Deutschland - Türkei: Ein Spiel der Superlative

Von SPOX
Heiko Westermann wechselte in dieser Saison vom FC Schalke 04 zum Hamburger SV
© Getty
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Die Prominenz ist da: Alle Präsidenten der 18 Süper-Lig-Klubs wurden eingeladen - fast alle folgten der Einladung nach Berlin. Auch Premier Minister Recep Tayyip Erdogan wird am Freitag in Begleitung einiger Abgeordneter anreisen. Seine 20-köpfige Security-Entourage soll übrigens schon seit ein paar Tagen in Berlin sein. Insgesamt sind rund 70 türkische Spitzenpolitiker in Berlin - und natürlich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff sowie etliche Abgeordnete des Kabinetts.

Die Stars fehlen: Über Bastian Schweinsteigers Ausfall ist genug gesagt und geschrieben worden. Aber auch die Türken hat seinen wichtigsten Spieler nicht auf dem Rasen. Arda Turan musste schweren Herzens die Rückreise antreten, nachdem sein Klub Galatasaray enormen Druck auf den Verband gemacht hatte. Gala befürchtete, dass der Spielmacher die gesamte Hinrunde hätte ausfallen können, wenn er trotz seiner Verletzung aufgelaufen wäre. Über Ardas Qualitäten sagt Türkei-Experte Christoph Daum: "Er ist die Seele des Spiels. Arda ist in der Lage, drei Mann in einer Telefonzelle auszuspielen."

Kennen Sie Jenk Bieck? Der 32-Jährige wird heute Abend die Nationalhymnen beider Länder singen. Der Tenor heißt eigentlich Cenk Biyik und arbeitet für die Wiener Volksoper. Da sein Name nie richtig ausgesproche wurde, hat man sich dafür entschieden, seinen Namen auf Plakaten so zu schreiben, wie man ihn ausspricht. Auf den gebürtigen Istanbuler hört heute Abend ganz Deutschland und die ganze Türkei.

Die Sache mit dem Heimspiel: Beim letzten Duell auf deutschem Boden in München war das Olympiastadion fest in türkischer Hand, rund 50.000 Türken machten das Stadion damals zur Roten Hölle. Das soll diesmal nicht passieren, also hat der DFB  "nur" 15.000 Tickets an den türkischen Verband abgegeben. Offiziell sind die deutschen Fans damit in der Überzahl. Inoffiziell werden heute Abend trotzdem rund 35.000 Türken im Berliner Olympiastadion erwartet.

Mehr Sicherheit als bei der WM: 3000 Sicherheitskräfte hat der DFB bemüht, um der Massen Herr zu werden und alles in geordneten Bahnen ablaufen zu lassen. Vor allem Bengalos und Rauchbomben sollen rigoros konfisziert werden. Deshalb sind im Stadion 1400 Ordner bei der Arbeit, an den Einlasskontrollen wird gefilzt "wie am Flughafen", wie ein Sicherheitsbeamter sagt.

Familienbande: Mit dabei sein werden auch die Familien der vielen Deutsch-Türken im türkischen Team. Ömer Erdogans Familie kommt aus Kassel, die Altintop-Brüder werden aus Gelsenkirchen verstärkt, Nuri Sahin aus Dortmund und Ceyhun Gülselam aus München. Den kürzesten Weg haben die Verwandten von Hakan Balta. Der Linksverteidiger kommt aus Berlin und wir heute Abend der einzige Berliner auf dem Platz sein.

Wedding rüstet auf: In Berlin leben rund 200.000 Türken, was die deutsche Hauptstadt nach Istanbul und Ankara quasi zur drittgrößten türkischen Gemeinde überhaupt macht. Der größte Teil davon lebt im Berliner Bezirk Wedding und bringt sich für die Partie schon in Stellung. Aus vielen Fenstern flattern türkische Fahnen, allerdings ist auch Schwarz-Rot-Gold vertreten.

Die direkten Duelle: In 18 Begegnungen gab es für das deutsche Team zwölf Siege, drei Unentschieden und drei Niederlagen. Das Torverhältnis aus Sicht der DFB-Auswahl lautet 43:12. Der letzte Sieg war das 3:2 im EM-Halbfinale, die letzte deutsche Niederlage ein 1:2 aus dem Jahr 2005. Das erste Spiel überhaupt gewannen übrigens die Türken. 1951, mit 2:1 - vor 90.000 Zuschauern in Berlin.

Asketisches Leben: Im Stadion herrscht absolutes Alkoholverbot. Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf ging sogar noch einen Schritt weiter und schrieb alle gastronomischen Betriebe im Umkreis von 500 Meter ums Stadion an, forderte sie auf, am Freitag nur Leichtbier statt normalem Vollbier auszuschenken.

Auf zum Gebet? Vor der Sehitlik-Moschee im Berliner Bezirk Neu-Kölln herrscht am Freitag große Betriebsamkeit. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass die türkische Nationalmannschaft im Laufe des Tages hier noch zum Gebet erscheinen wolle.

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