Müller-Gala im Hampden Park

Thomas Müller traf doppelt und bereitete ein Tor vor
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat einen großen Schritt Richtung EM 2016 gemacht. Der Weltmeister gewann in Schottland mit 3:2 (2:2) und führt die Gruppe D vor den abschließenden Spielen an.

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Vor 50.753 Zuschauern im Glasgower Hampden Park brachte Thomas Müller Deutschland zweimal in Führung (18., 34.). Den Schotten gelang aber nach Standardsituationen zweimal der Ausgleich. Erst half ein Eigentor von Mats Hummels (28.), dann traf James McArthur per Direktabnahme (43.). Nach der Pause erzielte Ilkay Gündogan den Siegtreffer (54.).

Die abschließenden beiden Qualifikationsspiele bestreitet Deutschland in Irland (8. Oktober) und in Leipzig gegen Georgien (11. Oktober).

Die Reaktionen:

Joachim Löw (Trainer Deutschland): "Es war ein schweres Spiel, weil Schottland nichts für ein gutes Spiel getan hat. Sie haben auf Standardsituationen gesetzt, da haben wir zwei Tore kassiert. Ansonsten haben wir keine Chance aus dem Spiel zugelassen. Es gab wenig Räume, wir mussten die Mischung aus Dynamik und Geduld finden."

Gordon Strachan (Teammanager Schottland): "Fußball ist manchmal mehr als ein Ergebnis, deshalb können wir stolz sein. Wir sind gegen den Weltmeister zweimal nach einem Rückstand zurückgekommen, aber wenn du ihn schlagen willst, brauchst du auch Glück. Aber glauben Sie mir: Wir haben noch alle Chancen auf die EM."

Manuel Neuer (Deutschland): "Jetzt müssen wir so weitermachen, den Schwung aus den guten Spielen mitnehmen und gegen die anderen auch gewinnen."

Ilkay Gündogan (Deutschland): "Wir haben den Ball ganz gut laufen lassen und waren immer gefährlich. Zwei Standardsituationen haben wir nicht gut verteidigt, da haben die Schotten zwei Tore aus zwei Chancen gemacht. Thomas Müller hat so gut aufgelegt, da blieb mir nichts anderes übrig, als den Ball ins Tor zu schießen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei den Schotten gibt es drei Änderungen gegenüber dem 0:1 in Georgien. Für Anya, Naismith und Robertson spielen Forrest, Mc Arthur und Hanley.

Löw nimmt eine Änderung vor gegenüber dem 3:1 gegen Polen: Gündogan kommt für Bellarabi ins Team und spielt auf der Zehn, Özil rückt auf links.

18., 0:1, Müller: Müller bekommt 25 Meter vor dem Tor auf halbrechts den Ball und läuft leicht diagonal Richtung Strafraum. Er schießt aus 20 Metern, der Ball wird abgefälscht und kullert ins rechte Eck.

28., 1:1, Hummels (ET): Can mit einem unnötigen Foulspiel an der Strafraumgrenze. Den Freistoß zieht Maloney scharf als Aufsetzer vors Tor. Neuer wehrt den schwierigen Ball nach vorne und erwischt Hummels, vom Verteidiger hüpft der Ball ins Tor.

34., 1:2, Müller: Götze löst sich im Strafraum gegen vier Gegenspieler und sieht rechts Can, der aus zwölf Metern frei abziehen kann. Den Schuss kann Marshall nur nach vorn abwehren, und Müller steht da wo der Müller eben steht. Aus drei Metern bekommt er seinen Kopf noch an den Ball, von wo der Ball an den Innenpfosten und hinter die Linie springt. 30. Länderspieltor!

39.: Und wieder zappelt der Ball im Netz: Götze nimmt einen hohen Ball mit der Brust an, dreht sich um 180 Grad und versenkt das Leder volley. Doch er befand sich beim Zuspiel deutlich im Abseits, das Tor zählt zurecht nicht.

