EM

Matthäus entschuldigt sich für rassistische Rufe

SID
Bulgariens Nationaltrainer Lothar Matthäus zu den Vorkommnissen bei der EM-Qualifikation
© Getty

Bulgariens Nationaltrainer Lothar Matthäus hat sich nach der 0:3-Niederlage im EM-Qualifikationsspiel gegen England für die rassistischen Schmähungen einiger Fans entschuldigt.

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Erst zerstörte Wayne Rooney seinen EM-Traum, dann machten die eigenen Fans Ärger: Für Lothar Matthäus endete der englische Abend in Sofia im Frust. Der einstige EM- und WM-Stammgast musste sich nach dem ernüchternden 0:3 (0:3) seiner bulgarischen Fußball-Nationalmannschaft gegen England nicht nur damit abfinden, dass er die EURO 2012 maximal als Zuschauer erleben wird. Der deutsche Rekordnationalspieler musste sich auch für rassistische Schmähungen gegen dunkelhäutige Spieler entschuldigen.

"Ich habe es nicht gehört, aber es ist furchtbar, wenn solche Dinge passieren", sagte Matthäus, nachdem vor allem Ashley Young von Manchester United immer wieder mit Affenlauten verunglimpft worden war. "Ich möchte mich im Namen des Verbandes entschuldigen."

Erneute rassistische Beleidigungen bulgarischer Fans

Die erneuten rassistischen Ausfälle bulgarischer Fans dürften Konsequenzen haben. Der englische Verband FA meldete die Vorkommnisse sofort der Europäischen Fußball-Union (UEFA). "Als Spieler konnten wir es auf dem Feld hören", berichtete Matchwinner Rooney, der mit seinen beiden Toren (21. und 45.) Matthäus' letzte Hoffnungen auf ein EM-Ticket begraben hatte. "Es geht so schon seit Jahren. Es wird Zeit, dass es endet. Hoffentlich wird jetzt etwas dafür getan", sagte der Stürmerstar.

Der unverhohlene Rassismus vor allem gegen Young, aber auch gegen Chris Smalling, Ashley Cole und Theo Walcott war für Matthäus nicht das einzige Ärgernis an einem unerfreulichen Abend im Wasil-Lewski-Stadion. "Wir haben sehr hart trainiert, aber leider haben wir im Spiel alles wieder vergessen", urteilte der 50-Jährige nach der Lehrstunde durch Rooney und Co.

Wie weit Matthäus, der an vier EM- und fünf WM-Endrunden teilnahm, als Trainer von seinem ersten großen Turnier entfernt ist, wurde überdeutlich. "Der Unterschied zwischen den englischen und bulgarischen Spielern war offensichtlich", gab Matthäus zu: "In allen Bereichen war das englische Team eine Klasse besser."

Schon vor Rooneys Doppelpack hatte Abwehrspieler Gary Cahill mit seinem ersten Länderspieltor (13.) alle Pläne von Matthäus über den Haufen geworfen.

Qualifikationschancen gering

"Wir haben es dem Gegner sehr einfach gemacht", sagte der Weltmeister von 1990, "wir haben Geschenke verteilt." Vor dem vorletzten Qualifikationsspiel am Dienstag in Basel gegen die Schweiz ist das Thema EM bereits abgehakt. Sechs Punkte und neun Tore trennen die Bulgaren zwei Runden vom Tabellenzweiten Montenegro. England ist längst enteilt.

So bleibt für Matthäus nur die vage Hoffnung, dass die WM-Qualifikation ab Herbst 2012 erfolgreicher verläuft. Es sei sein Traum, "mit Bulgarien zur WM nach Brasilien zu fahren", sagte er vor dem England-Spiel.

Italien, Dänemark und Tschechien als Gruppengegner lassen diesen Traum nicht sonderlich realistisch erscheinen. Ob der bisherige Trainer-Wandervogel in Bulgarien dann tatsächlich die Zeit bekommt, "etwas aufzubauen", bleibt abzuwarten.

Die EM-Qualifikation im Überblick

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