Serge Gnabry drängt sich im DFB-Team auf - auch beim FC Bayern München?

Von Kerry Hau
Serge Gnabry will nach einer überzeugenden Leistung gegen Frankreich auch beim FC Bayern durchstarten.
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Serge Gnabry zählt zu den wenigen Gewinnern der Länderspielpause. Der nachnominierte Profi des FC Bayern betrieb beim 1:2 gegen Frankreich als spielstarker Angreifer Werbung in eigener Sache. Jetzt will er sich auch im Verein aufdrängen. Die Chance dazu ist groß.

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Serge Gnabry war eigentlich fest davon ausgegangen, die Länderspielpause unter den Fittichen von Niko Kovac beim FC Bayern zu verbringen. Die Wade von Leon Goretzka hatte aber etwas dagegen. Eine Muskelverhärtung in ebenjener Wade setzte den zentralen Mittelfeldspieler kurzfristig außer Gefecht. Bundestrainer Joachim Löw nominierte daraufhin Gnabry für die Nations-League-Gruppenspiele gegen die Niederlande und Frankreich nach.

Schien es für einige Nationalspieler zuletzt fast schon beschwerlich zu sein, inmitten der Saison zum DFB-Team zu reisen, nahm dieser die Einladung mehr als dankend an. Schließlich lag sein letztes Länderspiel zu diesem Zeitpunkt fast schon zwei Jahre zurück. Beim 0:0 gegen Italien am 15. November 2016 stand Gnabry 30 Minuten lang auf dem Platz. Danach folgten viele Verletzungen, Nominierungen für die U21 oder aber Länderspiel-Abende als Bank- oder Tribünenwärmer, die ihm letztlich auch die Teilnahme an der WM kosteten.

Gnabry hatte daher Lust, sich zu zeigen. Eigentlich schon gegen die Niederlande. Doch im ersten Spiel der unterm Strich wenig erfolgreichen DFB-Expedition drängte sich erneut der Eindruck auf, als würde ihm nur die Rolle des Zuschauers bleiben. Löw ließ ihn 90 Minuten lang schmoren, vertraute vorne stattdessen zunächst auf Routinier Thomas Müller und Debütant Mark Uth, bis er später Leroy Sane, Julian Draxler und Julian Brandt einwechselte. Die 0:3-Klatsche in Amsterdam kam Gnabry aber ziemlich gelegen, weil sie Löw zu personellen Veränderungen zwang.

Löw zufrieden: Gnabry überzeugt gegen Frankreich

Der 58-Jährige verjüngte seine Startelf gegen Frankreich drastisch. Neben Niklas Süle, Nico Schulz und Thilo Kehrer durften auch Sane und eben Gnabry von Beginn an ran. Letzterer zahlte ihm das Vertrauen zurück. Im - ebenfalls veränderten - 3-5-2-System bekleidete Gnabry die Rolle des Mittelstürmers. Der 23-Jährige agierte jedoch sehr flexibel, vielmehr als "Rumtreiber zwischen den Linien", wie das Hamburger Abendblatt in seiner Analyse schrieb.

Vor allem aber mutig, mannschaftsdienlich und selbstbewusst. 75 Prozent seiner Pässe brachte Gnabry an seine Mitspieler. Er wich keinem Zweikampf aus, holte sich auch viele Bälle früh ab und verteilte diese clever. Etwas, mit dem sich Müller zuletzt eher schwer tat. Das erkannte auch Löw - und brachte den schwächelnden 2014-Weltmeister erst in der 88. Minute für den überzeugenden Gnabry. Der Beginn einer Revolution?

"Die Leistung heute war gut, einige junge Spieler haben Potenzial, brauchen aber noch Erfahrung", meinte Löw nach der knappen 1:2-Niederlage im Stade de France gewohnt zurückhaltend. Und während sich Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff "stolz" über die Leistung von Gnabry und Co. zeigte, resümierte DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Ich finde, dass wir ein Stück Umbruch gesehen haben, der Mut macht für die Zukunft."

Serge Gnabry in Zahlen

SaisonEinsatzminutenToreVorlagenPassquote in %Dribblingquote in &
2018/192530185,1535,29
2017/18171210578,7941,74
2016/17197011176,8329,66

Gnabry, das sah man gegen Frankreich aber auch, ist kein Torjäger im klassischen Sinne. Er kann kombinieren, das Gespür für die gefährlichen Räume und die letzte Kaltschnäuzigkeit lässt er jedoch vermissen. In der ersten Halbzeit hatte er überhaupt keinen Torabschluss, in der zweiten prüfte er Hugo Lloris einmal aus 20 Metern. "Mir macht es nichts aus, vorne zu spielen", sagte der Rechtsfuß zuletzt in einem Interview mit der tz. Am wohlsten fühlt er sich aber auf den Außenbahnen. Hier kommen seine Dynamik und seine Schnelligkeit am besten zur Geltung.

Karl-Heinz Rummenigge: Serge Gnabry ist kein Back-up

In München wird der gebürtige Stuttgarter bislang meist über die rechte Seite eingesetzt. Allerdings gewährte Bayern-Trainer Kovac ihm noch kein einziges Spiel über 90 Minuten. Nur zwei Mal durfte er von Beginn an ran und wurde nach jeweils 59 Minuten ausgewechselt, ansonsten reichte es nur zu Kurzeinsätzen. "Serge ist unglaublich schnell und ein Spieler, der Großes leisten kann bei uns. Das ist kein Back-up", kündigte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge bereits im September an, Gnabry fördern zu wollen.

Angesichts der Formschwankungen einiger Stammspieler, die sich zuletzt auch negativ auf die Ergebnisse des mittlerweile sechstplatzierten Rekordmeisters auswirkten, dürfte der Neuzugang aus Hoffenheim in den nächsten Wochen mit vielen Pokal- und Champions-League-Spielen mehr Bewährungschancen erhalten.

Serge Gnabry spielt unter Niko Kovac (r.) noch keine wichtige Rolle.
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Serge Gnabry spielt unter Niko Kovac (r.) noch keine wichtige Rolle.

Neben den Oldies Franck Ribery (35) und Arjen Robben (34) ist Gnabry der einzige echte Flügelspieler, der momentan fit ist. Kingsley Coman (22), ein ähnlicher Spielertyp wie er, fällt nach seinem Syndesmosebandriss noch mindestens bis Ende November aus. Und Allrounder Müller, das wurde spätestens in den Länderspielen deutlich, hat momentan das Nachsehen gegen Gnabry.

Die nächsten zehn Spiele des FC Bayern im Überblick

DatumGegnerWettbewerb
20.10VfL Wolfsburg (A)Bundesliga
23.10AEK Athen (A)Champions League
27.10FSV Mainz 05 (A)Bundesliga
30.10SV Rödinghausen (A)DFB-Pokal
03.11SC Freiburg (H)Bundesliga
07.11AEK Athen (H)Champions League
10.11Borussia Dortmund (A)Bundesliga
24.11Fortuna Düsseldorf (H)Bundesliga
27.11Benfica Lissabon (H)Champions League
01.12Werder Bremen (A)Bundesliga
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