43., 2:2, McArthur: Eine Ecke von rechts klärt Gündogan per Kopf in die Mitte. McArthur zieht von der Strafraumgrenze mit der Innenseite ab und trifft links oben. Neuer ist durch Morrison, der sich im letzten Moment duckt, die Sicht verdeckt, aber Gündogan hebt das Abseits auf.

54., 2:3, Gündogan: Deutschland kombiniert sich über rechts in den Strafraum. Müller legt von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr zurück, wo Gündogan ankommt und mit Hilfe des Innenpfostens rechts unten einschiebt.

62.: Müller spielt den Ball von der rechten Seite ins Zentrum zu Götze. Der dreht sich und legt die Kugel an die Strafraumgrenze ab, wo Schweinsteiger direkt abzieht. Marshall lässt den Ball abprallen, seine Vorderleute klären zur Ecke. Diese sorgt dann für keinerlei Gefahr.

85.: Welklasse Kombination zwischen Gündogan und Götze! Ein doppelter Doppelpass, ehe Götze dann aus zwölf Metern zum Abschluss kommt, die Kugel aber über den Kasten setzt.

Fazit: Verdienter Sieg der DFB-Elf, die von Beginn an engagiert war und mit Tempo nach vorne agierte, aber sich mit Unachtsamkeiten bei schottischen Standards das Leben selbst schwer machte.

Der Star des Spiels: Thomas Müller. Konnte seine bestechende Form aus der Bundesliga nahtlos ins DFB-Trikot übertragen. Forderte viele Bälle, hatte immer Zug zum Tor und riss seine Mitspieler mit. Traf zudem doppelt und bereitete das 3:2 perfekt vor.

Der Flop des Spiels: James Morrison. Die Schotten boten wie die Deutschen eine geschlossene Mannschaftsleistung, in der kaum einer abfiel. Morrison schlug mit seinem harten Einsteigen aber mehrere Male über die Stränge und hatte Glück, nicht Gelb-Rot zu sehen.

Der Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande). Hatte die Partie im Griff und reagierte auf die zunehmende Härte der Schotten in der zweiten Hälfte mit gelben Karten - das half. Hätte allerdings vor dem Freistoß, der zum 1:1 führte eigentlich auf Elfmeter entscheiden müssen.

Das fiel auf:

  • Schottland ließ Deutschland nicht unbehelligt aufbauen, sondern lief die die die Innenverteidiger und defensiven Mittelfeldspieler an. Deutschland konnte sich diesem Druck aber meist spielerisch entledigen. Wenn die Pressinglinie überspielt war, zogen sich die Schotten extrem weit zurück und bildeten in letzter Linie eine Sechserkette. Nur Stürmer Fletcher schob nicht hinter den Ball und blieb auf Höhe der Mittellinie. Der Weg zum Tor war für die Schotten durch diese Ausrichtung natürlich enorm weit, was das Konterspiel natürlich erschwerte.
  • Deutschland schob seine beiden Außenverteidiger wie gegen Polen extrem hoch. Dadurch rückten Özil und Müller ins Zentrum und boten so weitere Anspielstationen. Durch die defensiven Schotten wurde es im Zentrum aber extrem eng, die Situationen waren schwer aufzulösen. Bewegungen und Pässe in die Tiefe waren kaum möglich. Also waren Fernschüsse ein Mittel. Einer davon führte zum 1:0.
  • Schottlands nahezu einzige Chance auf Tore waren Standardsituationen. Und die verteidigte die DFB-Elf unzureichend, so dass die Schotten zu zwei einfachen Treffern kamen und Deutschland einen neuen Anlauf gegen das Bollwerk starten musste.
  • Deutschland blieb aber auch nach den Gegentreffern jeweils ruhig, ließ sich nicht von der gewaltigen Atmosphäre im Hampden Park anstecken und zog sein Spiel durch. Und sobald sie die Schotten ans Laufen brachten und sich Räume ergaben, wurde es auch gefährlich.
  • Als die Schotten nach etwa einer Stunde etwas mutiger wurden, konnten die Deutschen das Spiel durch Ballkontrolle aber nicht immer beruhigen.

Schottland - Deutschland: Die Statistik zum Spiel