Ein Testlauf für Brasilien

Von Marco Heibel
Im Zuge des CL-Finals konnte sich das DFB-Team um Jogi Löw in aller Ruhe auf das Spiel vorbereiten
© getty

Im Schatten des Champions-League-Endspiels hat sich die deutsche Nationalmannschaft in der Hitze Floridas rund eine Woche lang in aller Ruhe auf den ersten Test ihrer USA-Reise vorbereiten können. In Boca Raton wartet am Mittwoch eine schwere Aufgabe auf die arg dezimierte Löw-Elf: Ecuador ist aktuell die Nummer zehn der FIFA-Weltrangliste und die Nummer zwei in Südamerika.

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Über 30 Grad im Schatten erwarten die Meteorologen für das Spiel Deutschland gegen Ecuador, das um 14:30 Uhr Ortszeit angepfiffen wird, um dem deutschen Fernsehpublikum um 20:30 Uhr (MESZ) Unterhaltung zur besten Sendezeit zu bieten. Die Partie ist damit auch ein Testlauf für die Weltmeisterschaft in knapp einem Jahr in Brasilien, wo zahlreiche Spiele ebenfalls zur Mittagszeit über die Bühne gehen werden. Zwar herrscht auf der Südhalbkugel derzeit Winter, doch je nach Spielort wird es auch dort eine schweißtreibende Angelegenheit werden.

Allein aus diesem Grund lohnt sich die in Deutschland nicht selten belächelte Länderspielreise bereits, die ohne die Nationalspieler aus München, Dortmund, Stuttgart und von Real Madrid über die Bühne geht. Einzig Dortmunds Sven Bender wird zusammen mit Lazio-Legionär Miroslav Klose für den zweiten Test am Samstag in die USA nachreisen.

Startelf-Debüt für Kruse?

Bundestrainer Joachim Löw hatte bereits bei der Nominierung angekündigt, jeden der vier Debütanten (Max Kruse, Sidney Sam, Philipp Wollscheid, Nicolai Müller) einsetzen zu wollen. Aufgrund der dünnen Personaldecke im Sturm könnte dem Noch-Freiburger und Bald-Gladbacher Kruse gegen Ecuador sogar ein Startelf-Einsatz winken.

Bislang fand der Bundestrainer ausschließlich lobende Worte für den 25-Jährigen, der als falsche Neun auflaufen könnte: "Mir gefällt, wie sich Max Kruse einbringt. Er ist ein spielender Stürmer, der viel in Bewegung ist und Gefahr ausstrahlt."

Kruse selbst redet von seiner "letzten Chance" im Kreis der deutschen Elite. Er spricht damit stellvertretend für viele Kollegen im DFB-Kader, wie die Rückkehrer Aaron Hunt, Marcell Jansen oder Stefan Reinartz, die sich in den USA allesamt für einen Kaderplatz bei der WM 2014 empfehlen wollen. "Die Spieler sind mit großer Leidenschaft bei der Sache, es ist zu spüren, dass alle ihre Chance nutzen wollen", sagte Löw im "SID"-Interview.

Podolski muss sich bewähren

Neben den Neulingen und Rückkehrern Löw so weit möglich auf Erfahrung: Die beiden Arsenal-Stars Lukas Podolski (108 Länderspiele) und Per Mertesacker (88 Länderspiele) sind in der Startelf gesetzt. Interessant wird sein, wem der beiden Löw für dieses Spiel die Kapitänsbinde geben wird. Vor allem Podolski, dem Manager Oliver Bierhoff jüngst ein "Jahr des Stillstands" attestierte, muss sich beweisen.

Als Fixsterne in Löws Planungen für das Ecuador-Spiel gelten außerdem die deutsche Nummer zwei Rene Adler ("Ich habe verletzungsbedingt eine WM und eine EM verpasst, ich will jetzt Gas geben") sowie die zuletzt wie Podolski hinter Özil, Götze, Reus und Müller anstehenden Andre Schürrle und Julian Draxler. Beide waren zwischenzeitlich leicht angeschlagen, dürften aber rechtzeitig fit werden. Löw standen im Abschlusstraining alle Spieler zur Verfügung, auch der ebenfalls angeschlagene Mertesacker konnte mitwirken.

Ecuador: erfolgreich und selbstbewusst

Löw zeigte derweil großen Respekt vor dem Gegner, der in der FIFA-Weltrangliste unter anderem vor Frankreich oder Brasilien rangiert und sein WM-Ticket so gut wie sicher hat: "Das ist eine spielstarke und sehr robuste Mannschaft. Die werden uns alles abverlangen. Das ist ein Heimspiel für Ecuador. Das sind ihre Bedingungen."

Im Gegensatz zum Gruppenspiel bei der WM 2006, das Deutschland leicht und locker mit 3:0 gewann, geht Ecuador mit riesigem Selbstbewusstsein ins zweite Länderspiel gegen die DFB-Elf. "Diese Mannschaft ist die wohl beste unserer gesamten Geschichte", kündigte beispielsweise Mittelfeldspieler Oswaldo Minda vollmundig an.

Die Stars des Teams sind Manchester Uniteds Antonio Valencia und Dinamo Moskaus Christian Noboa, doch Ecuadors kolumbianischer Nationaltrainer Reinaldo Rueda sieht die Stärke seiner Elf vor allem in der Geschlossenheit begründet: "Im Team steckt ein prima Mannschaftsgeist, deswegen ist es schwer, gegen uns zu gewinnen."

Voraussichtliche Aufstellungen:

Deutschland: Adler - Höwedes, Mertesacker, Westermann, Jansen - L.Bender, Reinartz - Draxler, Podolski, Schürrle - Kruse

Ecuador: Dominguez - Paredes, Erazo, Achillier, Ayovi - Valencia, Guinonez, Castlille, Noboa - Montero - Benitez

Der DFB-Kader im Überblick