DFB-Team: Der märchenhafte Aufstieg des Luca Waldschmidt

Luca Waldschmidt (M.) könnte zum 102. Spieler avancieren, der unter Joachim Löw sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gibt.
© getty

Vor einem Jahr stieg Luca Waldschmidt noch als Reservist mit dem Hamburger SV in die zweite Liga ab. Heute kehrt er als A-Nationalspieler ins Volksparkstadion zurück. Die Geschichte einer märchenhaften Entwicklung.

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Klar, es ist etwas anderes, mit Niklas Süle, Toni Kroos und Serge Gnabry zu trainieren als mit Nico Schlotterbeck, Mike Frantz oder Brandon Borrello. Für Luca Waldschmidt war der Wochenanfang aber aus einem anderen Grund gewöhnungsbedürftig: Er absolvierte seine ersten Einheiten als A-Nationalspieler am Millerntor in St. Pauli.

Waldschmidt hatte ja zwei Jahre lang hier in Hamburg gespielt, allerdings für den Verein aus dem nördlich gelegeneren Volkspark. Die besten Erinnerungen an diese Zeit hat der Neuling im Team von Joachim Löw nicht. Eigentlich bleibt ihm nur ein Tag an der Elbe positiv in Erinnerung: der 20. Mai 2017. Da bewahrte er den HSV im Duell mit dem VfL Wolfsburg nur 120 Sekunden nach seiner Einwechslung in der 87. Minute mit einem Kopfballtor, seinem ersten überhaupt in der Bundesliga, vor dem Abstieg. Ein Tag, den er sich "immer erträumt" hatte.

Ansonsten spielte Waldschmidt wie viele andere Talente kaum eine Rolle in den Plänen seiner - wohlgemerkt zahlreichen - Trainer an der Elbe. Nach dem nicht mehr zu vermeidenden Gang in die zweite Liga in der Folgesaison zog er seine Konsequenzen und wechselte für fünf Millionen Euro zum SC Freiburg. Ein Jahr ist das gerade einmal her und Waldschmidt wirkt wie ausgewechselt. Er steht erstmals im Kader der A-Nationalmannschaft, könnte gegen die Niederlande (heute ab 20.45 Uhr im LIVE-TICKER) oder gegen Nordirland (Montag ab 20.45 Uhr im LIVE-TICKER) zum 102. Löw-Debütanten werden. Ein Märchen.

Luca Waldschmidt im Steckbrief

geboren19. Mai 1996 in Siegen
Größe1,81 m
Gewicht75 kg
PositionHängende Spitze, Mittelstürmer
starker Fußlinks
StationenSSV Frohnhausen Jgd., SSC Juno Burg Jgd., TSG Wieseck Jgd., Eintracht Frankfurt Jgd., Eintracht Frankfurt, Hamburger SV, SC Freiburg
Bundesligaspiele/-tore83/13

Luca Waldschmidt: Zeit beim HSV "nicht wirklich erfolgreich"

"Meine Zeit in Hamburg war nicht wirklich erfolgreich. Ich habe nicht viel gespielt", sagt der 23-Jährige rückblickend. Ein ähnliches Schicksal hatte ihn auch bei Eintracht Frankfurt, seinem ersten Profiklub, ereilt. Nach seinem Debüt im April 2015 kam er nur zu Kurzeinsätzen, bis er etwas mehr als ein Jahr später mit seinem Wechsel zum HSV "den nächsten Schritt" machen wollte.

Umso glücklicher ist er, jetzt in Freiburg zu sein, an einem Ort, an dem ihm uneingeschränktes Vertrauen entgegengebracht wird, an dem er mit Christian Streich einen Trainer hat, der Geduld mit jungen Spielern aufbringt. Er weiß: "Die Bundesliga ist das tägliche Brot, hier kann ich mich am besten für die Nationalmannschaft empfehlen." Ein zusätzliches Empfehlungsschreiben gab Waldschmidt aber auch im zurückliegenden Hochsommer in Italien und San Marino ab, als er mit sieben Treffern zum Torschützenkönig der U21-Europameisterschaft avancierte.

"Er hat mit der U21-EM noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht", sagt Löw. "Er war sehr torgefährlich und hat enorme Qualitäten im unmittelbaren Abschluss." Qualitäten, die das DFB-Team nach dem Ausfall von Leroy Sane durchaus gebrauchen kann. Wegen der hohen Konkurrenz mit Timo Werner, Julian Brandt und Kai Havertz sei die Nominierung des gebürtigen Siegeners jedoch eher "perspektivisch", so Löw: "Ich finde, er hat seine Chance verdient, muss aber auch noch viel lernen."

Dessen ist sich auch Waldschmidt bewusst. Deshalb lehnte er in der vergangenen Transferperiode Anfragen anderer Klubs ab und blieb in Freiburg. "In dieser Saison", sagt er, "möchte ich weiter reifen." Um in der nächsten möglicherweise zu einem Spitzenklub zu wechseln? Sein Vertrag im Breisgau läuft noch bis 2022, nach Informationen der Sport Bild ist darin eine Ausstiegsklausel in Höhe von 23 Millionen Euro verankert.

DFB-Team: Die nächsten Länderspiele im Überblick

DatumGegnerUhrzeitWettbewerbOrt
6. SeptemberNiederlande20.45 UhrEM-QualifikationHamburg
9. SeptemberNordirland20.45 UhrEM-QualifikationBelfast
9. OktoberArgentinien20.45 UhrFreundschaftsspielDortmund
16. NovemberWeißrussland20.45 UhrEM-QualifikationMönchengladbach
19. NovemberNordirland20.45 UhrEM-QualifikationFrankfurt am Main
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