Ungewöhnlich entspannt

Von Daniel Börlein
fcn-meyer-514
© Getty

München - Hätte der MSV Duisburg in Jena verloren, wäre dies eine nette Randnotiz der zweiten DFB-Pokalrunde gewesen. Auch eine Niederlage von Bielefeld, Bochum oder Hannover hätte wohl nicht unbedingt für großes Aufsehen in der Fußball-Welt gesorgt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Und sind wir mal ehrlich: Auch die Pleite des 1. FC Nürnberg wäre eigentlich nicht von außerordentlichem Interesse, wäre der Club nicht amtierender Pokalsieger, der - wie heißt es denn so schön - ausgerechnet von einem Ex-Jenaer trainiert wird.

Vor 36 Jahren hatte Hans Meyer bei Carl Zeiss seine Trainerlaufbahn begonnen und dort seine größten Erfolge gefeiert. "Mittlerweile hat sich der Hans von Jena gelöst", versuchte Carl-Zeiss-Sportdirektor Lutz Lindemann vor der Partie Meyers Verhältnis zum Ex-Klub zu erklären. "Ich glaube nicht, dass er noch so tief fühlt mit dem Verein."

"Wenn dann in Jena"

Wenn sich Lindemann da mal nicht getäuscht hat: "Wenn wir schon verlieren mussten, dann immerhin hier in Jena. Die können das Geld mit Sicherheit ganz gut gebrauchen", sagte Meyer nach dem Aus im Elfmeterschießen.

Klar, absichtlich hatten Mannschaft und Trainer sich Jena nicht gebeugt, doch was Meyer nach Schlusspfiff da faselte, klang schon ungewöhnlich entspannt. "Wenn die 2. Liga die 1. Liga schlägt, dann ist das doch keine Überraschung." Und: "Man kann nicht jedes Jahr Pokalsieger werden. Und wenn man es nicht wird, dann ist es eigentlich egal, ob man jetzt ausscheidet, oder drei Runden später."

Nur hätte der Club zumindest das Selbstvertrauen eines Erfolgserlebnisses ganz gut gebrauchen können, denn momentan ist es ja nicht gerade so, dass die Franken von Sieg zu Sieg eilen. "Wenn du nach Jena fährst, musst du zumindest auch die Möglichkeit einkalkulieren, dass du verlierst", so Meyer.

Schwaches Spiel in Überzahl

Bei der momentanen Verfassung der Nürnberger musste man damit ohne Zweifel kalkulieren. Auch in Jena präsentierte sich die Meyer-Elf nervös, hektisch und teilweise kopflos agierend. Und das obwohl man fast eine Stunde lang einen Mann mehr auf dem Feld hatte. "Selbst in Unterzahl hatten wir Nürnberg im Griff", zog Jenas Niels Hansen ein für Carl Zeiss erfreuliches, für den Club allerdings verheerendes Fazit.

Auch Meyer hatte die Schwächen seiner Mannschaft erkannt. "Mich drückt, dass wir so wenig Souveränität gezeigt haben." Die ist den Franken schon lange abhanden gekommen. Selbst beim scheinbar ungefährdeten 5:1-Erfolg gegen Frankfurt wackelte das Team einige Male bedenklich. Der Club ist momentan nicht mehr, wie im Vorjahr noch so häufig, in der Lage, eine Partie zu dominieren und einen klaren Plan vom Spiel zu präsentieren.

Notorische Defensivprobleme

Zudem hat der FCN fast schon notorische Defensivprobleme. "Wir lagen zweimal in Führung und haben dann solche Tore kassiert. Das war die Katastrophe", sagte Meyer. Zuletzt waren solche Fehler bei den Franken allerdings keine Seltenheit. Von der besten Abwehr der Liga der letzten Saison ist in dieser Spielzeit nicht mehr viel übrig. "Wir kassieren immer wieder solch dumme Gegentore, das darf uns einfach nicht mehr passieren", so Zvjezdan Misimovic.

Immer wieder muss Meyer seinen Abwehrverbund auf Grund von Verletzungen durchwechseln, immer wieder ändert der Coach seine Viererkette allerdings auch, weil ihm die gezeigten Leistungen nicht genügen. So durfte sich in Jena wieder mal Glauber in der Innenverteidigung an der Seite von Andreas Wolf versuchen. Auch dieses Mal wenig überzeugend. So gut sich der FCN im Sommer verstärkt hat, einen gestandenen Abwehrspieler dazuzuholen haben die Nürnberger schlichtweg versäumt.

Aus dem Pokal ist der Titelverteidiger nun blamabel ausgeschieden, für die Bundesliga macht sich der Club-Coach dagegen nicht die ganz großen Sorgen. "Ich bin sicher, wir werden uns über kurz oder lang in Gegenden bewegen, wo die Sonne mehr scheint", sagte Meyer.

Auch das: ungewöhnlich entspannt.