Serra köpft Deutschland ins Finale

Von Benedikt Treuer
U17-EM, Deutschland, Russland
© getty

Die deutsche U17-Nationalmannschaft hat das Halbfinale der EM in Bulgarien gegen Russland mit 1:0 (0:0) gewonnen und ist ins Finale gegen Frankreich eingezogen. Das Siegtor schoss Janni Serra (68.).

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Vor 500 Zuschauern im Beroe Stadium in Stara Zagora hatte Gökhan Gül im ersten Durchgang die größte Chance des Spiels, als er mit seinem Kopfball aus sechs Metern am Pfosten scheiterte (38.).

U17-EM in Bulgarien: DFB-Kadercheck

Nach der Pause scheiterte Felix Passlack bei einer Riesenchance im Eins-gegen-eins erst am guten russischen Keeper Aleksandr Maksimenko (63.), ehe Janni Serra nach einer Flanke das 1:0 für das DFB-Team köpfte (68.).

Deutschland zieht damit ins Finale am Freitag gegen Frankreich ein, das am Nachmittag bereits mit 2:1 n.E. gegen Belgien gewonnen hatte. Russland ist trotz der Niederlage sicher für die WM in Chile (Oktober/November) qualifiziert.

Die Reaktionen:

Christian Wück (Trainer DFB-Team): "Es war das Kampfspiel, auf das wir uns eingestellt hatten. Der Plan war es, über Außen zu Chancen zu kommen - so wie beim Tor. In den nächsten zwei Tagen geht es für uns Trainer um die richtige Taktik, für die Spieler um Regeneration."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: DFB-Trainer Christian Wück krempelt die Startelf im Vergleich zum Spanien-Spiel (4:2 n.E.) wieder mächtig um. Dzenis Burnic, Salih Özcan, Janni Serra, Enes Akyol und Görkem Saglam stehen von Anfang an auf dem Platz, dafür sitzen Karakas, der angeschlagene Abu Hanna, Schmidt, Kohlert und Eggestein erst einmal auf der Bank.

Der russische Coach Mikhail Galaktionov nimmt Kudrjavcec, der beim 1:0 gegen England noch zur Startelf gehörte, raus und ersetzt ihn auf der Sechs durch Galanin. In der offensiven Dreierreihe hinter der einzigen Spitze Denisov müssen Tsygankov und Lysov weichen, dafür beginnen Seljukov und Lomovicki.

15.: Erste Torchance der DFB-Elf! Passlack passt in die Mitte, Özcan nimmt den springenden Ball an und zieht in einer fließenden Bewegung sofort ab. Technisch hochwertig, der Schuss klatscht an die Latte. Da wäre Maksimenko nicht herangekommen.

26.: Beste Chance des Spiels bisher für die Russen: Pletnev wird von Gavrilov mit einem Lupfer freigespielt - der Stürmer zieht aus 15 Metern halbrechter Position sofort ab. Frommann streckt sich und pariert.

38.: Riesending für die deutsche U17! Nach einem langgezogenen Saglam-Freistoß aus dem Halbfeld stiehlt sich Gül am langen Pfosten davon und kommt unbedrängt zum Kopfball. Der landet aus etwa sechs Metern wieder am Aluminium - Pfosten!

43.: Guter Beginn in die zweite Halbzeit: Passlack tankt sich über die linke Seite stark durch und kommt in den Strafraum. Da lässt er erst zwei Russen stehen und zieht ab. Den abprallenden Ball haut Serra aus der Drehung gut anderthalb Meter über den Kasten.

45.: Und gleich die Chance für Russland hinterher. Galanin dringt nach einem Doppelpass in den Strafraum ein und zieht sofort ab. Frommann lenkt den Ball nach außen ab.

52.: Starker Konter der DFB-Elf über die linke Seite. Passlack hat sehr viel Platz, passt in die Mitte auf Serra, der aber etwas zu lang zögert und so kann Gavrilov gerade noch in höchster Not klären.

