DFB-Team - Das neue Deutschland: Mit Qual und Serge Gnabry

Serge Gnabry hat beim DFB-Sieg in Nordirland überzeugt.
© getty

Mit dem 2:0 in Nordirland hat das DFB-Team einen immens wichtigen Schritt in Richtung Europameisterschaft gemacht. Beim fünften Qualifikationsspiel erwies sich der Defensivverbund von Joachim Löw aber wie schon gegen die Niederlande als chaotisch. Zum Lichtblick einer durchschnittlichen Mannschaft stieg einmal mehr Serge Gnabry auf.

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"Der Serge spielt bei mir immer." Wer sich in den vergangenen Tagen die Frage stellte, ob der verbale Ritterschlag von Joachim Löw zu Beginn der nun beendeten Länderspielpause für Serge Gnabry gerechtfertigt gewesen sei, der wusste am späten Montagabend gegen 22.45 Uhr sicherlich mehr.

Zu diesem Zeitpunkt rührte der Stürmer des FC Bayern nämlich wieder einmal genüsslich in seinem Kochtopf umher. Ganz zur Freude des Bundestrainers, der mit dem 2:0 durch Gnabry natürlich noch ein Argument mehr an seiner Seite wusste, um die an Magerkost erinnernde Vorstellung seines Kollektivs schönzureden.

Von "three deserved points", von drei verdienten und wichtigen Punkten, sprach Löw im Anschluss an die Partie im Windsor Park zu Belfast. Unrecht hatte der 59-Jährige aufgrund der Sturm-und-Drang-Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit keineswegs.

Nur: Sie waren härter erkämpft als gedacht. Über weite Strecken spielte die deutsche Mannschaft tatsächlich so leblos und qualvoll wie noch am vergangenen Freitag bei der 2:4-Heimpleite im Klassiker gegen die Niederlande.

Werner: "Das war sicherlich nicht Glanz und Gloria"

Die fußballerisch limitierten Nordiren stellten Löws Team vor 18.104 Zuschauern über simple Tugenden wie Kampf, Wille und Leidenschaft vor einen Berg voller Probleme.

Manuel Neuer musste in der ersten Hälfte mehr als einmal gegen die einschussbereiten Nordiren retten, weil Traumtorschütze Marcel Halstenberg immer wieder Flanken über die linke Abwehrseite zuließ, Toni Kroos keine Konzentration im Passspiel an den Tag legte und Matthias Ginter mit einer Spieleröffnung aufwartete, die von der eines Mats Hummels Lichtjahre entfernt ist.

"Das war heute sicherlich nicht Glanz und Gloria", meinte Timo Werner hinterher selbstkritisch: "Auch ich kann es besser." Der Profi von RB Leipzig hing ebenso wie Marco Reus in der Luft, vergab zu allem Überfluss auch noch zwei hochkarätige Chancen im Eins-gegen-Eins mit dem nordirischen Keeper Bailey Peacock-Farrell.

Löw: "Gnabry macht es wirklich klasse"

Mit Ausnahme von Julian Brandt, der unter Löw erst zum zehnten Mal von Anfang an eingesetzt wurde, war es tatsächlich wieder nur Gnabry, der sich anschickte, ohne den langzeitverletzten Leroy Sane die Rolle des Schlüssel- und Führungsspielers einzunehmen. Löw lobte ihn dafür in den höchsten Tönen.

"Serge macht es wirklich klasse. Nicht nur im Abschluss, sondern er ist auch ein wichtiger Zielspieler für uns geworden", sagte der Bundestrainer am RTL-Mikrofon: "Er kann die Bälle in den Räumen vor der gegnerischen Abwehr sehr gut behaupten. Er kann sie weiterspielen, geht wieder weiter und ist immer anspielbar."

Das spiegeln auch die Statistiken wider. Das Tor gegen Nordirland war bereits das neunte von Gnabry im zehnten Länderspiel. In diesem Jahrhundert kam kein anderer deutscher Nationalspieler auf mehr als sieben Treffer in seinen ersten zehn Länderspielen. Das neue Deutschland, es besteht ohne Sane zum größten Teil aus Gnabry. Und reichlich Krampf.

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