DFB-Team schlägt Tschechien: Sechs Empfehlungsschreiben und ein Sorgenkind

Licht und Schatten: Sechs Spieler konnten sich gegen Tschechien empfehlen, einer nicht.
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Florian Neuhaus: Der Lösungsfinder

Es sind die aufregendsten Wochen in der noch jungen Karriere des Florian Neuhaus. Der Sechser von Borussia Mönchengladbach bestätigte seine tolle Form auch in seinem zweiten Länderspiel-Einsatz, indem er sich an der Seite von Ilkay Gündogan in Durchgang eins und Mahmoud Dahoud in Durchgang zwei nicht vor Verantwortung scheute, sondern immer wieder anbot und als Strukturgeber fungierte.

Viele Aktionen liefen über ihn, und diese waren stets durchdacht und meist fehlerfrei. Auch im Spiel gegen den Ball überzeugte er, mit zehn Balleroberungen wies er die meisten aufseiten der Löw-Elf auf. Belohnt hätte er seine starke Leistung wie beim 3:3 gegen die Türkei fast mit einem eigenen Torerfolg, doch sein Schuss in der Schlussphase klatschte ans Lattenkreuz. Nichtsdestotrotz war Löw "sehr angetan" von Neuhaus.

"Flo besitzt eine hohe Spielintelligenz. Er ist ballsicher und findet gute Lösungen. Er spielt sehr abgeklärt", sagte der Bundestrainer nach dem Abpfiff. Zwar wird es für Neuhaus schwierig, an Kalibern wie Toni Kroos, Joshua Kimmich, Leon Goretzka oder auch Gündogan vorbeizukommen. Als Backup taugt der frühere Jugendspieler von 1860 München aber allemal. "Ich mache mich nicht verrückt", sagte Neuhaus vor dem Tschechien-Spiel im Interview mit SPOX und Goal über seine EM-Chancen. "Wir leben in einer Pandemie und da bringt es einfach nichts, groß nach vorne zu schauen."

Florian Neuhaus (l.) im Training der deutschen Nationalmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw.
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Florian Neuhaus (l.) im Training der deutschen Nationalmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw.

Luca Waldschmidt: Löw sieht "Schritt nach vorne"

Luca Waldschmidt braucht nicht viele Chancen. Sein zweites Länderspiel-Tor musste er nach der punktgenauen Hereingabe von Max aber auch machen. Wirklich lobenswert bei seinem Abstauber war aber sein Laufweg zuvor: Er wusste genau, dass der Ball in den Fünfer kommen würde und war den berühmten Schritt schneller als sein Gegenspieler.

"Er hat in den vergangenen Wochen und Monaten noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Er hat eine große Torgefahr und einen guten Abschluss. Er bewegt sich viel und man kann mit ihm kombinieren", lobte Löw den einzigen und damit entscheidenden Torschützen des Abends nach dem Abpfiff.

Waldschmidts Torjäger-Instinkt und spielerische Fähigkeiten könnten der Mannschaft auch bei der EM guttun, obgleich Löw mit Serge Gnabry ein weiterer Spieler dieser Art zur Verfügung steht und auch Timo Werner und Leroy Sane wissen, wo das Tor steht. Dass sich der 24-Jährigen mit fünf Treffern und drei Vorlagen in zehn Partien aber auch schnell bei seinem neuen Klub Benfica eingefügt hat, spricht für seine Qualität im letzten Drittel.

Julian Brandt: Die Sache mit der Konstanz

Dass Julian Brandt einer der besten Fußballer in Deutschland ist, steht außer Frage. Auch Löw sprach nach dem Tschechien-Spiel wieder einmal davon, welche exzellenten Ansätze der 24-Jährige mitbringe. Es sind aber eben nur Ansätze.

"Es fehlt dem Julian an Konstanz über längere Zeit", brachte es der Bundestrainer auf den Punkt. Brandt wirkte am Mittwochabend bemüht, viele seiner Kombinationsversuche scheiterten aber. Bei seiner Großchance in der 32. Minute nach einem fatalen Fehlpass des Tschechen Vaclav Jemelka drosch Brandt den Ball aus 13 Metern in den Leipziger Nachthimmel. Vorausgegangen war eine schwache Ballannahme von Brandt.

"So eine Chance muss er nutzen, um nachhaltig Ansprüche anmelden zu können", sagte RTL-Experte Michael Ballack, der genau wie Löw monierte: "Er macht aus seinen Möglichkeiten viel zu wenig." Seine Mitspieler munterten Brandt nach misslungenen Aktionen auf. Der Mann mit der Nummer zehn ließ aber meist den Kopf hängen und haderte mit sich selbst. "Wenn er aktiv ist, marschiert und seine Schnelligkeit und Technik ausspielt, dann ist er meistens sehr gefährlich", so Löw. "Er hat wirklich großes Potenzial, das sehen wir auch immer wieder im Training. Seine Leistungen sind aber nun einmal ein bisschen schwankend."

Dieser Meinung sind sie auch in Dortmund, wo Brandt schon seit Saisonbeginn nur noch als Reservist und Sorgenkind durchgeht. Umso ärgerlicher war es gegen die Tschechen für ihn, kein Selbstvertrauen getankt zu haben.

Von Dortmunds Brandt erwartet Bundestrainer Löw in Zukunft mehr.
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Von Dortmunds Brandt erwartet Bundestrainer Löw in Zukunft mehr.

DFB-Team: Die nächsten Spiele in der Übersicht

DatumUhrzeitWettbewerbBegegnung
14.11.202020.45 UhrNations LeagueDeutschland - Ukraine
17.11.202020.45 UhrNations LeagueSpanien - Deutschland
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