Böhrnsen: Kritik an Länderspiel-Entzug

SID
Jens Böhrnsen verurteilt das Vorgehen von DFB und DFL
© getty

In Bremen bläst dem DFB nach der Verlegung des EM-Qualifikationsspiels gegen Gibraltar (14. November) nach Nürnberg weiter ein rauer Wind entgegen. Die Reaktion des DFB auf die Pläne des Bremer Senats zur künftigen Beteiligung der DFL an Polizeieinsätzen bei Fußballspielen im Weserstadion hat nun auch Bremens SPD-Regierungschef Jens Böhrnsen auf den Plan gerufen.

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Böhrnsen verwahrte sich in einer Mitteilung des Rathauses "im Namen der Freien Hansestadt Bremen dagegen, dass mit unlauteren Mitteln Druck gegen eine demokratisch legitimierte Entscheidung des Senats ausgeübt werden soll. Das ist kein Umgang mit einem gewählten Parlament und einer Landesregierung. Wir weisen ein solches Verfahren aufs Schärfste zurück", sagte Böhrnsen ähnlich wie zuvor schon sein Innensenator Ulrich Mäurer.

Zuvor hatte Böhrnsens Parteikollege und Initiator der Idee, Björn Tschöpe, den Entzug des Länderspiels durch den DFB mit drastischen Worten kommentiert. "Der Versuch, eine demokratisch legitimierte Regierung und ein frei gewähltes Parlament mit dem Entzug von Sportveranstaltungen erpressen zu wollen, ist unverschämt und offenbart ein problematisches Demokratieverständnis", sagte Tschöpe der Bild.

Filbry weist Kritik zurück

Werders Klubchef Klaus Filbry wies dies auf der Internetseite des Klubs zurück: "Es gibt deutliche Absprachen zwischen dem Sport und der Innenministerkonferenz. Und Bremen ist jetzt das einzige von 16 Bundesländern, das einfach mal entscheidet, sich nicht daran halten zu wollen, aber die zusätzlichen Leistungen des SV Werder für mehr Sicherheit im Rahmen des Zehn-Punkte-Plans gerne mitgenommen hat. Jetzt von 'Erpressung' zu reden, ist die Krönung dieses Vorgehens."

Der Bürgermeister forderte die Fußball-Verbände und auch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der auch schon Konsequenzen aus den Senatsplänen angekündigt hat, zur Rückkehr auf die sachliche Ebene auf: "Argumente auszutauschen, vielleicht auch mit heftigen Tönen, und sich am Ende einem möglichen Urteil zu stellen, das ist die richtige Art. Keine Art ist es dagegen, demokratische legitimierte Regierungen unter Druck zu setzen."

Böhrnsens Wirtschaftssenator Martin Günthner wertete die DFB-Entscheidung als anmaßend. "Wer so tut, als sei die Vergabe eines Länderspiels gegen Gibraltar ein Gnadenbrot des DFB für die darbende Bremer Fußballseele, der legt ein maßlos überstiegenes Rollenverständnis an den Tag", zitierte der "Weser-Kurier" das SPD-Regierungsmitglied.

Demnach fügte Günthner hinzu: "Beim DFB mag ja mancher der Auffassung sein, dass König Fußball die Welt regiere, für Bremen gilt dies nicht. Da regiert ein demokratisch legitimierter Senat."

Werder-Vorwürfe zurückgewiesen

Die Kritik von Bundesligist und Stadionbetreiber Werder Bremen an der Gesetzesvorlage sowie die Vorwürfe von Bremens Trainer Robin Dutt ("Die Politik muss sich mal angewöhnen, über den Tellerrand zu schauen und nicht immer populistisch irgendwelche Dinge rauszuhauen. Muss man halt das Kreuz woanders setzen nächstes Mal.") wies Günthner ebenfalls zurück.

Aus seiner Sicht sei Werders Rolle in der Angelegenheit wenig souverän: "Trainer, die mit Wahlempfehlungen für prima Klickzahlen im Internet sorgen, Vereinspräsidenten, die Parteibücher hinwerfen, Vorstandsvositzende, die dem DFB nach dem Munde reden: All das wirkt wenig durchdacht und souverän."

Werders Klubchef Klaus Filbry hatte am vergangenen Freitag die Länderspiel-Verlegung nach Nürnberg als "nachvollziehbare Entscheidung" bezeichnet. Seinen Angaben zufolge verliert die Bremer Stadiongesellschaft durch den Ausfall des Länderspiels an der Weser rund 600.000 Euro.

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