1. FC Kaiserslautern - Insolvenz, sportlicher Niedergang, umstrittene Trainerwechsel: Das sagt Beiratschef Merk zur Kritik der Konkurrenten

Von Philipp Schmidt
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2. FCK: Die Insolvenz und ihre "positiven" Auswirkungen

Der 7. Dezember 2020 sollte einen Wendepunkt in der seit langem nach unten zeigenden Entwicklung des vierfachen deutschen Meisters darstellen: Der FCK gab offiziell den erfolgreichen Abschluss des Planinsolvenzverfahrens bekannt, das sechs Monate zuvor aufgrund einer Schuldenlast von 24 Millionen eröffnet werden musste.

Die Gläubiger stimmten zu, auf ganze 96 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten und somit die Entschuldung der Kapitalgesellschaft abzuschließen. Abgesehen von fünf Millionen Euro Verbindlichkeiten, die weiterhin beim eingetragenen Verein verbleiben, waren die Roten Teufel plötzlich schuldenfrei. Zudem investierte eine Gruppe regionaler Unternehmer rund elf Millionen Euro, um 33 Prozent der Anteile an der Kapitalgesellschaft zu erwerben.

Im Vergleich zu früheren FCK-Krisen in den Nuller-Jahren gab es gleich zwei Vorteile: Seit 2012 ist es für Unternehmen mit positiven Zukunftsaussichten möglich, die Insolvenz in Eigenverwaltung durchzuführen. Bei einer solchen Planinsolvenz können die Geschäfte im Vergleich zur Regelinsolvenz weiter selbst geführt werden.

Außerdem wichtig: Der DFB, der üblicherweise einen Abzug von neun Punkten im Falle einer Insolvenz vorsieht, hat aufgrund der finanziellen Corona-Auswirkungen auf die in besonderem Maße von den Zuschauern abhängigen 3. Liga zeitweise auf eine solche Bestrafung verzichtet (wobei der FCK auch mit neun Punkten weniger in der Vorsaison nicht abgestiegen wäre). Nie war es demnach verheißungsvoller, eine Insolvenz nicht als Risiko, sondern vielmehr als Chance auf einen Neustart zu sehen.

Merk steht dem Beirat der ausgegliederten Profiabteilung des FCK vor.
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Merk steht dem Beirat der ausgegliederten Profiabteilung des FCK vor.

Merk wehrt sich gegen Insolvenz-Vorwürfe: "Tiefer, persönlicher Druck"

"Ohne Corona hätten wir die Lizenz für die Saison 2020/21 mit großen Anstrengungen sicher bekommen. Der Schuldenstand wäre natürlich geblieben. Aber das ist derzeit ein erschütterndes Szenario, das viele in der Gesellschaft betrifft. Ich möchte denjenigen sehen, der so etwas freiwillig und gerne mitmacht", wehrt sich Merk gegen Kritik.

Die Zeit habe bei ihm und dem gesamten Verein für einen "tiefen, persönlichen Druck" gesorgt, "den ich niemandem wünsche". Vielmehr hätten "die wirtschaftlichen Gegebenheiten diesen Schritt unumgänglich gemacht. Der Vorwurf, dass wir die Situation ausgenutzt haben, ist absolut unfair. Es ist eine wirtschaftliche Zwangslage, wir führen den Betrieb mithilfe eines staatlichen Mittels fort, aber mit keinem, durch den sich der FCK unerlaubt einen Vorteil verschafft hat".

Doch die Kritik der Drittligakonkurrenz blieb nicht aus. Während die Lauterer mit Tim Rieder, Marvin Pourie oder Marlon Ritter vermeintliche Topspieler der Liga unter Vertrag nehmen konnten, mussten offene Ratenzahlungen für bereits getätigte Transfers nicht entrichtet werden.

"Wahnsinn, wie das dort geht. Der DFB macht da nichts", polterte Saarbrückens Vize-Präsident Dieter Ferner bei der Bild, auch angesichts der auf dem Betzenberg gezahlten Gehälter. "Ich habe immer gelernt: Wenn man kein Geld hat, kriegt man auch keins. Früher hast du neun Punkte Abzug gekriegt und eine fette Geldstrafe", stimmte 1860-Trainer Michael Köllner gegenüber der Abendzeitung zu.

Merk nennt dieses Vorgehen "sehr populistisch und plakativ. Mit falschen Zahlen wird behauptet, dass wir mitten in der Insolvenz mit Geld um uns geworfen haben und unfassbar in den Kader investieren konnten. Wohlwissend, dass andernorts ein höheres Budget zur Verfügung steht, wird mit dem Finger auf den FCK gezeigt." Stattdessen verweist er darauf, dass eine positive Fortführungsprognose für eine erfolgreiche Insolvenz nötig war. "Wir brauchten frisches Geld, Eigenkapital."

Den Kritikern lässt sich außerdem die deutlich positive Transferbilanz im Sommer entgegenhalten. Für die Transfers von Lennart Grill, Timmy Thiele sowie Florian Pick und Christian Kühlwetter kassierte der FCK vor der Saison knapp vier Millionen Euro. Lediglich im Fall von Rieder wurde eine fünfstellige Ablöse gezahlt, stattdessen kamen Spieler ablösefrei oder auf Leihbasis in die Pfalz, wie zuletzt auch Götze-Bruder Felix und Rückkehrer Jean Zimmer.

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