Der HSV hat keine Perspektiven mehr

SID
Nach der Pokal-Pleite in Frankfurt: Hamburg droht eine erneute Saison ohne Titel
© Getty

Vor 18 Monaten hatte der Hamburger SV noch im DFB-Pokal- und im UEFA-Cup-Halbfinale gestanden und war auch in der Meisterschaft gut im Rennen. Heraus kam dabei bekanntlich nichts. Nach dem kapitalen Pokal-K.o. bei Eintracht Frankfurt wird der HSV mit großer Sicherheit auch in diesem Jahr keinen Titel holen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Augen der Profis starrten ins Leere, quasi ins Nichts. 2:5-Klatsche bei Eintracht Frankfurt, Aus im DFB-Pokal, auch in dieser Saison wird es für den Hamburger SV so gut wie sicher keinen Titel geben. "Die Enttäuschung ist riesengroß. Das war eine große Chance, auf kurzem Weg ein Finale zu erreichen und sich international zu qualifizieren", sagte Stürmerstar Mladen Petric.

Der Kroate war an einem "katastrophalen" Abend (Heiko Westermann) trotz eines Eigentores noch bester HSV-Spieler und traf auch zweimal ins Eintracht-Netz. Doch die Perspektivlosigkeit setzte dem 30-Jährigen nach den schmerzlichen Erfahrungen sichtlich zu. An die letzte verbliebene Chance, in dieser Saison etwas Zählbares nach Hamburg zu holen, mochte der Torjäger nicht mal denken.

"Darüber müssen wir nicht sprechen. Im vergangenen Jahr waren wir nur Siebter. Wir müssen in dieser Saison erstmal die internationalen Plätze erreichen", sagte Petric zum Thema Meisterschaft. Und Nationalspieler Piotr Trochowski drückte das ganze Dilemma mit wenigen Worten aus: "Jetzt müssen wir wieder bei Null anfangen."

Niederlage als Motivation

In der Liga liegen die Hanseaten neun Punkte hinter Spitzenreiter Mainz 05. Angesichts der dürftigen Leistung in Frankfurt mit miserablem Defensiv-Verhalten und einer ellenlangen Verletztenliste ist nicht mit dem ersten Meistertitel seit 1983 zu rechnen. "Das war ein sehr enttäuschender Abend für mich und sicher auch den Armin", sagte HSV-Assistenztrainer Michael Oenning, dessen Chef Armin Veh das Spiel mit einer schweren Grippe im Hotelzimmer ansehen musste. "

Wie will man eine derartige Enttäuschung im Hinblick auf das Punktspiel beim Tabellenletzten 1. FC Köln am Samstag (15.15 Uhr im LIVE-TICKER) also verarbeiten? Wo liegt die Motivation? "Das wird das Ergebnis alleine schon leisten", erklärte Oenning. Na ja.

Was hatte man als HSV-Spieler nicht schon alles erleiden müssen. 2009 der Alptraum, als man innerhalb von 19 Tagen in vier Spielen gegen den Erzrivalen Werder Bremen im DFB-Pokal und UEFA-Cup-Halbfinale scheiterte und auch die letzten Hoffnungen in der Meisterschaft verlor. Im Früh-Sommer 2010 dann der GAU, als man das Finale in der Europa League im eigenen Stadion knapp verpasste - und danach die erneute Qualifikation für den internationalen Wettbewerb.

"Nicht der Anspruch, den wir an uns haben"

"Das ist nicht der Anspruch, den wir an uns haben. Wir spielen nicht international. Deswegen wäre ein Sieg besonders wichtig gewesen", sagte Michael Oenning. Der seit Monaten in der Kritik stehende Vorstandsboss Bernd Hoffmann rudert für die mittelfristige Verwirklichung des Traums hart am Wind. Mit Hilfe der umstrittenen 12,5-Millionen-Euro-Anleihe bei Milliardär Klaus-Michael Kühne wollte er eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenhalten. Das Team der Enttäuschten ist weiter zusammen - aber Ruud van Nistelrooy, Petric, Heiko Westermann oder Ze Roberto sind in dieser Spielzeit nun ohne Perspektive auf einen Titel.

Einen anderen Blickwinkel hat man bei der Eintracht. "Uns hat bisher die Kontinuität gefehlt. Wir müssen mal mehrere Wochen so hart arbeiten und an unsere Leistungrenze gehen", sagte Halil Altintop, Torschütze per Foulelfmeter zum 5:2-Endstand. Und Trainer Michael Skibbe meinte zu seinem talentierten Team: "Ich wünsche mir, dass wir in allen 34 Bundesliga-Spielen konkurrenzfähig sind und im DFB-Pokal mindestens noch in einem. Wo uns das dann hinführt, wird man am Ende sehen."

Gekas schießt Eintracht ins Achtelfinale