Defensive gewinnt Titel

Jerome Boateng lieferte in seiner Heimatstadt einmal mehr eine starke Leistung ab
© getty

Der FC Bayern holt sich in Berlin seinen 18. DFB-Pokal und schlägt Borussia Dortmund mit 4:3 (0:0) nach Elfmeterschießen. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Douglas Costa, die besten Spieler der Partie agierten bei den Münchnern aber in der Defensive. Die Einzelkritiken des FCB.

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Manuel Neuer: In seinem Kerngeschäft als Torwart lange nicht gefragt. Musste den ersten Ball nach 43 Minuten halten. Zu Beginn vor allem als erster Aufbauspieler gefragt, dabei bis auf einen Fehlpass gewohnt sicher. Musste auch einige Steilpässe auf Aubameyang ablaufen und fand dabei immer das richtige Timing. Hielt im Elfmeterschießen dann einmal gegen Bender. Note 3

Philipp Lahm: Zog mit seinem 53. Pokalspiel mit seinem Schafkopfspezl Pizarro gleich und ist damit Rekordspieler in diesem Wettbewerb. Musste in der Halbzeit eine Diskussion mit seinem zukünftigen Schafkopfspezl Hummels über die Personalie Ribery führen. Im Spiel wie immer ein Zwitter zwischen Rechtsverteidiger und Mittelfeldspieler. Dort mit guten Bewegungen in die Tiefe und einigen brauchbaren Ideen, nur fehlte auch ihm die zündende. Note 3

Joshua Kimmich: Laut Guardiola darf man nicht mehr sagen, dass er kein Innenverteidiger sei. Spielt auch nicht so, als wäre er kein Innenverteidiger. Kochte gleich zu Beginn Reus zwei Mal ab, als er seinen zukünftigen Nationalmannschaftskollegen einmal mit einem Haken austanzte und dann im Eins-gegen-eins den Ball abluchste. Später mit einer Sense gegen Reus, die zeigte, dass er ein Innenverteidiger ist. Beeindruckend stark erneut in der Antizipation und in seinem Gespür für Räume. Note 2

Jerome Boateng: Winkte vor Spielbeginn besonders lang ins Publikum, kennt ja auch jede Menge Leute in seiner Heimatstadt. Auf dem Platz davon aber nicht abgelenkt. Orientierte sich als linker Innenverteidiger an Aubameyang und hatte Dortmunds Topstürmer sehr gut im Griff. Ein Spiel defensiv ohne Fehler, im Spielaufbau aber nicht so prägend wie sonst. Note 2

David Alaba: Bildet mit Ribery normalerweise die beste linke Seite Europas, musste sich dieses Mal in seinem Offensivdrang aber stark einbremsen, weil er sich in erster Linie um Mkhitaryan kümmern sollte. Engte die Kreise des Armeniers gut ein und sicherte außerdem Boateng immer wieder gegen Aubameyang ab. Note 3

Arturo Vidal: Für den angeschlagenen Alonso (Rippenprellung) der Mann vor der Abwehr. Der Krieger interpretiert diese Rolle natürlich anders als der Grandseigneur aus Spanien, verteilte und verlagerte weniger, war dafür der Mann für die Ballgewinne und die zweiten Bälle. Kontrollierte so gut die Dortmunder Konterversuche, wandelte aber auch in diesem Spiel an Gelb-Rot. Note 2

Thiago Alcantara: Der Feingeist, der sein Spiel zu oft mit zu vielen Schnörkeln abwürgt, konzentrierte sich auf einfache Aktionen und arbeitete auch gut in der Defensive. Feierte einen Ballgewinn in der 76. Minute Nähe des eigenen Strafraums fast so euphorisch wie seinen Treffer in der Verlängerung gegen Juventus. Offensiv hätte Bayern die eine oder andere Idee mehr gebrauchen können. Note 3,5

Douglas Costa: Sucht seit der Winterpause nach seiner Form und fand sie auch im Berliner Olympiastadion nicht. Trifft im Moment fast immer die falsche Entscheidung. Spielt zum Teil auf eigene Rechnung. Nimmt nicht wirklich am Kombinationsspiel teil, hält die Bälle zu lang und nutzt seine Geschwindigkeit im Dribbling nicht entschlossen genug. Nach der Pause auf einmal schörkelloser und klarer in seinen Aktionen. Ging auch mal an der Linie gegen Schmelzer vorbei und bereitete so gute Möglichkeiten vor. Note 3

Franck Ribery: Hat seit dem CL-Finale 2013 eine Vorgeschichte. Hatte damals erst Glück, dass er nach einem Ellbogenwischer gegen Lewandowski nicht vom Platz flog und bereitete später das Siegtor vor. Dieses Mal hatte er Glück, dass er nach seinem Gesichtsgrabscher gegen Castro Gelb sah. Konzentrierte sich dann in der zweiten Hälfte auf Fußball und hatte bei vielen gefährlichen Aktionen seine Füße im Spiel. Mit den Füßen einfach deutlich stärker als mit den Händen. Arbeitete sich im Laufe des Spiels auf und wurde bei seiner Auswechslung von Alaba vom Platz getragen. Note 2,5

Thomas Müller: Schlich herum, suchte, deutete Räume - und hämmerte nach drei Minuten einfach mal auf den Kasten. Das war lange die beste Chance, bis Müller einen Kopfball knapp vorbei setzte. Dieser war wiederum lange die beste Chance, bis Müller Lewandowski bediente, der drüber schoss und die damit die bis dahin beste Chance vergab. Nicht immer im Spiel, aber immer gefährlich. Note 3

Robert Lewandowski: Es gibt sicher angenehmere Orte in Berlin, als die Verteidigungszone von Sokratis. Konnte sich gegen den kantigen Griechen nur schwer mit dem Ball behaupten. Vergab die beste Chance der Münchner nach gut einer Stunde und vergab in der Verlängerung gleich den nächsten Hochkaräter. Note 4,5

Kingsley Coman: Kam nach 108 Minuten für Ribery. Wirkte in diesem Abnutzungskampf mit seiner Geschwindigkeit wie ein TGV im Regionalverkehr. Aber auch er kam an Sokratis nicht vorbei. Keine Bewertung

FC Bayern München - Borussia Dortmund: Daten zum Spiel