Kein Konflikt zwischen Sammer und Löw

SID
zwanziger
© Getty

Frankfurt/Main - Nach der Kritik von Sportdirektor Matthias Sammer an der EM-Abschlussfeier der Nationalmannschaft will DFB-Präsident Theo Zwanziger die Wogen schnell wieder glätten und hat eine Aussprache der sportlichen Leitung um Bundestrainer Joachim Löw angekündigt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Wir werden intern diese Dinge klären", sagte Zwanziger. Einen Konflikt in seiner Führungscrew wollte der DFB-Boss trotz der Meinungsverschiedenheiten nicht erkennen. "Wir haben die klare Sicht der Dinge, dass die Zusammenarbeit zwischen Bundestrainer Joachim Löw, Teammanager Oliver Bierhoff und Sportdirektor Matthias Sammer bestens funktioniert", sagte Zwanziger.

Sammers Missfallensbekundungen zum Verhalten der Nationalspieler am Tag nach dem verlorenen EM-Finale auf der Fanmeile am 30. Juni in Berlin wollte Zwanziger nicht zu viel Bedeutung beimessen. "Wenn es in Nuancen Differenzen gibt, heißt das nicht, dass man über Kreuz liegt."

Vielmehr hob der Verbandschef die Erfolge der vergangenen Monate hervor, die er auch auf ein Zusammenspiel von Löw, Bierhoff und Sammer zurückführte. "Im A-Team und im Nachwuchsbereich sind wir dank der gemeinsamen Anstrengungen mit allen Teams international wieder auf Top-Level."

Sammer kritisiert Party

Sammer hatte beim Internationalen Trainerkongresses in Wiesbaden kritische Worte zum Auftritt der DFB-Stars bei der Party vor etwa 100 000 Fans am Brandenburger Tor gefunden. "Ich finde es nicht richtig, dass Spieler in ein EM-Finale gehen, das Endspiel verlieren und sich dann auf der Fanmeile feiern lassen, als hätten sie das Spiel gewonnen", hatte Sammer gesagt.

Das Verhalten habe einen schlechten Vorbild-Charakter für Nachwuchsspieler, bemerkte Sammer wenige Tage nach dem EM-Sieg der U-19-Junioren.

Mit der Schelte an der Fanmeilen-Party hatte der Ex-Profi vor allem seinen ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Bierhoff attackiert, der für die Organisation der Rahmenaktionen des DFB-Teams beim EM-Turnier verantwortlich zeichnete. Bierhoff wollte Sammers Äußerungen nicht kommentieren.

Löw weist Kritik zurück

Bundestrainer Löw hatte hingegen im Urlaub umgehend auf Sammers Worte reagiert und die Kritik zurückgewiesen. ""Mit der Veranstaltung in Berlin haben die Spieler auch in ihrer Vorbildfunktion gegenüber den Jugendspielern ganz wichtige positive Signale gesetzt", sagte er der "Bild"-Zeitung und widersprach damit Sammers Kernaussage. Die auf mehreren TV-Kanälen live übertragene Party sei keine Siegesfeier sondern ein "Dankeschön an unsere Fans" gewesen.

Die Fan-Fete war eine kleine Kopie des WM-Abschlussfestes am gleichen Ort im Sommer 2006. Damals hatte sich die DFB-Auswahl als WM-Dritter von ihrem Heimpublikum nochmals feiern lassen.

Die Party- Auflage 2008 wird aber auch beim DFB nicht durchweg unkritisch gesehen. Besonders der Auftritt von Komödiant Oliver Pocher, der gemeinsam mit einigen Spielern auf der Bühne den siegreichen Final-Gegner Spanien und den Siegtorschützen Fernando Torres verspottete, stößt einigen DFB-Verantwortlichen in Frankfurt offenbar sauer auf.

Mehrfach Dissonanzen

Sammers Worte sind nicht der erste Anlass, Dissonanzen zwischen dem Europameister von 1996 und der Nationalteam-Leitung um Löw und vor allem Bierhoff zu vermuten.

Seit der Installierung Sammers im Amt des Sportdirektors im Frühjahr 2006 auf Initiative des DFB-Präsidiums und gegen den Willen des damaligen Bundestrainers Jürgen Klinsmann gab es mehrfach öffentlich ausgetragene Meinungsverschiedenheiten.