EM

Sergio Ramos und die Farbe Rot

SID
In der Innenverteidigung kompromisslos: Sergio Ramos (l.) vor Irlands Robbie Keane
© Getty

Einmal kam es heraus, das Zweite Gesicht des Sergio Ramos. Im Gruppenspiel gegen Kroatien nahm der Innenverteidiger Spaniens Anlauf und sprang mit gestrecktem Fuß voraus in den Zweikampf gegen Kroatiens Stürmer Mario Mandzukic. Der Elfmeterpfiff und die Rote Karte blieben aus, Spanien gewann und steht inzwischen im Viertelfinale der Europameisterschaft.

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Am Samstagabend (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) wartet in Donezk die Auswahl Frankreichs. Der gelernte Rechtsverteidiger von Real Madrid spielt bei der EM an der Seite von Gerard Pique in der Innenverteidigung der Seleccion und hat die schwere Aufgabe, Kapitän und Führungsspieler Carles Puyol zu vertreten. Für Nationaltrainer Vicente del Bosque ist der Einsatz Ramos' ein ständiges Spiel mit dem Feuer.

Der 26 Jahre alte Ramos ist sportlich über generelle Kritik erhaben. Schnell, athletisch, zweikampfstark - Ramos ist an guten Tagen einer der besten Defensivspieler der Welt. Auf der anderen Seite ist da sein bisweilen ungezügeltes Temperament, das ihm in seiner Karriere bereits zehn Platzverweise bescherte. Jeweils glatt Rot, wohlgemerkt. Der gebürtige Andalusier, in Spanien "el gitano" (Zigeuner) genannt, gilt als großer Fan des Stierkampfes. Vielleicht erklärt dieses Hobby seinen Hang zur Farbe Rot.

Del Bosques Befehl: "zusammenraufen"

Ramos wird in Madrid wegen seiner Leidenschaft auf dem Feld verehrt, in Katalonien, der Heimat des FC Barcelona, bisweilen verhasst. Und so forderte del Bosque vor dem Turnier sein neues Paar in der Innenverteidiger, Pique (Barcelona) und Ramos (Real Madrid), eindringlich auf, "sich zusammenzuraufen".

Der verletzte Kapitän Puyol sei für ihn "wie ein Bruder", sagte Piquet zu Beginn des Turniers. Diese schon familiäre Wertschätzung für den einen wurde von spanischen Medienvertretern als Spitze gegen den anderen gedeutet. Piquet bemerkte aber, dass es mit Ramos "auf dem Feld immer besser" laufe. Und Ramos selbst wurde zuletzt nicht müde zu betonen, dass er "überhaupt keine Probleme" mit Piquet habe. Es ist aber wohl eher eine Zweckgemeinschaft.

Ungewollte Berühmtheit erlangte Ramos nach dem Champions-League-Halbfinale seines Klubs Real gegen den FC Bayern München. Es war unter anderem sein Fehlschuss in den Madrider Nachthimmel, der das Ausscheiden Reals im Elfmeterschießen besiegelte. Manuel Neuer soll daraufhin gestichelt haben, dass er gar nicht gewusst habe, dass "Ramos seine Elfmeter gerne weit übers Tor schießt."

Eine Spitze, die durch den oft von Stolz Getriebenen nicht unkommentiert blieb. Unmittelbar nach dem verlorenen Finale der Münchner Bayern gegen den FC Chelsea twitterte Ramos: "Ich wusste gar nicht, dass Manuel Neuer so gerne Zweiter wird", um etwas pathetisch hinzuzufügen: "Am Ende gewinnt immer die Demut."

Neue Frisur, neuer Spitzname

Zum erneuten Duell mit Deutschlands Nummer eins kann es bei der EM nur im Finale kommen. Und wenn der Titelverteidiger am Samstagabend auf Frankreich trifft, trifft Ramos vor allem auf seinen Freund und Klubkollegen Karim Benzema. "Sergio soll sich auf mich gefasst machen", hatte der französische Angreifer zuletzt gesagt.

Doch vielleicht erkennt Benzema seinen Kontrahenten nicht sofort wieder, denn Ramos hat sich kurz vor der EM eine neue Frisur verpasst. Die lange blonde Mähne musste einer modischen Kurzhaarfrisur weichen.

Das veranlasste Real-Kollege Xabi Alonso dazu, Ramos aufgrund einer vermeintlichen Ähnlichkeit einen neuen Spitznamen zu verleihen: "Iceman", in Anlehnung an Val Kilmers Rolle im Hollywood-Blockbuster "Top Gun". Vielleicht war es auch nur ein gut gemeinter Rat an Ramos, ab sofort einen etwas kühleren Kopf zu bewahren.

Sergio Ramos im Steckbrief

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