Vicente del Bosque im Steckbrief

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