Bielefeld schmeißt Gladbach raus!

Drittligist wirft Erstligist raus: Bielefeld steht im Halbfinale des DFB-Pokals
© getty

Arminia Bielefeld ist die Sensation gelungen! Der Drittligist gewann im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach mit 6:5 (1:1, 1:1, 1:1) nach Elfmeterschießen.

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Vor 26.137 Zuschauern in der ausverkauften Schüco-Arena ging der Drittligist durch Manuel Junglas in Führung (26.). Doch nur sechs Minuten später glichen die Fohlen aus, Max Kruse traf per Handelfmeter.

Es entwickelte sich ein packender Pokalfight, weitere Tore gab es aber keine mehr - auch in der Verlängerung nicht. Am Ende verschoss Ibrahima Traore den entscheidenden Strafstoß im Elfmeterschießen.

Gladbachs Granit Xhaka stellte mit 196 Ballaktionen einen neuen Pokal-Rekord seit dem Beginn der detaillierten Datenerfassung 2008/2009 auf.

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Reaktionen:

Norbert Meier (Trainer Bielefeld): "Ganz ehrlich, unser Ziel war es, heute ein gutes Spiel zu machen. Jetzt haben wir wieder ein Spiel mehr. Unsere Mannschaft ist dafür eigentlich nicht aufgestellt. Wir haben viele englische Wochen hinter uns. In der 3. Liga haben wir vier Pflichtspiele mehr, dazu müssen wir den Westfalen-Pokal spielen und im DFB-Pokal war es auch schon die vierte Runde. Bis zum Spiel in Dresden am Wochenende können wir kaum noch trainieren."

Fabian Klos (Kapitän Bielefeld): "Der Sieg hat einen unfassbar hohen Stellenwert. Es ist nicht normal, dass ein Drittligist bis ins Halbfinale kommt. Wir haben das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Für uns ist das heute ein richtig geiler Abend. Wir haben uns mit allem dagegen gestemmt, und am Ende haben wir mit ein bisschen Glück gewonnen."

Lucien Favre (Trainer Gladbach): "Es ist natürlich bitter für alle. Wir wollten unbedingt ins Halbfinale. Natürlich haben wir heute zu wenig Torchancen kreiert. Wir haben probiert zu spielen, aber wir konnten das Tempo nicht machen. Bielefeld hat gut verteidigt, wir haben die Lücke nicht gefunden. Wir hatten eine gute Serie, das Aus ist nun schwer zu verdauen. "

Max Eberl (Sportdirektor Gladbach): "Es war ein wahnsinniger Pokalfight, leider mit einem schlechten Ende für uns. Bielefeld hat herausragend verteidigt, wir haben heute einfach nicht die Lösung gefunden. Als Mannschaft sind wir heute ausgeschieden gegen eine fantastische Bielefelder Mannschaft und ein fantastisches Publikum. Wir hatten alle den großen Traum vom Finale. Es ist verdammt bitter, ausgeschieden zu sein."

Max Kruse (Gladbach): "Wir sind ganz nüchtern betrachtet ausgeschieden. Dass es überhaupt ins Elfmeterschießen kommt, das ist unsere eigene Verantwortung. Wenn du in 120 Minuten nicht gegen Bielefeld gewinnst, dann hast du es auch nicht verdient. Insgesamt haben wir uns zu wenig Torchancen erarbeitet."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Im Vergleich zum 3:0 gegen Cottbus am 31. Drittliga-Spieltag ändert Meier seine Startelf auf zwei Positionen: Klos und Müller kommen für van der Biezen und Ulm (beide Bank).

Nach dem 4:1 in Hoffenheim nimmt auch Favre zwei Neue in die Anfangsformation auf: Hazard und Hahn kommen für Johnson und Raffael.

10.: Xhaka mit dem Ballverlust im Mittelfeld. Müller steckt sofort links raus zu Klos. Der probiert es direkt, die Kugel fliegt einen Meter am kurzen Pfosten vorbei.

16.: Langer Schlag zu Klos, der mit dem Gesäß zu Hemlein ablegt. Der fackelt nicht lange und hält aus der Distanz drauf. Sommer muss sich strecken und lenkt die Kugel über den Querbalken.

22.: Schuppan dringt links in den Strafraum ein und legt von der Grundlinie aus zurück. Brouwers fälscht den Ball gefährlich in Richtung eigenes Tor ab, Sommer reagiert blitzschnell und wischt den Ball über den Kasten.

26., 1:0, Junglas: Rechts im Strafraum greift Mast niemand an, so dass dieser in den Rückraum ablegen kann. Dort hält Junglas von der Strafraumkante direkt drauf und trifft mit Hilfe des linken Innenpfostens ins Tor.

31.: Hazard kommt halblinks vor dem Sechzehner an den Ball und hält sofort drauf. Schwolow hat die Arme oben und lenkt den Ball über die Querlatte.

32., 1:1, Kruse (Handelfmeter): Kruses Flanke von links prallt an Hemleins leicht ausgefahrenen Arm - Elfmeter. Kruse verlädt Schwolow und trifft rechts unten.

56.: Brinkmann wird halbrechts 18 Meter vor dem Tor nicht angegriffen und zieht ab. Sommer lenkt den Ball mit den Fingerspitzen über die Querlatte.

