Ein Gerüst mit drei Fragezeichen

Von Für SPOX in Tourrettes: Stefan Rommel
In diese 23 Spieler setzt Jogi Löw bei der EM 2012 sein Vertrauen
© Getty

Nach knapp drei Wochen neigt sich eine zerstückelte Vorbereitung des DFB-Teams dem Ende zu. Bundestrainer Joachim Löw hat viel trainiert und getestet und am Ende seinen Kader auf die zulässige Größe von 23 Spielern geschrumpft.

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Die Mannschaft braucht jetzt Struktur und und muss in den kommenden Tagen eine Stammelf entwickeln, die das erste EM-Spiel gegen Portugal erfolgreich bestreiten kann.

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Die ganz dicken Überraschungen sind bisher ausgeblieben. Dafür gibt es erfreulich viele Alternativen - aber auch drei große Fragezeichen. Eine Bestandsaufnahme.

Die Stammkräfte:

Manuel Neuer: Über den Bayern-Keeper gibt es keine Diskussionen. Zwar hat er nicht seine beste Saison gespielt, in der Nationalmannschaft ist Neuer aber unumstritten die Nummer eins und wird auch jedes Spiel - so er denn verletzungsfrei bleibt - spielen.

Holger Badstuber: Laut Mats Hummels gesetzt. Ähnlich dürfte es auch der Bundestrainer sehen. Badstuber hat eine gute Saison hinter sich, bei den Bayern als Konstante links in der Innenverteidigung etabliert. Tolle Spieleröffnung, genaue Diagonalbälle. Auch wenn er die bei Löw nicht so oft spielen darf. Muss sich vom Bayern- auf den DFB-Stil nicht groß umstellen.

Philipp Lahm: Links oder rechts in der Viererkette gesetzt. Die Tendenz derzeit: Lahm soll auf links bleiben, den Test gegen Israel bestreitet der Kapitän anders als bei den Bayern auf dem linken Flügel. Vorteil: Gibt Podolski dadurch die nötige Defensivstabilität. Nachteil: Tut sich defensiv rechts etwas leichter und würde mit Müller seinen Bayern-Kollegen vor sich haben. Natürlich absolut unumstritten.

Sami Khedira: Löw fordert "drei zentrale Mittelfeldspieler, die alles spielen können." Khedira ist einer davon, bringt zudem noch seine enorme Laufleistung und ein verstärktes defensive Moment mit ein. Sein Spiel mag größtenteils unauffällig sein, sein Wert für die Mannschaft ist enorm.

Thomas Müller: Hatte zwar nicht das beste Jahr, zeigte gegen Ende der Saison aber aufsteigende Form. Hat im Trainingslager schnell die richtige Mischung zwischen Fokussierung und Lockerheit gefunden. Als Lückenreißer unverzichtbar, mit dem Gespür für den richtigen Laufweg im richtigen Moment und schlauen Ideen. Auch wenn Löw "mehr Alternativen" im Offensivspiel sieht - Müller ist nahezu alternativlos.

Mesut Özil: Im Offensivzentrum die klare Nummer eins. Löws wichtigster Spieler zwischen den gegnerischen Linien. Seine Technik und sein Auge haben ihn bei Real Madrid zu einem enorm wichtigen Spieler gemacht. An einem guten Tag führt er seine Mannschaft fast alleine zum Sieg.

Lukas Podolski: In der öffentlichen Wahrnehmung oft ein Wackelkandidat. Für den Bundestrainer aber auf der linken Seite im Mittelfeld gesetzt. Löw schätzt Podolskis Dynamik und das Tempo in seinem Spiel, das es Spielern wie Özil oder Müller einfach macht, die Bälle in die Tiefe zu spielen. Hat sich auch defensiv verbessert. Zudem enorm wichtig für die Stimmung im Team.

Dran an der Startelf:

Jerome Boateng: Sein Nachteil: Kann 89 Minuten perfekt spielen, streut dann aber plötzlich eine Unachtsamkeit ein. Seine Vorteile: bringt für einen Verteidiger alles mit, kann jede Position in der Viererkette spielen. Wird gegen Israel rechts hinten getestet, was auch die Position sein dürfte, die er bei der EM bekleiden kann. Aber: Auch noch mit Außenseiterchancen auf den Platz neben Badstuber. Schließlich würden die beiden Bayern das einzige eingespielte Pärchen bilden.

Mats Hummels: Der beste Innenverteidiger der abgelaufenen Saison kämpft weiter um seinen Platz im Team. Hummels ist ein Leadertyp, will anführen. Bekommt dafür im DFB-Dress aber bisher nicht so recht die Gelegenheit. Die Umstellung von BVB- auf DFB-Modus in seinem Spiel wiegelt er immer etwas ab. Der Konkurrent heißt Merteaacker.

Per Mertesacker: Nach über drei Monaten Verletzungspause noch nicht wieder bei 100 Prozent Fitness und Leistungsvermögen. Dabei soll er die Abwehr bei der EM offenbar anführen. Bleibt aber auch nach den Eindrücken von Tourrettes eines von drei großen Fragezeichen.

Bastian Schweinsteiger: Reiste mit einem hartnäckigen Bluterguss im Fuß und bösen Gedanken an das CL-Finale nach Südfrankreich. Absolviert nur Einzeltraining und steht deshalb auch für den Test gegen Israel auf der Kippe. Eigentlich der Chef im defensiven Mittelfeld. Derzeit aber das zweite Fragezeichen in den Planungen des Bundestrainers.

Toni Kroos: Je nach Gegner und eigener (offensiverer) Ausrichtung die erste Alternative für Khedira. Oder dessen Nebenmann, sollte Schweinsteiger nicht fit werden. Der Prototyp des Zwischenspielers - unter Umständen auch auf dem linken Flügel oder in der Offensivzentrale einsetzbar.

Miroslav Klose: Löws Stürmer Nummer eins, wenn er fit ist. Dafür fehlen aber noch ein paar Prozent. Insofern steht auch hinter Klose noch ein Fragezeichen. Klose und der Bundestrainer sind sich einig, dass der Routinier seinen Rückstand bis zum 9. Juni aufholen wird. Schafft Klose das, wird er den Platz der einzigen Spitze im 4-2-3-1 einnehmen. Falls nicht...

Mario Gomez: ...steht Gomez bereit. Nicht so beweglich und spielstark wie Klose, vor dem Tor aber kühler. Seine Qualitäten bei Abschlüssen im Strafraum sind beeindruckend. Für den DFB-Fußball aber einen Hauch weniger prädestiniert als Klose.

Seite 2: Die zweite Reihe und Ersatzkeeper

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