Bei den Titten von Roy Keane

Von SPOX
Nationalheiligtum Roy Keane ist Co-Trainer der irischen Nationalmannschaft
© getty

Deutschland kann mit einem Punkt in Dublin die Qualifikation für die EM 2016 perfekt machen (20.45 Uhr im LIVETICKER). Irland braucht aber seinerseits ebenfalls Zähler, um nicht am abschließenden Spieltag enorm unter Druck zu stehen. Ein Spiel im Zeichen leidentschaftlicher Fans, der Humoristen Keane und dem Menschen Bastian Schweinsteiger.

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Wie ist die Lage? Für Deutschland relativ einfach. Ein Punkt im Aviva Stadium und das DFB-Team ist für die EM kommendes Jahr in Frankreich qualifiziert. Bei einer Niederlage muss am Sonntag in Leipzig gegen Georgien ein Sieg her, auch machbar. Im schlimmsten Fall droht Deutschland noch ein Sturz auf Platz drei und damit die Playoffs.

Bei den Iren ist die Sache etwas komplizierter. Sie haben zwar noch alles in der eigenen Hand, aber von der direkten Qualifikation bis zum Verpassen der Playoffs ist noch alles drin. Das hängt auch vom Ausgang der Partie Schottland gegen Polen ab. Am letzten Spieltag müssen die Iren dann vermutlich zum Endspiel nach Warschau.

Klare Sache: Deutschland und Irland treffen zum 20. Mal aufeinander. Nach einem Blick in die Bilanz stellt sich die Frage: Was soll da schiefgehen? Neun Siege und fünf Unentschieden stehen für Deutschland bei fünf Niederlagen zu Buche. Die letzte Pleite gab es am 21. Mai 1994, als der amtierende Weltmeister in Hannover 0:2 verlor. Die restlichen Niederlagen stammen aus der grauen Vorzeit des Fußballs (1936, 1951, 1956, 1960).

In Irland liegt die letzte Niederlage des DFB-Teams gar 59 Jahre zurück, das letzte Gastspiel (am 12. Oktober 2012) gewann Deutschland mit 6:1. Für die Iren war dies die höchste Heimniederlage in ihrer Länderspielgeschichte.

Her mit der Kohle: Rund 4,2 Millionen Euro an Prämien schüttet der DFB an seine Nationalspieler für die erfolgreiche EM-Qualifikation. Der Gesamtbetrag verteilt sich auf 34 Profis, die Verteilung geht so: Jeder Nationalspieler bekommt pro Spiel, bei der im Kader stand eine Prämie von 20.000 Euro, ein Einsatz ist keine Voraussetzung.

Auf die Höchstsumme von 200.000 Euro für alle zehn Qualifikationsspiele könnte nach der Abreise des angeschlagenen Lukas Podolski nur noch ein Trio kommen Jerome Boateng, Mario Götze und, wer hätt's gewusst, Sebastian Rudy.

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Zwei Keanes und ein Baby: Nationalheiligtum Robbie Keane hat 138 Länderspiele bestritten und dabei 67 Tore erzielt. Mit einem Treffer gegen Deutschland könnte er mit Gerd Müller gleichziehen und zum vierterfolgreichsten Europäer der Länderspielgeschichte aufsteigen. Vor ihm lägen dann nur noch Miroslav Klose (71), sowie die beiden Ungarn Sandor Kocsis (75) und Ferenc Puskas (84).

Die irischen Medien erwarten ihren Stürmer aber zu Beginn der Partie erstmal auf der Bank. Seine Frau hat erst am Montag in Los Angeles, wo Robbie mittlerweile für Galaxy spielt, einen Sohn zur Welt gebracht und Keane reiste nach der Geburt verspätet zum Nationalteam, er hat nur eine Trainingseinheit absolviert.

Auf die Frage, ob er den trotzdem einsatzbereit sei, hat sein Namensvetter, Co-Trainer und ebenfalls Nationalheiligtum Roy Keane gesagt: "Er hat das Kind doch nicht selbst zur Welt gebracht, oder? Wenn er das Kind nicht selbst stillen muss, kann er spielen." Natürlich hatte Roy Keane damit die Lacher auf seiner Seite. Aber Robbie Keanes Konter am Mittwoch hatte ebenfalls hohen Unterhaltungswert: "Er kennt sich ja bestens aus, er hat größere Titten als ich."

Heimvorteil: Was die Deutschen vor gut einem Monat im Glasgower Hampden Park erlebt haben, war außergewöhnlich. Eine Mannschaft getragen von fantastischen Fans und purer Leidenschaft schnupperte tatsächlich irgendwie an einem Punktgewinn.

Auch im Aviva Stadium erwartet Bundestrainer Joachim Löw ein ähnliches Spiel, wobei er die Iren noch stärker einschätzt als die Schotten. "Die Iren sind variabler, offensivstärker, haben mehr Möglichkeiten, erfolgreich zu spielen. Sie haben noch mehr Kampfkraft und Selbstbewusstsein zu Hause." Man darf gespannt sein, wie die irische Steigerung der schottischen Ekstase aussehen mag.

Schweinsteigers Größe: Der deutsche Kapitän genießt auf der Insel ohnehin einen guten Ruf. Am Mittwoch sammelte der 31-Jährige noch mehr Sympathiepunkte. Am Rande des Abschlusstrainings empfing Schweinsteiger die Familie des verstorbenen Nicolai Schuster. Der 21-jährige Schuster war ein großer Fan des Deutschen und kam bei der sogenannten Berkeley-Tragödie ums Leben, als sechs junge Menschen bei einem Balkonabsturz in Kalifornien im Juni starben. Bei seiner Beerdigung trugen seine Freunde Bayern-Trikots.

Als Schweinsteiger von der Trgödie erfuhr, teilte er bei Facebook ein Foto, das Schuster 2012 vor dem letzten Spiel in Irland mit ihm gemacht hatte und kondolierte. Der Familie war es nun ein Anliegen, Schweinsteiger Danke zu sagen für seine Anteilnahme. Und Schweinsteiger war es ein Bedürfnis, den Angehörigen seines großen Fans persönlich die Hand zu reichen und sein Beileid zu bekunden.

Gleichzeitig überreichte er der Familie noch ein Trikot des FC Bayern mit der Nummer eins und dem Namenszug Nick. Mit dieser Geste schaffte es Schweinsteiger am Donnerstag sogar auf die Titelseite des Irish Independet.

Der Mann an der Pfeife: Internationale Berühmtheit erlangte der Spanier Carlos Velasco Carballo bei der WM 2014, als er das Spiel Brasilien gegen Kolumbien pfeifen durfte/musste. 54 Fouls standen am Ende auf den Statistikblättern dieses Gehackes. Velasco Carballo kam mit vier gelben Karten aus, was deutlich zu wenig war. Als Juan Zuniga Brasiliens Superstar Neymar dann ins Krankenhaus trat, war ihm der Zorn des Gastgeberlandes sicher.

Die letzte deutsche Erfahrung für den Spanier war das 3:0 des FC Bayern in der Champions League bei Olympiakos. Und 2014 hat er Bastian Schweinsteiger gegen Manchester United im Old Trafford mal Gelb-Rot gezeigt.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Irland: Given - Christie, Keogh, O'Shea, Brady - McCarthy, Hendrick, Meyler, Hoolahan - Long, Walters

Deutschland: Neuer - Can, Boateng, Hummels, Hector - Schweinsteiger, Gündogan, Kroos - Müller, Götze, Özil

Die EM-Qualifikation im Überblick