Vier Totalausfälle: DFB-Abwehr katastrophal

Von SPOX
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Am 11. Juni 2010 findet in Südafrika das Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft statt. Die deutsche Nationalmannschaft befindet sich in der Qualifikationsgruppe 4 auf einem guten Weg zum nächsten großen Fußball-Event.

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Zahlreiche deutsche Profis machen sich Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Welttitelkämpfen, jedoch dürfen nur 23 Spieler mit nach Südafrika. Wer darf mit, wer bleibt zuhause? Bis zum Endturnier auf dem schwarzen Kontinent bewertet SPOX wöchentlich die Chancen der 31 potenziellen Kandidaten.

 

Wie kommt die Bewertung zustande? Hier geht's zur Erklärung!

 

 

Andreas Beck: Gegen Dortmund in der Defensive stets Herr der Lage, gewann elf seiner 16 Zweikämpfe. Allerdings vor der Pause kaum mit Aktionen in der gegnerischen Hälfte, obwohl Großkreutz ihn kaum vor Probleme stellte. Am zehnminütigen Offensivfeuerwerk nach dem Seitenwechsel hatte auch Beck seinen Anteil, brachte immer wieder Flanken in die Gefahrenzone. 84 Ballkontakte sind ordentlich, zudem bereitete er zwei Chancen vor. Baute gegen Ende der Partie ab.

Fazit: Ein Bewerbungsschreiben für einen Stammplatz in der DFB-Elf war das nicht. Dafür muss Beck in der Offensive noch mehr Gefahr ausstrahlen. Von seinen Fähigkeiten her hat er durchaus die Möglichkeiten, sich gegen die Konkurrenten Hinkel, Boateng und Friedrich durchzusetzen.

 

Jerome Boateng: Auf ungewohnter Position im defensiven Mittelfeld einer der besten Hamburger in Mainz. Zweikampfstark, aufmerksam, eine Bank in der Luft. Im Verbund mit Jarolim hatte Boateng in Halbzeit eins die Dominanz im Mittelfeld. Nach der Pause aber deutlich weniger präsent.

Fazit: Könnte nach der Ze-Roberto-Verletzung die Alternative im defensiven HSV-Mittelfeld werden. Ist ein Liebling von Löw und fester Bestandteil der Nationalmannschaft.

 

Arne Friedrich: Das katastrophale Abwehrverhalten der Berliner gegen Frankfurt konnte auch Friedrich nicht verhindern. Weder der Kapitän noch seine Nebenleute bekamen Stabilität in ihr Spiel. Zu allem Überfluss holte sich Friedrich kurz vor Schluss auch noch die fünfte Gelbe Karte durch ein Frustfoul ab.

Fazit: Hat durch die Hertha-Krise bereits massiv an Boden gegenüber seinen Konkurrenten um einen Platz in der Innenverteidigung verloren. Endet Herthas und seine persönliche Abwärtsspirale nicht bald, wird er bei Löw zum Wackelkandidaten.

 

Andreas Hinkel: Unauffällig, was Hinkel in den 90 Minuten gegen St. Mirren ablieferte. Kaum mal eine zwingende Offensiv-Flanke, sonst seine Spezialität. Lediglich eine Hereingabe auf McDonald nach einer Viertelstunde passte maßgenau.

Fazit: Hängt seit seinem Comeback nach Verletzung in einem Loch. Wird es mit solch blutleeren Vorstellungen nicht leicht haben, sich wieder auf Löws Notizblock zu spielen.

 

Benedikt Höwedes: Lief gegen Gladbach wieder auf seiner Lieblingsposition in der Innenverteidigung auf und hatte so seine Mühe mit Friend und Matmour. Wechselte in Durchgang zwei auf die rechte Seite und ließ auch dort Zweikampfstärke und Offensivpower vermissen.

Fazit: Muss weiter auf seine Chance bei Löw warten. Zunächst gilt es für Höwedes, sich einen festen Platz in der Schalker Mannschaft zu erarbeiten.

