Uli Hoeneß attackiert DFB und fordert "personelle Konsequenzen" - Verband kontert

Von SPOX/sid
Uli Hoeneß ist Ehrenpräsident des FC Bayern.
© imago images

Uli Hoeneß, langjähriger Patron von Bayern München, hat die heillos zerstrittene Führung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) massiv attackiert und "personelle Konsequenzen" gefordert. Bei seinem leidenschaftlichen Auftritt nach dem WM-Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl gegen Island (3:0) nahm Hoeneß nur Präsident Fritz Keller von seinem harten Rundumschlag aus - und forderte den Kopf von dessen Gegenspielern, den "drei ewig Unzufriedenen": Vize Rainer Koch, Generalsekretär Friedrich Curtius und Schatzmeister Stephan Osnabrügge.

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"Es kann nicht sein, dass das so weitergeht, das ist ein Trauerspiel", polterte Hoeneß in seiner neuen Rolle als TV-Experte bei RTL aufs Stichwort - wie zu besten Zeiten als Münchner "Abteilung Attacke". Die Verbandsführung streite "wie die Besenbinder. Es geht gar nicht mehr um Fußball, es geht ja nur noch um Posten-Geschacher, Aufwandsentschädigungen, Machtspiele. So kann es nicht weitergehen."

Der DFB wies am Freitagnachmittag auf SID-Anfrage "die subjektiv motivierten, pauschalen und persönlichen Angriffe zurück", ohne näher auf die vielen Kritikpunkte einzugehen.

Hoeneß hatte auch die geplante Entsendung des früheren Schalker Finanzchefs Peter Peters als DFB-Vertreter in den FIFA-Rat kritisiert. Peters habe bei den Knappen "nicht gerade gute Arbeit geleistet". Hoeneß schlug stattdessen den scheidenden Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge als deutschen Mann bei FIFA und UEFA vor: "Dann hätte die deutsche Fußballwelt den besten Vertreter, den man haben kann." Er habe Rummenigge das auch schon vorgeschlagen. Sein Eindruck: "Er würde sich da schon geehrt fühlen."

Rummenigge lehnte in der Bild-Zeitung am Freitagabend jedoch ab: "Ich stehe für keinen Job beim DFB zur Verfügung." Dieser ist nötig, um in die internationalen Gremien einzuziehen.

Präsident Keller würden von seinen Kontrahenten "nur Knüppel zwischen die Beine geworfen", schimpfte Hoeneß. Gleich zu Beginn von dessen Amtszeit hätten diese seine Kompetenzen beschnitten, "damit sie weiter wursteln können wie sie wollen".

Curtius sei "völlig überfordert", Koch sehe sich als den besseren Präsidenten, und Osnabrügge sei zwar Arbeitsrechtler, könne aber nicht verhindern, dass "die Steuerfahndung beim DFB so oft ein und ausgeht wie ein Briefträger". Hoeneß' Fazit: "Wenn sich da keine Lösung findet, dann wird das nichts mehr."

Hoeneß nimmt Spieler in die Pflicht: "Überhaupt nicht zufrieden"

Zuvor hatte Hoeneß hat die Austragung des WM-Qualifikationsspiels der deutschen Mannschaft gegen Island trotz des im Vorfeld aufgetretenen positiven Coronatests bei Jonas Hofmann unterstützt. "Ich glaube, dass die Leute verstehen müssen, dass Fußball ein Beruf ist. Wenn bei BMW oder Daimler ein Corona-Fall vorkommt, geht auch nicht die ganze Belegschaft nach Hause", sagte er. "Wenn die Hygienekonzepte greifen, dürfen sie auch spielen." Es dürfe allerdings "keine Vorteile für den Fußball geben".

Außerdem äußerte sich Hoeneß lobend zur Tatsache, dass sich die DFB-Führungsriege bei der Suche nach einem Nachfolger für Bundestrainer Joachim Löw nicht unter Druck setzen lasse: "Ich finde es sehr klug vom DFB und von den Verantwortlichen, dass sie sich mit der Entscheidung Zeit lassen und dass sie jetzt nicht glauben, jeder Spur, die irgendeine Zeitung legt, hinterherzuhecheln. Wir wissen, dass der ein oder andere, den sie gerne hätten, unter Vertrag steht. Ich glaube, wir sollten jetzt alle etwas geduldiger sein, und dann wird es eine gute Lösung geben."

Mit dieser rechnet der 69-Jährige im Juli. Als Kandidaten gelten neben Bayern-Trainer Hansi Flick auch Ralf Rangnick sowie die internen Lösungen Stefan Kuntz (U21) und Marcus Sorg (Assistent von Löw). Zur Personalie Flick sagte er: "Karl-Heinz Rummenigge hat sich zu dem Thema eindeutig festgelegt und sich sicherlich mit seinen Vorstandskollegen abgesprochen. Wenn dem so ist, ist die Aussage eindeutig." Dem FC Bayern sei "das Hemd näher als die Hose. Wenn man einen so erfolgreichen Trainer hat, ist das für den Verein gar kein Thema".

Kritischer blickte der langjährige Manager des deutschen Rekordmeisters auf die Entwicklung des DFB-Teams seit der enttäuschenden WM 2018. Hoeneß habe damals "schon gesagt, dass ich mit der Einstellung des ein oder anderen überhaupt sich zufrieden bin". Dies gelte in Teilen "auch für die heutige Spieler". An der Qualifikation für das Turnier in Katar hat er dennoch keine Zweifel: "Wir sind klarer Favorit in dieser Gruppe und sollten das schaffen."