"Andreas Rettig ist kein ehrlicher Mensch"

Von Interview: Benjamin Wahlen
Michael Thurk hat in 81 Spielen in der Bundesliga 22 Tore geschossen
© imago

Michael Thurk feiert bald seinen 37. Geburtstag und hat in seiner Karriere eine Menge erlebt. Der Stürmer spricht im Interview über seinen unwürdigen Abschied vom FC Augsburg, den brutalen Zusammenprall mit Claus Grzeskowiak zu Cottbuser Zeiten sowie sein Image als schwieriger Spieler.

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SPOX: Herr Thurk, 2004 teilte man Ihnen in Mainz mit, dass Sie gehen können. Dennoch schossen Sie den FSV zum Aufstieg und verhinderten damit, dass Ihr neuer Verein Energie Cottbus den Weg ins Oberhaus antreten konnte. Waren das damals Tore gegen sich selbst?

Michael Thurk: Nein, diesen Gedanken hatte ich nie. Man sagte mir fünf Spiele vor Schluss, dass der Vertrag nur im Aufstiegsfall verlängert wird. Mainz war zu diesem Zeitpunkt Achter, Cottbus Dritter. Energie wollte mich unbedingt, deshalb hatte ich dort zugesagt. Bei Cottbus lief dann nicht mehr viel und mit Mainz haben wir fast jedes Spiel gewonnen.

SPOX: Nach Ihrem Wechsel ging in Cottbus nur wenig zusammen.

Thurk: Der Verein durchlebte eine schwere Zeit. In der Mannschaft stimmte es nicht, Trainer Eduard Geyer wurde entlassen und man hatte große finanzielle Probleme. Ich hatte mir dazu den Kiefer gebrochen und bin länger ausgefallen.

SPOX: Am 31. Oktober 2004 knallten Sie im Spiel gegen Eintracht Trier mit Claus Grzeskowiak zusammen. Zwei Ihrer Zähne steckten damals in seinem Knie.

Thurk: Wir haben uns noch am selben Abend im Krankenhaus in Trier getroffen. Ich lag im Bett und er kam zu mir ins Zimmer. Wir haben uns dann kurz unterhalten. Es sah ja zunächst auch so aus, dass ich der Schwerverletzte von uns beiden bin.

SPOX: Grzeskowiak musste sich daraufhin mehreren Operationen unterziehen und aufgrund einer Kniegelenksinfektion seine Karriere für rund drei Jahre auf Eis legen.

Thurk: Wir haben später noch einmal telefoniert. Da hat er mir gesagt, dass er nicht mehr spielen kann und gegen die Ärzte klagen will. Das ist sehr bitter für ihn gelaufen und tut mir sehr leid.

SPOX: Stimmt es, dass Sie Ihre Zähne behalten durften?

Thurk: Ja, ich habe sie damals in einer Plastikdose mit nach Hause genommen. Wo die mittlerweile ist, weiß ich allerdings gar nicht mehr.

SPOX: Sie haben Cottbus dann relativ schnell wieder verlassen.

Thurk: Ja, es gab einige Anfragen. Entschieden hatte ich mich eigentlich schon für den TSV 1860 München und Trainer Rudi Bommer, als sich plötzlich wieder Mainz 05 gemeldet hat. Christian Heidel hat mir angeboten, mich wieder zurückzuholen. Das war natürlich eine ganz leichte Entscheidung für mich.

SPOX: Stimmt es, dass Sie damals einen Teil der Ablöse selbst bezahlt haben?

Thurk: Ja. Mainz konnte meine volle Ablösesumme nicht bezahlen. Ich habe angeboten, monatlich auf einen Teil meines Gehaltes zu verzichten, um auf den Betrag zu kommen. Nach der guten Saison und einigen entscheidenden Treffern von mir hat man mir das Geld aber zurückgezahlt.

SPOX: Jürgen Klopp war dann erneut Ihr Trainer. War er damals anders als heute?

Thurk: Nein, er hat sich nicht verändert. Der Kloppo ist heute genauso wie damals und sich immer treu geblieben.

SPOX: War in dieser Zeit seine rasante Entwicklung als Coach schon abzusehen?

Thurk: Wie weit es tatsächlich gehen würde, konnte man natürlich noch nicht erahnen. Jürgen und Zeljko Buvac waren schon immer ein tolles Gespann.

SPOX: Ein Jahr später zog es Sie in Ihre Heimat Hessen zu Eintracht Frankfurt. Ihr Wechsel stand schon fest, als Sie mit Mainz noch in der Saisonvorbereitung steckten.

Thurk: Das Angebot der Eintracht war etwas ganz Besonderes für mich. Ich habe schon als Kind im Frankfurter Stadion gestanden und beim Bolzen immer Trikots der Eintracht getragen. Ich hätte Mainz für keinen anderen Verein verlassen, aber einmal für die Eintracht zu spielen war ein Kindheitstraum von mir. Mainz wollte mich natürlich nicht ziehen lassen und so kam es zu einigen Reibereien. Heute ist das alles vergessen. Ich hatte in Frankfurt eine sehr schöne Zeit und hatte dort auch die Gelegenheit, international zu spielen.

Seite 2: Thurk über seinen unwürdigen Abschied aus Augsburg und sein Image