Wer ist hier der Boss?

Klopp oder Pep? Einer wird den Pott am Samstagabend mit nach Hause nehmen
© getty

Borussia Dortmund und Bayern München stehen sich zum dritten Mal in Folge in einem Endspiel eines Pokalwettbewerbs gegenüber. Der Ausgang wird die Machtverhältnisse im deutschen Fußball nicht verrücken und dennoch hat das Duell für das Selbstwertgefühl beider Mannschaft eine große Bedeutung. Besonders die Dortmunder wollen ein paar Signale versenden.

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Markus Hörwick musste Matthias Sammer bremsen. Der Sportvorstand des FC Bayern München rief das DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund (Sa., 20 Uhr im LIVE-TICKER) zum Ereignis um "Leben und Tod" aus. In Zeiten vieler trauriger Konflikte auf der Welt wollte der Medienchef der Münchener das Ganze schnell auf sportliche Bahnen lenken und wirkte erfolgreich auf Sammer ein.

Zwar benutzte Sammer fortan nur noch sportliche Metapher, aber dennoch wurde dem Zuhörer schnell klar, wie wichtig dieses Spiel den Münchenern ist. Dem FC Bayern geht es trotz der Triumphe im Supercup und bei der Klub-WM und trotz der Rekord-Meisterschaft darum, die Saison so zu beenden, dass es sich hinten heraus erfolgreich anfühlt.

Eine Niederlage überschattet alles

"Es wäre keine gute Saison, wenn wir den Pokal nicht holen", sagt Franck Ribery etwa. Ganz so weit wollen Kollegen und Vorgesetzte nicht gehen, sehen aber - Stand jetzt - auch eher eine nur "gute Saison", wie Mario Götze befindet. Auch Pep Guardiola sagt: "Normalerweise ist es eine gute Saison, wenn man die Bundesliga, die Premier League, die Primera Division oder die Serie A gewinnt."

Das hätte man in München normalerweise auch gedacht, würde nicht noch das bittere Champions-League-Aus gegen Real Madrid in den Köpfen spuken. Dieser schwere Rückschlag überschattete an der Säbener Straße beinahe alles: den über Monate faszinierenden Fußball, die Erfolge, die Rekorde, das Selbstverständnis, eigentlich unschlagbar zu sein.

Und nun geht es gegen einen Gegner, der zum einen weiß, wie man dem FC Bayern wehtun kann und zum anderen auf diesem Niveau. 5:2 gewann Dortmund beim letzten Aufeinandertreffen beider Mannschaften in Berlin, 3:0 gewannen sie zuletzt in der Bundesliga in München. Das Duell aus dem April wollen die Bayern allerdings nicht als Maßstab gelten lassen.

Bayern verschließt sich

Abwehrchef Dante erklärt warum: "Das war damals eine schlechte Konstellation. Wir haben am Mittwoch Manchester United ausgeschaltet, am Donnerstag haben wir nichts gemacht und Freitag nur über die Champions-League-Auslosung gesprochen. Dortmund war heiß, hat sich richtig vorbereitet und sehr verdient gewonnen." Diese Voraussetzungen seien diesmal nicht gegeben: "Die Mannschaft ist konzentriert. Was ich im Training gesehen habe, ist sehr gut."

Pep Guardiola hielt unter der Woche kein einziges öffentliches Training ab, bereitete sein Team hinter zugezogene Gardinen an der Säbener Straße vor. "Wir verheimlichen nichts, aber wir sitzen ja auch nicht in intern wichtigen Redaktionskonferenzen", verteidigt Sammer die Vorgehensweise des Klubs, bei dem es allerdings längst keine Ausnahme ist, hinter verschlossenen Türen zu trainieren. Dass man es dann eine Woche durchzieht, unterstreicht die Wichtigkeit des Bevorstehenden.

Bei Borussia Dortmund war es unter der Woche nicht viel anders. Zumal auch die Bedeutung der Begegnung für die Borussen mitnichten minderer anzusiedeln ist. "Eine perfekte Saison" habe der BVB gespielt, sagte Dauerbrenner Kevin Großkreutz im "kicker".

Bayern: 44 Punkte Vorsprung auf Dortmund

Eine Steigerung? Kaum möglich, wenn auch im Vorjahr das Champions-League-Final erreicht wurde. Eine mögliche Niederlage würde die Abschlussbewertung in Dortmund nicht ganz so drastisch verändern wie in München. "Unsere Saison ist vor dem Hintergrund der einzigartigen Verletzungsmisere schon jetzt eine sehr, sehr gute", sagt Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Allerdings hat man in Dortmund nicht mal ansatzweise Lust darauf, den Kürzeren zu ziehen und sich in einer vermeintlichen Außenseiterrolle, die sie längst nicht mehr haben, zu verstecken.

Aus gutem Grund: 44 Punkte Rückstand sammelten sich in den vergangen zwei Spielzeiten an. Dortmund holte in zwei Jahren 44 Punkte weniger als der Kontrahent, den man auf national-sportlicher Ebene zuvor zwei Jahre lang klar abgehängt hatte.

Kommt der Wakeup-Call?

Die Bayern haben auf- beziehungsweise überholt und in Dortmund wird anerkennend verlautet, dass der FC Bayern der Branchenprimus par excellence ist. Daher würde ein Dortmunder Pokalsieg die Vormachtstellung im deutschen Fußball über Nacht auch sicher nicht ins Wanken bringen, dennoch wäre ein Triumph wieder mal ein Wakeup-Call der Schwarzgelben a la "hier sind wir wieder!" Und Fußball-Deutschland würde fragen: "Wer ist hier der Boss?"

Eine Frage, die man in München vermeiden will. Eine Frage, die man in Dortmund zumindest angenehm zur Kenntnis nehmen würde. "Unser Ziel ist, den Abstand wieder zu verkürzen", sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit, als dieses Pokalfinale, wenn man dem größten Konkurrenten direkt gegenüber steht und ihn mit einem Sieg an einer empfindlichen Stelle treffen würde.

Allerdings, und das weiß man in Dortmund, haben die Bayern nach den letzten Nadelstichen aus dem Westen wütend reagiert und die erfolgreichste Zeit nach der Jahrtausendwende eingeleitet.

Eine Gefahr? Watzke verneint das: "Wenn die Alternative vor zwei Jahren gewesen wäre, das Spiel 2:5 zu verlieren", sagt der BVB-Macher in Erinnerung an 2012 in der "BZ", "dann kann ich nur froh sein, dass die Bayern danach sehr wütend waren. Wenn am Ende einer Saison die Finals gespielt werden, sind wir seit einigen Jahren immer da. Das ist wie mit dem Hasen und dem Igel, und diese Situation ist sehr schön."

Hase oder Igel? Einer wird am Samstag schon da sein.

Borussia Dortmund - Bayern München: Alle Infos zum Spiel