75.: Klos dreht sich nach einem langen Ball rechts im Strafraum stark um Dominguez und hat Platz, doch sein Linksschuss hat aber keinen Druck und kullert in die Arme von Sommer.

83.: Solo von Traore, der von rechts ins Zentrum zieht, drei Gegenspieler ausspielt und freie Schussbahn hat. Der Ball streicht aber deutlich links am Kasten vorbei.

85.: Kruse wirbelt links im Strafraum, gibt dann eine lange Hereingabe. Ganz hinten lauert Brouwers, der den Ball aus spitzem Winkel auf den Querbalken nickt.

103.: Traore setzt sich halbrechts am Strafraum durch und schlenzt den Ball aus 17 Metern aufs Tor. Das Leder fliegt nur hauchdünn am linken Pfosten vorbei.

114.: Klos legt nach links auf Lorenz ab und geht in den Strafraum. Die Flanke kommt ideal, Klos setzt sich im Kopfballduell mit Dominguez durch und drückt die Kugel aus elf Metern nur Millimeter am rechten Eck vorbei.

Elfmeterschießen

2:1 Klos

Raffael schießt links neben das Tor

3:1 Dick

3:2 Johnson

4:2 Ulm

4:3 Xhaka

5:3 Brinkmann

5:4 Brouwers

Sommer hält gegen Lorenz

5:5 Kruse

6:5 Burmeister

Schwolow hält gegen Traore

Fazit: Enorme Energieleistung der Ostwestfalen, die über 120 Minuten keinen Klassenunterschied aufkommen ließen. Gladbach zu limitiert, am Ende entschied das Glück.

Der Star des Spiels: Fabian Klos. Zeigte als alleinige Spitze eine unglaubliche Präsenz und Durchsetzungskraft. Machte dutzende Bälle fest und ließ seine Mitspieler nachrücken. Gefährlichster Armine, souverän beim Elfmeter.

Der Flop des Spiels: Ibrahima Traore. Sorgte nach seiner Einwechslung für etwas Schwung und hatte die zwei besten Gladbacher Chancen auf dem Fuß. Avancierte aber zum Pechvogel, weil er den entscheidenden Strafstoß verschoss.

Der Schiedsrichter: Wolfgang Stark hatte schnell alle Hände voll zu tun und ließ sich 120 Minuten lang auf keine Mätzchen ein. Gab Klos nach taktischem Foul sofort Gelb (12.), gleiches galt für Junglas' lautstarke Beschwerde. Dieser Szene ging ein vermeintliches Handspiel von Brouwers im Gladbacher Strafraum voraus, das Stark korrekterweise nicht ahndete (24.). Brouwers vergrößerte die Körperfläche höchstens marginal, zudem bekam er den Ball aus kürzester Distanz an die Hand. Das Gegenteil war beim Gladbacher Strafstoß der Fall, als Junglas den Arm ausfuhr und die Körperfläche vergrößerte - richtige Entscheidung von Stark. Drückte dann kurz vor der Pause beide Augen zu, als er den bereits verwarnten Junglas nach Foul an Herrmann auf dem Feld ließ (37.). Die Karte gegen Hahn wenig später hätte er stecken lassen müssen, die restlichen persönlichen Strafen gingen in Ordnung.

Das fiel auf:

  • Eine insgesamt ziemlich träge Vorstellung der Borussia, die teilweise bis zu 80 Prozent Ballbesitz besaß, aber keine Lösungsansätze bot. Bielefeld empfing die Gäste diszipliniert gestaffelt mit zwei eng zusammenstehenden Viererketten und schloss im Verbund die Passwege.
  • Zwar rochierten die vier Gladbacher Offensiven viel, doch dem Angriffsspiel fehlten Druck, Tempo und Esprit. Favres Elf hatte auf dem schweren Geläuf Probleme, den Ball schnell zirkulieren zu lassen. So griff man bisweilen auf lange Bälle zurück, die aber ebenfalls keinen Ertrag brachten.
  • Der Arminia war im Gegensatz zu den Gästen von Beginn an die Bereitschaft für eine intensive Partie anzumerken. Gewannen die Hausherren den Ball und spielten über Fixpunkt Klos schnell nach vorne, ging Gladbach nur halbherzig in die Zweikämpfe und stand zu weit weg.
  • Das änderte sich auch im zweiten Durchgang kaum, Gladbach schaffte es aber zumindest, die Hausherren tiefer in die Defensive zu drängen. Doch Bälle in die Tiefe oder sonstige Raumgewinne blieben Mangelware. Das entsprechende Tempo fehlte weiterhin.
  • Zudem unterliefen der Borussia im Aufbauspiel einige leichte Fehler. Bielefeld nutzte diese Ungenauigkeiten zum Umkehrspiel und sorgte mehrfach für Entlastung. Wie auf der Gegenseite blieben die klaren Torchancen allerdings aus.
  • Beide Teams zollten gegen Ende der Partie ihrem hohen Aufbau immer mehr Tribut, die Präzision litt. Gladbach kombinierte etwas flüssiger und bekam teilweise mehr Platz, klarer wurden die Aktionen rund um den Strafraum aber auch dann nicht.

Bielefeld - Mönchengladbach: Daten zum Spiel