"Natürlich dürfen wir gewinnen"

Thomas Müller im Zweikampf mit U-Nationalspieler Malcolm Cacutalua
© getty

Die deutsche A-Nationalmannschaft testet im Trainingslager in Südtirol erstmals gegen die eigene U 20. Deren Trainer Frank Wormuth zeigt sich im SPOX-Interview erfreut über die Erfahrung und den Austausch mit Bundestrainer Joachim Löw.

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Frage: Herr Wormuth, erstmals spielt die deutsche Nationalmannschaft während der Vorbereitung auf ein Turnier nicht gegen eine Regionalauswahl, sondern gegen eine U-Mannschaft des eigenen Verbands. Wie kam diese Idee zustande, gab es da irgendwelche Vorbilder?

Frank Wormuth: Ich weiß, dass das Spanien schon seit drei Jahren macht, auch die Argentinier nahmen bereits ihre Junioren-Nationalmannschaft mit ins Trainingslager. Hansi Flick und Joachim Löw haben mich bei einem Abendessen während der U-Trainertagung angesprochen und fragten, ob ich mir das vorstellen könne. Und ich habe sofort zugesagt!

Frage: Worin liegt in dieser Konstellation der größte Vorteil?

Wormuth: Es ist einfach effektiver, als gegen eine Regionalauswahl zu spielen, die die Niederlage so gering wie möglich halten möchte und sich nur hinten rein stellt. Und es ist auch besser, als wenn die A-Elf zwei Mannschaften bildet und gegeneinander spielt. Unsere U 20 hat neben ihrer technischen und taktischen Klasse auch einen gewissen Ehrgeiz, die Teams kennen sich nicht gegenseitig. Dadurch ist der Wettkampfcharakter deutlich höher.

Frage: Gibt es auch einen Vorteil für Sie als Trainer?

Wormuth: Wenn man den Fußballlehrerlehrgang drei Jahre lang aufbaut, verkommt man irgendwann zum Theoretiker - auch wenn ich zuvor schon 20 Jahre als Trainer tätig war. Durch meine vier Jahre bei der U 20 erkenne ich: Das eine ist Theorie, das andere Praxis. Wenn ich jetzt mit den angehenden Fußballlehrern diskutiere, kann ich gewisse Themen zur U 20 mitnehmen, sie austesten und dann im Lehrgang mit Bildern demonstrieren. Das hilft mir sowohl als Coach, als auch als Dozent vor der Gruppe.

Frage: Das erste Testspiel, das über vier Mal 20 Minuten ging, verlor Ihr Team mit 1:7. Frustrierend, oder?

Wormuth: Nein, frustrierend ist das überhaupt nicht. Wir sind hier Trainingspartner - und nicht Gegner. Wichtig für uns ist: Wir werden von der A-Nationalmannschaft gebrieft, wie wir zu spielen haben. Dadurch öffnen wir manchmal auch Tor und Tür. Das Ergebnis ist bei allem Ehrgeiz doch eher unwichtig, sondern dass wir die A-Elf in den festgelegten Schwerpunkt hineinbekommen.

Frage: Was meinen Sie damit?

Wormuth: Wir sollten vorne attackieren und dort dann ein bisschen so wie Chile Eins-gegen-eins spielen. Dazu mussten wir tief stehen und nach Ballgewinn ein Konterspiel aufziehen. Und um noch einmal auf das deutliche Ergebnis zurück zu kommen: Wenn wir also im Angriffspressingverhalten Eins-gegen-eins über den ganzen Platz spielen sollen, dann ergeben sich automatisch Tormöglichkeiten für den Gegner - zumal wir ja nicht gegen irgendjemanden spielen.

Frage: Ist es schwer, die Spieler auf die unterschiedlichen Herangehensweisen einzustellen?

Wormuth: Nein, das ist kein Problem. Ich sage ihnen, was wir zu tun haben, wir schauen uns dazu ein paar beispielhafte Szenen an und dann wird das trainiert.

Frage: Wie sprechen Sie sich mit dem Bundestrainer genau ab?

Wormuth: Das ist gänzlich unkompliziert. Entweder wir telefonieren oder ich fahre rüber ins Mannschaftshotel der A-Elf und dann klären wir das dort beim Mittagessen. Dieses Vorgehen ist an sich auch nichts Weltbewegendes, das gibt es im Vereinsfußball ja auch ständig: Die B-Mannschaft versucht, die A-Mannschaft in vorher festgelegte Situationen zu bringen, um diese zu trainieren.

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