Andersen fühlt sich in Mainz wie im Märchen

SID
Startet in seine zweite Trainersaison bei Mainz 05: Jörn Andersen
© Getty

Schweres Erbe, langer Schatten, große Bürde: Wer am Mainzer Bruchweg die Nachfolge von Übervater Jürgen Klopp antritt, den verfolgen jene Begriffe wie ein lästiger Bienenschwarm

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Das wusste bei seinem Amtsantritt als Trainer des FSV Mainz 05 vor gut einem Jahr auch Jörn Andersen. Und der blonde Norweger kann nicht verhehlen, dass das ab und an so richtig nervte.

Doch mit jedem Erfolg des rheinhessischen Bundesligisten, der am Freitagabend in der ersten DFB-Pokalrunde beim Regionalligisten VfB Lübeck spielte, ist Andersen ein bisschen mehr aus dem Schatten von Klopp getreten. (20.15 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY)

"Ich bin froh, dass nach dem Aufstieg die Vergleiche mit ihm ein wenig nachgelassen haben. Sie haben irgendwann schon genervt", sagte der 46-Jährige und schiebt ganz selbstbewusst hinterher: "In meinem ersten Jahr sind wir aufgestiegen und waren im Pokal-Halbfinale. Was will man mehr?"

"Lege viel Wert auf Disziplin und Kleinigkeiten"

Andersen selbst sieht sich ohnehin nicht als Kopie seines prominenten Dortmunder Kollegen. "Ich bin anders als Jürgen Klopp, ich packe die Spieler härter an. Ich lege viel Wert auf Disziplin und Kleinigkeiten." Er könne auch richtig böse werden, erklärte der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig, der 1990 im Trikot von Eintracht Frankfurt als erster Ausländer die begehrte Kanone gewann.

Dass Andersen seinen Prinzipien treu bleibt, bewies er vor zwei Jahren. Nach vier Wochen kündigte er damals seinen Trainerjob beim Skoda Xanthi, weil sich die Griechen nicht an Abmachungen gehalten hatten. In Mainz fühlt sich der Skandinavier dagegen wie in Andersens Märchenland.

"Hier kann ich mich verwirklichen, hier stimmt einfach alles", schwärmt der Familienvater, dessen Sohn Niklas als Abwehrspieler bei Werder Bremen unter Vertrag steht.

Kleines Hoffenheim aufbauen

Die Verantwortlichen des selbsternannten Karnevalsvereins können sich ob der Verpflichtung von Jörn Andersen als Kloppo-Nachfolger zufrieden auf die Schultern klopfen. "Viele Leute haben uns prophezeit: Wenn Jürgen den Verein verlässt, dann bricht alles zusammen. Jörn hat aber bewiesen, dass es auch mit einem anderen Trainer geht", sagte Christian Heidel.

Der Mainzer Manager will mit Andersen in der anstehenden Saison ein "kleines Hoffenheim" aufbauen will. Allerdings lief die Vorbereitung der Mainzer auf die Spielzeit 2009/2010 nicht nach Plan. Nach einer Verletzungs- und Krankheits-Welle fehlten Andersen im Training zeitweise 14 Profis. Darunter auch der vom FC Getafe gekommene Mittelfeldspieler Eugen Polanski (Zeh-OP).

Bundesliga-Hype in Norwegen

Die Personal-Not verhinderte sogar ein direktes Duell mit Klopp. Der 42-Jährige sollte in dieser Woche mit seinem BVB zu einem Vorbereitungsspiel am Bruchweg antreten. Die Partie musste abgesagt werden, soll aber nachgeholt werden.

Am Donnerstag konnte zumindest Pokal-Held Aristide Bance Entwarnung geben. Der an Malaria erkrankte Stürmer aus Burkina Faso soll nächste Woche wieder ins Training einsteigen können.

Auch in seiner Heimat Norwegen hat der Erfolg des FSV-Trainers, der vor drei Jahren auch als Co-Trainer der deutschen Nationalelf im Gespräch war, für Furore gesorgt. "Plötzlich interessiert sich dort alles für Andersen und die Fußball-Bundesliga", berichtete der Blondschopf der Tageszeitung "Die Welt".

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