Die Suche nach den Streichkandidaten

Von Stefan Rommel
Joachim Löw wird nach dem Trainingslager in Südtirol einige Spieler nach Hause schicken
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Das Mittelfeld:

Traditionell immer der umfangreichste Mannschaftsteil, nun mit 15 Spielern aber schon über die Maßen aufgebläht. Hier wird es am meisten "Härtefälle" geben. Für gewöhnlich besteht der Mannschaftsteil aus neun oder zehn Spielern.

Das Herz von Löws Mannschaft sind im Mittelfeld beheimatet, hier kann er auch auf die größte Erfahrung einzelner Spieler zurückgreifen. "Das Gerüst der Mannschaft ist bereits seit vielen Jahren zusammen. Viele unserer Spieler wissen, worauf es bei einem großen Turnier ankommt. Ich bin sicher, dass wir von davon profitieren werden, dass ein Großteil des Kaders international schon viel erlebt hat."

Gemeint sind damit Lukas Podolski (112 Länderspiele), Bastian Schweinsteiger (101), Mesut Özil (53), Thomas Müller (47), Toni Kroos (42), Andre Schürrle (31), Mario Götze (27), Marco Reus (19) - und Sami Khedira (44). Während alle anderen Genannten gesetzt sind, stellt Khedira die eine Ausnahme ein, die sich Löw angesichts der angespannten Personallage in den letzten Wochen selbst zugestanden hatte.

Khedira ist erst vor zwei Wochen ins Mannschaftstraining von Real Madrid zurückgekehrt und hat erst einTestspiel für die Königlichen seit seinem Kreuzbandriss im Herbst absolviert. Vom Credo, nur absolut fitte Spieler, die voll im Rhythmus sind, mitzunehmen, ist Löw im Fall Khedira abgewichen.

"Seine Perspektive sehen wir sehr positiv, das hat Sami seinem Willen, seiner Disziplin und Zielstrebigkeit zu verdanken. Er gehört zu den Spielern, die eine große Bedeutung für das Team haben, auf und neben dem Platz. Natürlich haben wir die Hoffnung, dass wir ihn noch an die höchsten Belastungen, die eine WM mit sich bringt, heranführen können", sagt Löw.

Das große Fragezeichen hinter Khedira versucht Löw offenbar mit den Nominierungen von Lars Bender und Matthias Ginter abzufedern. Bender hat mit Bayer Leverkusen eine verkorkste Rückrunde absolviert und dürfte es schwer haben, die Reise nach Brasilien mitanzutreten. Ginter gilt als Geheimtipp. Auch, weil der Freiburger sowohl im defensiven Mittelfeld als auch in der Innenverteidigung spielen kann und seine Qualitäten auf beiden Positionen in dieser Saison abermals unter Beweis gestellt hat.

Andre Hahn, Leon Goretzka und Max Meyer sind die krassen Außenseiter. Goretzka und Meyer gehören wie die anderen Neulinge Durm und Kevin Volland zu jener Gruppe von Spielern, die sich über starke Leistungen unter anderem in den Juniorenteams in den Fokus gespielt haben und als Perspektivspieler eingeladen wurden.

Augsburgs Hahn war gegen Chile immerhin schon einmal bei der Nationalmannschaft dabei, verpasste beim Test Anfang März aber sein Debüt für Deutschland. Der Senkrechtstarter hat sein kleines Tief Mitte der Rückrunde überwunden und scheint auf Grund seiner überragenden körperlichen Voraussetzungen wie geschaffen für das "Turnier der Urkräfte", wie Löw die besonderen Bedingungen in Brasilien gerne einstuft.

Hahn wird sich als klassischer Außenbahnspieler mit Julian Draxler um einen Platz streiten. Der Schalker war wie heute seine Kollegen Goretzka und Meyer vor zwei Jahren einer derjenigen, die ins vorläufige Aufgebot berufen wurden und kurz vor der Abreise nach Danzig noch aus dem Kader gestrichen wurden.

Mittlerweile ist Draxler längst kein Emporkömmling mehr, sondern ein etablierter Bundesliga- und auch Nationalspieler (zehn Einsätze). Trotzdem muss der Schalker gehörig aufpassen: Zum einen fehlte ihm in den letzten Wochen etwas die Form und zum anderen haben auf seinen Lieblingspositionen im linken oder zentralen offensiven Mittelfeld die Konkurrenten zuletzt mächtig aufgedreht.

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