Rüdiger als RV: "Schmeckt mir"

SID
Antonio Rüdiger könnte sich in der Nationalmannschaft auch einen Platz als Rechtsverteidiger vorstellen
© getty

Antonio Rüdiger bietet sich als Rechtsverteidiger für die EM an - und will so Bundestrainer Joachim Löw und sich selbst aus einem Dilemma befreien. "Ich habe einige Male dort gespielt, und die Position schmeckt mir langsam", sagte der 23-Jährige von AS Rom im Interview mit dem SID.

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"Wenn man dabei ist, möchte man spielen. Egal wo.", so der Römer

Rüdiger spielt normalerweise in der Innenverteidigung, doch da gibt es in Jerome Boateng und Mats Hummel zwei wohl nicht zu verdrängende Platzhalter. "Wenn Jerome fit wird und Mats fit bleibt, wird es natürlich schwierig", erklärte Rüdiger.

Auf der rechten Abwehrseite hat Löw dagegen seit Jahren ein Problem. Rüdiger durfte bisher nur zweimal als rechter Mann einer Viererkette agieren - beide Male im Oktober 2014. Löw wisse aber "genau, dass ich auf der Rechtsverteidiger-Position spielen kann", sagte Rüdiger, der auch von Vereinstrainer Luciano Spalletti einige Male dort eingesetzt wurde. Es sei aber Löws Entscheidung, "und ich werde sie in jedem Fall akzeptieren".

Im Länderspiel gegen Italien (4:1) hatte Löw wie schon in Frankreich im November 2015 (0:2) und Spanien im November 2014 (1:0) eine Abwehr mit drei Innenverteidigern ausprobiert. In allen drei Spielen war Rüdiger der rechte Mann des Trios. Diese Taktik gefalle ihm, erklärte der neunmalige Nationalspieler: "Wir haben es auch in Rom schon in diversen Spielen praktiziert."

Rassismus tut weh

Auf die wiederkehrenden rassistischen Beleidigungen in Italien will sich Rüdiger nicht aus dem Konzept bringen lassen: "Es ist leider so, dass man in dem einen oder anderen Stadion diese Affenlaute hört. Das tut natürlich weh und man fragt sich, wieso solche Menschen das tun. Aber es bringt mich nicht aus der Fassung. Wenn ich irgendwie reagiere, bin ich der Dumme. Und dann habe ich genau das getan, was sie erreichen wollten. Idioten gibt es überall, aber man sollte ihnen nicht die Aufmerksamkeit geben, die sie offenbar brauchen."

In Deutschland habe er eine solche Erfahrung "zum Glück nur einmal" machen müssen, berichtete der neunmalige Nationalspieler, dessen Mutter aus Sierra Leone stammt: "In einem Drittliga-Spiel in Jena". Und auch im Alltag in Italien begegne ihm kein Rassismus. "Überhaupt nicht. Die Menschen hier sind freundlich und nett. Auf der Straße wird man eher umarmt und geküsst", berichtete er schmunzelnd: "Für mich als Deutschen ist auch das ungewöhnlich. Aber die Menschen hier sind eben sehr emotional."

Provozieren lassen will sich Rüdiger auch deshalb keinesfalls, weil er nach zwei Roten Karten wegen Tätlichkeiten nach Provokationen 2013 schon als "Hitzkopf" galt. "Ich wusste: Jetzt noch eine Rote Karte, und du bist in der Schublade, in der du nie sein wolltest. Als Bad Boy, als Rocky Rüdiger", erzählt er: "So möchte man nicht abgestempelt werden. Also musste ich etwas verändern." Seitdem halte er sich "von diversen Problemen auf dem Platz fern". In der italienischen Liga werde zwar viel provoziert, "aber was solche Dinge angeht, bin ich raus aus der Geschichte".

Antonio Rüdiger im Steckbrief

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