Milos Pantovic vom VfL Bochum im Interview: "Dann ist Guardiola fuchsteufelswild geworden"

Milos Pantovic wurde zu seiner Zeit beim FC Bayern von Pep Guardiola gefördert.
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Ihr Weg führte Sie nach Bochum. Wie kommen Sie im Ruhrgebiet zurecht?

Pantovic: Ich habe mich sehr schnell eingelebt, weil die Menschen sehr offenherzig sind. Und obwohl München sehr schön ist und Bayern viel zu bieten hat, gibt es auch hier schöne Ecken.

Sportlich lief Ihr erstes Jahr beim VfL jedoch bescheiden. Sie zogen sich nach vier Spielen in der 2. Liga eine Verletzung am Kreuzband zu, die Sie 149 Tage außer Gefecht setzte. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Pantovic: Es war sehr hart für mich, so lange nicht auf dem Platz zu stehen, zumal ich gerade auf dem Weg zum Stammspieler war und zuvor noch nie eine Verletzung in diesem Ausmaß erlitten hatte. Ich war dann wieder einige Monate bei meiner Familie in München, um die Reha zu absolvieren. In solchen Phasen merkst du erst, wie wichtig es ist, gesund zu sein.

Hat man in solchen Phasen viele Selbstzweifel?

Pantovic: Ja, aber nicht nur, wenn du verletzt bist. Die Karriere ist wie das Leben ein Auf und Ab. Du fällst immer wieder in ein Loch und zweifelst an dir selbst. Das wird aber erst ein Problem, wenn du dein Ziel aus den Augen verlierst und den Fußball nicht an erster Stelle positionierst. Eine Karriere wird auch zwischen den Ohren entschieden. Ich habe mit vielen Jungs gespielt, die deutlich mehr Talent hatten als ich, aber noch zu viele andere Sachen im Kopf. Es ist normal, dass du ein wenig die Bodenhaftung verlierst, wenn du als 18-jähriger Jungprofi auf einmal mehr in einem Jahr verdienst als studierte Menschen in ihrem halben Leben. Deshalb brauchst du ein Umfeld, das dir ab und zu auch mal auf die Finger haut und dich erdet.

Seit der Saison 2018/19 ist Milos Pantovic für den VfL Bochum aktiv.
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Seit der Saison 2018/19 ist Milos Pantovic für den VfL Bochum aktiv.

Pantovic: "Heute bin ich froh, dass ich mein Abitur habe"

War das bei Ihnen der Fall?

Pantovic: Absolut. Ich habe einen Glücksgriff mit meinem Umfeld gemacht. Mein Bruder ist acht Jahre älter als ich. Ich kann irgendwann die Champions League oder die Weltmeisterschaft gewinnen und er wird trotzdem immer mein älterer Bruder sein, der mir auf die Finger haut, wenn es nötig ist. Das gilt auch für meine Eltern. Sie haben immer von mir verlangt, dass ich mein Abitur machen soll. Ohne Druck, aber mit Gewissenhaftigkeit. Heute bin ich froh, dass ich mein Abitur habe, wenn auch nicht mit dem besten Schnitt. Eine Absicherung ist sehr wichtig, weil du nie weißt, wie lange du spielen kannst. Eine schlimme Verletzung reicht manchmal schon.

Welchen Beruf würden Sie heute ausüben, wenn Sie kein Profifußballer wären?

Pantovic: Vielleicht Koch, auch wenn ich mir gerade so selbst ein Brot schmieren kann (lacht). Lehrer wäre ich wohl eher nicht geworden, obwohl ich ab und zu gerne ein Buch lese.

Welche Bücher lesen Sie?

Pantovic: Mich interessieren vor allem Biografien bekannter Sportler. Zum Beispiel habe ich die von Oliver Kahn, Zlatan Ibrahimovic oder Andrea Pirlo gelesen. Ich finde es spannend, zu erfahren, durch welche Höhen und Tiefen sie gegangen sind, um es an die Spitze zu schaffen. Besonders beeindruckt hat mich die Biografie von Novak Djokovic. Der hat während des Balkankrieges mit Ana Ivanovic in einem leeren, fast zerstörten Schwimmbecken Tennis gespielt und ist heute die Nummer eins der Welt. Es wird wahrscheinlich keinen besseren serbischen Sportler mehr geben als ihn.

Reporter Kerry Hau traf Milos Pantovic (r.) zum Interview in Bochum.
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Reporter Kerry Hau traf Milos Pantovic (r.) zum Interview in Bochum.

Pantovic: "Es wird ein emotionaler Abend für mich"

Einer der bekanntesten serbischen Fußballer ist aktuell Luka Jovic. Sie kennen ihn persönlich, bestritten vor zwei Jahren einige Spiele in der U21 an seiner Seite. War es damals schon absehbar, dass er so schnell bei einem Klub der Marke Real Madrid landen würde?

Pantovic: Nein. Er war schon damals ein Ausnahmetalent, aber niemand hätte damit gerechnet, auch Luka selbst nicht. Ich gönne es ihm aber von ganzem Herzen. Wir haben noch heute ab und zu Kontakt. Er ist ein sehr bodenständiger und ehrgeiziger Junge. Seit er bei Real ist, schaue ich mir viele Spiele an, auch wenn er leider nicht so oft zum Einsatz kommt. Die Konkurrenz ist für ihn ähnlich groß wie für mich damals beim FC Bayern. Ich bin mir aber sicher, dass Luka noch bei Real zeigen wird, wozu er fähig ist.

Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesetzt?

Pantovic: Ich träume davon, an einem großen Turnier mit der serbischen A-Nationalmannschaft teilzunehmen und möchte auf lange Sicht auch in der Bundesliga spielen. Im Optimalfall mit dem VfL, auch wenn wir gerade ganz andere Sorgen haben. Nach dem schwachen Saisonstart lautet unser oberstes Ziel, die Klasse zu halten.

Nun empfängt der VfL den FC Bayern im DFB-Pokal. Was haben Sie sich für das Wiedersehen mit Ihrem Ex-Verein vorgenommen?

Pantovic: Es wird ein emotionaler Abend für mich, auch weil neben meiner Familie ein paar Freunde aus München zu Besuch kommen. Ich werde mein Bestes geben, wenn ich spiele.

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