63.: Beste Chance des Spiels! Der eingewechselte Schmidt gewinnt im Zentrum den Ball und schaltet direkt um auf Tempo. Er schickt Passlack, der von halbrechts frei in den Sechzehner kommt und abzieht - Maksimenko pariert zu Ecke!

68., 1:0, Serra: Janelt verlagert das Spiel auf die linke Seite, wo Akyol eine Traumflanke auspackt. Im Zentrum steigt Serra gegen zwei Gegenspieler hoch und köpft den Ball ins lange Eck - stark! Maksimenko ohne Chance.

Fazit: Absolut verdienter Sieg des deutschen Teams. Im ersten Durchgang fehlte es Wücks Mannschaft noch an Durchschlagskraft, nach der Pause dafür umso stärker in der russischen Hälfte. Russland verteidigte zuweilen gut, hatte aber selbst kaum Drang nach vorne und daher wenige Chancen.

Der Star des Spiels: Felix Passlack. Der Kapitän ging voran und war stets präsent. Gewann die meisten seiner Zweikämpfe und ließ seinen Gegenspieler Amir Gavrilov ein ums andere Mal richtig schlecht aussehen. Strahlte stets Torgefahr aus und hatte ein gutes Auge für seine Mitspieler. Absolute Maschine im deutschen Angriff! Auch stark: Janni Serra.

Der Flop des Spiels: Amir Gavrilov. Hatte die rechte Seite gegen Passlack überhaupt nicht im Griff. Rückte immer wieder mit nach vorne auf und war beim Umschalten dann nicht schnell genug wieder auf seinem Posten. Hatte große Probleme im Eins-gegen-Eins mit Passlack, der immer wieder gefährlich werden durfte.

Der Schiedsrichter: Marius Avram (Rumänien). Musste vor allem aufgrund der aggressiven Zweikampfführung der Russen stets bei der Sache sein. Ließ einiges laufen und wäre gut beraten gewesen, die Russen ein wenig zu bremsen. Selyukov und Pletnev jeweils wegen gestrecktem Bein Gelb zu zeigen, war völlig in Ordnung. Dass Busam und Gavrilov für gleichwertige Aktionen jedoch ohne Verwarnungen blieben, war verhältnislos. Die anderen Karten waren vertretbar, auch die für Passlacks vermeintliche Schwalbe.

Das fiel auf:

  • Russland verteidigte von Anfang an hoch und aggressiv gegen den Ball, wodurch sich das DFB-Team bis auf wenige Ausnahmen aber nicht verrückt machen ließ. Im Gegenteil: Wücks Team fand von hinten heraus immer wieder Möglichkeiten, sich zu befreien und verlagerte dahingehend schnell das Spiel. Das klappte viel besser als noch gegen Spanien.
  • Deutschland übernahm nach wenigen abwartenden Minuten die Kontrolle in Sachen Ballbesitz und Spieltempo und schob sich die Russen zurecht. Wurde es im Mittelfeld zu eng, ließ sich Serra immer wieder stark fallen, um die Bälle in die Spitze festzumachen und dann wieder schnell zu verteilen.
  • Ein bemerkenswert großer Faktor war vor allem in der ersten Hälfte der Rasen. Das deutsche Tempospiel fiel häufig der offensichtlich rutschigen Spielfeld-Oberfläche zum Opfer, da die Spieler keinen festen Stand hatten. Aber auch insgesamt tat sich das DFB-Team mit dem finalen Pass schwer: Die Spieleröffnung in die gegnerische Hälfte funktionierte oft gut, danach fehlte es aber an Bewegung und Ideen.
  • Wücks Elf versuchte im zweiten Durchgang verstärkt über die Flügel zu kommen. Burnic und Passlack machten das Spiel entsprechend breit und zogen die Russen dadurch auseinander. Das zahlte sich aus: Immer wieder konnten die Deutschen in die erzwungenen Lücken stoßen und schnell kontern. Daraus ergab sich zum Beispiel auch das 1:0 durch Serra.

Deutschland - Russland: Alle Fakten zum Spiel