Gauck: "Stern leuchtet besonders"

SID
Die deutsche Nationalmannschaft um Thomas Müller erhielt das Silberne Lorbeerblatt
© getty

Die deutschen Fußball-Weltmeister haben am Montag in Berlin das Silberne Lorbeerblatt verliehen bekommen. Bundespräsident Joachim Gauck lobte dabei vor allem ihr völker- und nationverbindendes Auftreten.

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Sami Khedira scherzte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Lukas Podolski schoss schnell ein Erinnerungsfoto per Handy und selbst Christoph Kramer konnte 20 Stunden nach seinem spektakulären Eigentor wieder schmunzeln.

Die Stimmung war gelöst, als die Fußball-Weltmeister am Montag in Berlin das Silberne Lorbeerblatt erhielten - die höchste staatliche Auszeichnung für Sportler.

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte die 21 anwesenden Weltmeister nach dem 25. Jahrestag des Mauerfalls für ihr völker- und nationverbindendes Auftreten. Gauck lobte die Nationalmannschaft im Schloss Bellevue für das gestiftete "Wir-Gefühl", die gelebte Integration und die Rolle als sympathische Botschafter.

"Geschenk für das ganze Land"

Deshalb leuchte "dieser vierte Stern besonders", er sei "ein bleibendes Geschenk für das ganze Land", sagte der Bundespräsident in seiner Rede, der die Fußball-Millionäre im schicken dunklen Anzug andächtig lauschten.

Selbst Gauck war in Anwesenheit der Bundeskanzlerin von diesem Gemeinschaftsgefühl des ersten Weltmeistertitels für das wiedervereinigte Deutschland angesteckt.

Er freute sich, "dass ich persönlich dabei sein durfte damals in Rio de Janeiro und die unvergesslichen Augenblicke so hautnah miterleben konnte. Es war und ist schon etwas ganz Besonderes, als Bundespräsident Weltmeister zu werden."

Im Osten genauso Weltmeister wie im Westen

"Wir alle in Deutschland haben uns gefühlt, als wären wir Weltmeister geworden", erklärte Gauck: "Tatsache ist, dass der Fußball in Deutschland es vermag, ein starkes Wir-Gefühl zu erzeugen." Die vier WM-Titel Deutschlands 1954, 1974, 1990 und nun 2014 markierten "wichtige Etappen auf dem Weg unseres Landes nach dem Krieg".

So hätten sich schon 1954 - Gauck war damals 14 - "viele im Osten genauso als Weltmeister gefühlt wie die Westdeutschen. Man durfte es im Osten nur nicht so furchtbar laut sagen".

Und auch 20 Jahre später waren "wir im Osten wie selbstverständlich mit Weltmeister geworden", denn es habe "immer so etwas wie 'Fußballdeutschland'" gegeben, "ein Zusammengehörigkeitsgefühl über die Grenze hinweg".

Neues Zusammengehörigkeitsgefühl

Der gebürtige Rostocker verwies darauf, dass selbst in Tagen, in denen "vorsichtig von der 'Nation'" geredet wurde, "ganz selbstverständlich von 'Nationalmannschaft' die Rede war: Im Fußball war die Erinnerung daran, eine Nation zu sein, noch wach geblieben."

Die "großartige Botschaft" dieser Mannschaft sei zudem der interne Zusammenhalt, "die ganz selbstverständliche Spiegelung der Einwanderungsgesellschaft". Und so schwärmte der 74-Jährige: "Was für eine starke und sympathische, sportlich und menschlich rundum begeisternde Mannschaft."

Und zwar mit "Fußball, der oft, meistens begeisternd war, der Freude und Spaß ausgelöst hat und der meilenweit entfernt war von einer verbissenen Erfolg-um-jeden-Preis-Mentalität".

Ein Land der Weltmeister

Es sei "ein Land Weltmeister geworden, das schon seit einiger Zeit zu einem entspannten, aufgeklärten Patriotismus gefunden hat, sichtbar spätestens seit dem Sommermärchen von 2006.

Deswegen dürfen wir uns darüber freuen, dass uns niemand den Titel neidet, und die Welt konnte sich ehrlich mit uns freuen. Das ist vielleicht die schönste Erfahrung mit diesem vierten Weltmeistertitel."

Die 21 anwesenden Spieler - André Schürrle und Julian Draxler fehlten wegen Reha-Maßnahmen - hätten "dem großen Buch des Fußballs mit seinen legendären Helden und Mannschaften ein besonders schönes schwarz-rot-goldenes Schmuckblatt hinzugefügt", lobte der Bundespräsident.

Lahm bedankt sich für Unterstützung

Der nach der WM zurückgetretene Kapitän Philipp Lahm bedankte sich bei Gauck und Merkel für die Unterstützung: "Es war immer etwas Besonderes, wenn Sie bei uns in der Kabine waren."

Anschließend überreichte er einen goldenenen Bildband "One Night In Rio", weil Sie "zwar dabei waren, aber eben nicht die gesamten sechs Wochen".

Insgesamt waren am Montag 130 Gäste im Schloss Bellevue anwesend. Neben Merkel, Innenminister Thomas de Maizière, FIFA-Boss Joseph S. Blatter und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gehörten auch die brasilianische Botschafterin, Mitglieder des Sportausschusses und die sportliche Leitung sowie der Betreuerstab der Nationalelf dazu.

Am Abend stand im Berliner Sony-Center die Weltpremiere des WM-Films "Die Mannschaft" auf dem Programm.

Bierhoff schon fünf Mal geehrt

Zur Einstimmung im Schloss Bellevue wurden noch einmal bewegende Bilder von der Titelfeier auf der Berliner Fanmeile gezeigt. Die "darstellerischen Leistungen" gingen mit den sportlichen noch nicht ganz einher, meinte Gauck schmunzelnd: "Aber man muss ja noch Ziele haben.

" Nach der Verleihung sang Andreas Bourani den WM-Hit "Auf uns", zahlreiche Weltmeister wippten mit. Zu guter Letzt gab es noch ein Gruppenfoto mit Ehrennadeln und WM-Pokal.

Die Spieler, die nach den Weltmeisterschaften 2002, 2006 oder 2010 bereits das Silberne Lorbeerblatt erhalten hatten, bekamen dieses Mal eine Ehrennadel. Teammanager Oliver Bierhoff wurde bereits zum fünften Mal geehrt: "Ich kann mir bald einen Kranz machen", sagte er.

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