Löw: "Lahm wichtiger Ansprechpartner für mich"

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Joachim Löw spricht über seine Entscheidung
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Bundestrainer Joachim Löw ist von den Qualitäten seines neuen Nationalmannschaftskapitäns Philipp Lahm überzeugt: "Er ist ein Spieler, der klar und deutlich seine Meinung äußert."

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Joachim Löw spricht darüber, wie er sich nach dem WM-Aus von Michael Ballack für einen neuen Mannschaftsführer entscheiden musste, welche Qualitäten Philipp Lahm dafür befähigen und welche Rolle der Bundestrainer für Bastian Schweinsteiger während der WM vorgesehen hat.

Frage: Was hat den Ausschlag für Philipp Lahm als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika und Bastian Schweinsteiger als Vize-Kapitän gegeben?

Joachim Löw: Beide haben gezeigt, dass sie in der Lage sind, diese Verantwortung zu übernehmen. Sie haben seit Jahren eine tragende Rolle bei der Nationalmannschaft und auch in der vergangenen Saison bei Bayern München bewiesen, dass sie Verantwortung übernehmen können. Zudem haben beide eine tolle Saison gespielt.

Frage: Entschieden haben Sie sich aber für Lahm. Warum?

Löw: Philipp kann die Dinge, die der Trainer verlangt, auf dem Platz sehr gut umsetzen. Er ist jemand, der klar und deutlich seine Meinung äußert. Er ist ein Spieler, der sich viele Gedanken macht.

Frage: Kritiker sagen schon wieder, Lahm sei nicht so dominant wie zum Beispiel ein Lothar Matthäus, ein Oliver Kahn oder auch ein Michael Ballack...

Löw: Das sehe ich nicht so. Ich weiß nicht, ob er weniger dominant ist. Lahm äußert seine Meinung über Dinge, die in der Mannschaft passieren, immer klar und deutlich. Er hat auch ein Auge für die Dinge, die auf dem Platz passieren. Er macht sich unheimlich viele Gedanken und ist ein wichtiger Ansprechpartner für mich, sein Feedback ist immer offen und ehrlich.

Frage: Wie wichtig ist es denn, dass Lahm auf dem Platz Unterstützung erhält?

Löw: Dem Mannschaftsrat um Lahm mit Miroslav Klose, Per Mertesacker, Arne Friedrich und Bastian Schweinsteiger kommt eine noch wichtigere und bedeutsamere Rolle als in der Vergangenheit zu. Schweinsteiger soll auf dem Platz der emotionale Leader sein, der die Rolle von Michael Ballack einnimmt. Er hat mit dieser Aufgabe genug zu tun.

Frage: Miroslav Klose war als erfahrenster Nationalspieler mit seinen 94 Länderspielen ebenfalls als Kandidat gehandelt worden. War er enttäuscht, dass er kein Kapitän geworden ist?

Löw: Miro hat das sportlich und fair hingenommen. Er hat gesagt, dass er seine Rolle auch ohne Kapitänsbinde ausfüllen kann, er braucht das nicht als Selbstbestätigung. Wir brauchen ihn, denn er ist vor allem für unsere vielen jungen Spieler ein wichtiger Ansprechpartner. Das Wichtigste ist, dass er sich auf den sportlichen Bereich konzentriert. Er hat bei den Bayern eine schwierige Saison hinter sich und zuletzt nicht so viel gespielt, deshalb müssen wir ihn wieder in Form bekommen. Er hat aber das Selbstbewusstsein und freut sich auf die WM.

Frage: Lahm und Schweinsteiger sowie Jörg Butt und Thomas Müller werden beim Länderspiel in Ungarn nicht dabei sei. Was erwarten Sie ohne dieses Bayern-Quartett von diesem Spiel?

Löw: Wir wollen in Ungarn manche Dinge umgesetzt sehen, die wir jetzt trainiert haben. Wir gehen dieses Spiel sehr seriös an. Ich habe morgen auch noch mal die Gelegenheit, den einen oder anderen zu sehen. Zum Beispiel kann ich Marcell Jansen noch mal testen, ob er in der Lage ist, auch in der Wettkampfsituation seine Leistung abzurufen.

Frage: Müssen sich auch noch einmal die Stürmer beweisen, nachdem Sie Ihnen vor den Verletzungen von Ballack und Christian Träsch eine WM-Garantie gegeben hatten?

Löw: Grundsätzlich habe ich gesagt, dass alle Stürmer die Berechtigung haben, dabei zu sein. Ich will jetzt aber noch das Spiel und das weitere Training abwarten. Ich will keine Garantien abgeben, obwohl ich grundsätzlich der Meinung bin, dass man alle Stürmer braucht.

Frage: Bis zum 1. Juni müssen sie noch zwei Spieler aus Ihrem Aufgebot streichen. Gibt es eine Tendenz?

Löw: Die letzte Entscheidung treffe ich, wenn es sein muss, unmittelbar vor der Frist. Ich habe im Moment keine zwei Spieler im Kopf, die es treffen könnte. Die Entscheidung wird brutal sein, nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Trainer. Alle arbeiten auf unglaublich hohem Niveau. Wir warten jetzt das Spiel in Ungarn ab, das uns noch mal wichtige Erkenntnise vermitteln soll.

Frage: Kann Ihre junge Mannschaft bei der WM dem Erwartungsdruck standhalten?

Löw: Wir müssen jetzt alle Kräfte bündeln. Die jungen Spieler haben mir im Training gezeigt, dass ich auf sie zählen kann. Sie müssen jetzt über sich hinauswachsen, und ich bin optimistisch, dass ihnen das gelingt.

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