DFB-Team - Erkenntnisse zum Flick-Debüt: Drei Tage Hansi machen keine fünf Stolper-Jahre Jogi wett

Hansi Flick erlebte ein glanzloses erstes Spiel als Bundestrainer.
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Die deutsche Nationalmannschaft startet wenig überzeugend in die Ära Hansi Flick. Das 2:0 gegen Liechtenstein gehört jedoch in die Kategorie "wenig aussagekräftig", wenngleich deutlich wird, dass dem DFB-Team weiterhin ein Killer vor dem Tor fehlt. Drei Erkenntnisse zum Spiel.

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1. Drei Tage Hansi machen keine fünf Stolper-Jahre Jogi wett

2:0 gegen den teilweise mit Halbprofis bestückten Fußballzwerg aus Liechtenstein - diesen "Neuanfang" hatten sich Hansi Flick und der DFB anders vorgestellt.

"Wir sind nicht ganz zufrieden", räumte der neue Coach etwas zerknirscht ein. Allerdings könne er seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Zum einen habe sie die Partie dominiert und an die 30 Torchancen herausgespielt. Zum anderen trainiere sie unter seiner Regie erst seit drei Tagen zusammen und müsse seine Vorstellungen erst noch verinnerlichen. "Dafür", bilanzierte Flick, "war es okay."

Die erste und wichtigste Erkenntnis zum Flick-Debüt: Es wird noch Zeit brauchen, die letzten fünf Jahre, in denen die Nationalmannschaft sich Schritt für Schritt von der Weltspitze entfernte und selbst bei vermeintlich lockeren Aufgaben strauchelte, wettzumachen. Daher müsse man das Ergebnis "jetzt auch einfach mal mitnehmen", sagte der in Abwesenheit von Manuel Neuer als Kapitän fungierende Mittelfeldspieler Joshua Kimmich bei RTL und analysierte richtig, dass das Spiel "schwierig zu bewerten" sei.

Liechtenstein verteidigte mit zehn Mann am und teilweise im eigenen Strafraum, machte die Räume schulmäßig dicht und hatte mit Benjamin Büchel einen sehr wachsamen Torwart, der die vielen deutschen Chipbälle und Flanken in den Sechzehner, auch wenn sie nicht immer gut getimt waren, problemlos abfing.

2. Flick und dem DFB-Team fehlt ein Lewandowski

Die Kehrseite der Medaille: Im Juni fertigten die Färöer Inseln Liechtenstein mit 5:1 ab. Flick übte deshalb auch zurecht Kritik an seiner nicht immer gedanken- und handlungsschnellen Offensive. Sein Urteil: "Uns fehlt so ein bisschen die Überzeugung, Tore zu schießen."

Gut möglich, dass einige Spieler nach den jüngst schwachen Leistungen der Nationalmannschaft mental noch etwas blockiert sind. Umso auffälliger ist es, dass mit Jamal Musiala ein 18-Jähriger am Befreitesten wirkt. Der hochbegabte Offensivspieler des FC Bayern hatte in der 41. Minute die beste Aktion im ganzen Spiel. Er zog vom linken Flügel nach innen, band so mehrere Gegenspieler und legte den Ball nach einem tollen Dribbling perfekt in den Lauf von Timo Werner, der zum 1:0 einschob. "Gegenspieler auf sich ziehen, selbstbewusst ins Dribbling gehen - wir müssen es mehr so machen wie Jamal beim 1:0", sagte Flick nach der Partie.

Neben der Überzeugung und dem Mut geht der Mannschaft aber nach wie vor ein klarer Neuner ab, der den Torriecher und die Wucht im Strafraum mitbringt. Der als Mittelstürmer eingesetzte Werner hatte nur in einer Situation das Gespür für den Lauf in die Tiefe, war ansonsten aber eher abgemeldet. Er ist nun einmal eher ein Konterstürmer. Und die kommenden Gegner, Armenien und Island, werden im letzten Drittel ähnlich wenige Räume anbieten wie Liechtenstein. Ungünstig für Flick, dass er keinen Robert Lewandowski mehr hat.

3. Gute Leistung: Sane ist auf dem aufsteigenden Ast

Eine positive Nachricht am Donnerstagabend: Leroy Sane zeigte nach einer etwas schleppenden Anfangsphase eine couragierte Leistung und zählte am Ende zu den auffälligsten Deutschen.

Flick setzte den zuletzt gescholtenen Superstar des FC Bayern wie auch schon Julian Nagelsmann in den vergangenen zwei Partien gegen den Bremer SV und Hertha BSC auf der linken Außenbahn ein und wurde insbesondere in der zweiten Halbzeit nicht enttäuscht.

Kein Spieler führte so viele Zweikämpfe wie Sane (16), der vier Torschüsse abgab und vier weitere vorbereitete. Hinzu kamen drei erfolgreiche Tackles sowie eine für seine Verhältnisse relativ hohe Passquote von fast 86 Prozent.

"Leroy hat einige gute Aktionen gehabt. Er hat auch gut mit nach hinten gearbeitet", lobte Flick. Die Belohnung für seine gute Leistung: In der 77. Minute besorgte Sane mit einer schönen Einzelaktion den 2:0-Endstand. "Eins-gegen-Eins, Abschluss - das ist das, was Leroy ja kann. Das war eine klasse Aktion. Er hat sich das Tor verdient und insgesamt gezeigt, dass er auf einem guten Weg ist", sagte der Bundestrainer.

Hansi Flick erlebte ein glanzloses erstes Spiel als Bundestrainer.
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Hansi Flick erlebte ein glanzloses erstes Spiel als Bundestrainer.

DFB-Team: Die Termine in der WM-Qualifikation

DatumAnpfiffGegnerSpielort
05. September20:45 UhrArmenienStuttgart
08. September20:45 UhrIslandReykjavik
08. Oktober20:45 UhrRumänienHamburg
11. Oktober20:45 UhrNordmazedonienSkopje
11. November20:45 UhrLiechtensteinWolfsburg
14. November18 UhrArmeniennoch offen
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