DFB-Team - Julian Brandt über WM-Aus: "Ging bei uns gefühlt oft gar nicht um Sport"

Von Maximilian Lotz
Julian Brandt,
© getty

Julian Brandt hat über die Gründe für das Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM gesprochen. Seiner Meinung nach haben die anhaltenden politischen Debatten rund um das Turnier das Sportliche zu sehr überlagert.

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"Politik war ein riesengroßes Thema, das uns in der Mannschaft begleitet hat. Es war selbstverständlich nicht der Hauptgrund dafür, dass wir nicht erfolgreich waren, aber das Thema hatte sicher einen gewissen Anteil", sagte Brandt in einem Interview mit Sport1: "Es ging bei uns gefühlt oft gar nicht um Sport, sondern um Binden, Politik und andere Debatten."

Eine kritische Haltung sei wichtig, unterstrich Brandt: "Aber wir waren eigentlich in Katar, um eine erfolgreiche WM zu spielen und nicht, um ein fremdes Land so zu ändern, wie es uns als Europäern passt. Ich glaube, dass es uns als Land und als DFB gutgetan hätte, wenn wir uns irgendwann auf das Turnier gefreut und das Gastgeberland Katar angenommen hätten."

Die Vergabe der WM an Katar stand wegen Menschenrechtsverletzung in dem Emirat massiv in der Kritik. Der DFB wollte eigentlich bei dem Turnier mit einer "One Love"-Binde ein Zeichen setzen, knickte dann aber auf Druck der FIFA ein.

Vor dem ersten Spiel gegen Japan hielten sich die deutschen Spieler dann beim Teamfoto die Hand vor den Mund. Die Aktion soll aber auch zu Spannungen innerhalb des Teams geführt haben.

Julian Brandt: Politisches Thema hat Eigendynamik entwickelt

Von gegenseitigen Schuldzuweisungen hält Brandt wenig. "Es hingen alle irgendwie mit drin. Ich sage nicht: Der DFB ist böse, die Journalisten sind böse, Katar ist böse." Im Nachhinein wäre es seiner Meinung nach aber gut gewesen, "wenn wir zusammen mit dem DFB dafür gesorgt hätten, dass das politische Thema nicht endlos so groß wird und sich eine Eigendynamik entwickelt".

Mit Blick darauf, dass sich einige Nationalspieler aktiv um das Thema gekümmert hätten, betonte Brandt: "Wir dürfen wichtige Themen wie Menschenrechte nicht unter den Teppich kehren, das ist klar. Wir müssen darauf hinweisen."

Man hätte aber ab einem gewissen Punkt einen Strich unter das Thema ziehen müssen und sagen sollen: "Jetzt ist alles von allen mehrfach gesagt. Jetzt unterstützen wir die Mannschaft, jetzt spielen wir Fußball!"

Als Beispiel nannte er Weltmeister Argentinien, der von seinen Fans schon während des Turniers besonders unterstützt wurde. "Das Land stand hinter dieser Mannschaft. Und das wünscht sich doch jeder Spieler, das gibt dir Kraft. Wir müssen es zur Heim-EM hinbekommen, dass alle Bock auf den Fußball, auf das Turnier und auf uns als Nationalmannschaft haben", sagte Brandt mit Blick auf das Turnier in Deutschland 2024.

 

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