 

Marcell Jansen: Ordentliche Partie auf der linken Seite gegen Mainz. Immer wieder mit gefährlichen Antritten, in den finalen Aktionen fehlte aber die Präzision. Trübte seine Leistung dadurch, dass er Polanski vor dem Ausgleich flanken ließ.

Fazit: Die linke Abwehrseite ist eine Baustelle in der DFB-Elf - sofern Lahm auf rechts eingesetzt wird. Jansen kann sich mit konstanten Leistungen beim HSV für die Position empfehlen. Allerdings lässt Labbadia ihn fast ausschließlich im Mittelfeld ran, dort hat er im DFB-Team kaum Perspektiven.

 

Philipp Lahm: Wieder zwei schwache Spiele auf der rechten Verteidigerposition. Brachte gegen Haifa kaum eine gefährliche Aktion in der Offensive zustande, schlug harmlose Flanken und spielte viele Fehlpässe. Stabilisierte sich zumindest in der Rückwärtsbewegung im Laufe des Spiels. Gegen Hannover nur leicht verbessert. Bestritt lediglich drei Zweikämpfe, von denen er nur einen für sich entschied. Hatte defensiv enorme Probleme mit Gegenspieler Djakpa.

Fazit: Aufgrund seiner Klasse steht Lahm in der Nationalmannschaft nicht zur Disposition. Nur wenn er bis Sommer nicht zu seiner Form zurückfinden sollte, wird Löw ins Grübeln kommen.

 

Per Mertesacker: Mit seinem Kopfball-Tor in der Nachspielzeit rettete Mertesacker seinen Bremern immerhin einen Punkt. Spielte durchweg konzentriert, ließ sich nur ein Mal von Dzeko vernaschen. 94 Prozent angekommene Pässe zu seinen Mitspielern sind überragend.

Fazit: Dass Werder aktuell die drittbeste Abwehr der Liga stellt, ist auch Mertes Verdienst. Spielt seit Wochen konstant und ist Löws Stützpfeiler im Abwehrzentrum.

 

Marcel Schäfer: Rabenschwarzer Tag gegen ZSKA. Brachte sich auf dem Flügel kaum ins Offensivspiel ein. Hatte in der Defensive große Probleme mit Krasic, der sich immer wieder leicht gegen Schäfer durchsetzte. Gegen Ende der Partie sorgte er durch eine verunglückte Flanke für Gefahr. Wurde gegen Bremen von Veh auf die Bank verbannt.

Fazit: Der Tiefpunkt in einer ohnehin schwachen Saison. Kommt nach wie vor überhaupt nicht in Fahrt und muss um seine Stellung im DFB-Team bangen. Das WM-Ticket steht auf dem Spiel.

 

Serdar Tasci: Nur40 Prozent gewonnene Zweikämpfe sagen eigentlich schon alles. Verlieh seiner Hintermannschaft gegen Leverkusen keine Stabilität und war gegen Kießling und Derdiyok hoffnungslos überfordert. Kam in vielen Szenen einen Schritt zu spät und trägt eine Mitschuld am Elfmeter, da er Derdiyok bei dem langen Ball aus dem Mittelfeld einfach laufen ließ. Fehlte gegen die Rangers aufgrund einer Überlastungsreaktion im Fuß.

Fazit: Erst die Verletzungspause, jetzt die grottenschlechte Vorstellung bei seinem Comeback. Tasci verliert momentan deutlich an Boden gegenüber seinen Konkurrenten im Kampf um einen Platz in der DFB-Abwehrzentrale.

 

Heiko Westermann: Ganz schwach, was der Nationalspieler gegen Gladbach ablieferte. Leitete Gladbachs 1:0 durch einen Stellungsfehler ein. Als linker Verteidiger gewann er nur 53 Prozent seiner Zweikämpfe. Im Spiel nach vorne unbeteiligt.

Fazit: Ist formtechnisch auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Tiefer geht es nicht mehr. Kommt trotz der starken Schalker Saison nicht in Schwung und kämpft mit dem ebenfalls schwächelnden Tasci um den Platz neben Mertesacker.